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"Maidan nicht faschistisch"

Bernd Gräßler14. März 2014

Russische Medien verbreiten seit Wochen, die Bewegung des Maidan in Kiew sei faschistisch unterwandert und antijüdisch. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in der Ukraine widerspricht im DW-Interview.

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Ukraine Russland Krim-Krise 06.03.2014 (Foto: Getty Images)
Bild: Dimitar Dilkoff/AFP/Getty Images

Der Vorsitzende der Vereinigung jüdischer Organisationen und Gemeinden (VAAD) in der Ukraine, Josef Zissels, hat den Vorwurf, die Bewegung des Maidan sei faschistisch dominiert, als russischen Propagandatrick bezeichnet. Aus sowjetischen Zeiten wisse man, "dass jeder der sich gegen Russland wendet, zum Faschisten gemacht wird", sagte Zissels in einem Interview mit DW-TV.

Auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, hätten über zwei Millionen Menschen demonstriert. "Sind das jetzt zwei Millionen Faschisten?" Er glaube kaum, dass es so viele Faschisten in der Ukraine gebe. Im Gegenteil hätten viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden die Maidan-Bewegung unterstützt. Um diese Wahrheit bekannt zu machen, veröffentliche seine Vereinigung täglich Porträts dieser Menschen. "Es sind jüdische Eindrücke vom Maidan, positive Bilder, die wir zeigen wollen", erklärte Zissels.

Josef Zissels in seinem Arbeitszimmer Screenshot DW Journal
Josef Zissels warnt vor Präzedenzfall Krim

"Gefährlicher Präzedenzfall"

Der 57-Jährige, der in der einstigen Sowjetunion sechs Jahre wegen "Verleumdung und Herabsetzung der staatlichen Ordnung" im Gefängnis saß, sagte, Putin gehe es im Konflikt um die Krim um den Status Russlands als Imperium, das seine Nachbarn kontrollieren wolle. Zissels, der auch Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) ist, warf zugleich der Europäischen Union vor, sie wolle der Ukraine helfen, aber ohne ein Risiko einzugehen und warnte vor einem Präzedenzfall.

Wenn Russlands Präsident aus der Krim-Krise die Erkenntnis ziehe, dass der Westen und die Europäische Union ihn nicht aufhalten wollten, dann werde er daraus schließen, dass er Gleiches auch mit Ländern wie Litauen, Lettland und Estland machen könne. "Nichts wird ihn dann davon abhalten", betonte Zissels.