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Ulf Kirsten hat in Ost- und Westdeutschland Fußballgeschichte geschrieben.

30. September 2010

Er gilt als einer der besten Torjäger der 1990er Jahre. 49 Länderspiele absolvierte er für die DDR, 51 für die deutsche Nationalmannschaft. Ulf Kirsten hat in Ost- und Westdeutschland Fußballgeschichte geschrieben.

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Der Dresdner Stürmer Ulf Kirsten im DDR-Dress, 1987(Foto: dpa)
Ulf Kirsten im DDR-Dress, 1987Bild: picture alliance / dpa

Sein Weg als Spieler ist eine geradezu typische Erfolgsgeschichte der DDR. Das System Fußball funktionierte. Bereits in der Jugend wurden Sporttalente beobachtet und entsprechend gefördert. Über sogenannte Kinder- und Jugendspartakiaden wurden Talente wie Michael Ballack, Thomas Linke oder Ulf Kirsten entdeckt. Die regelmäßig veranstalteten Wettkämpfe dienten der frühzeitigen Erkennung potenzieller Leistungssportler. Die Spartakiaden waren, zusammen mit den Kreis-, Bezirks- und DDR-Meisterschaften, die wichtigsten sportlichen Wettbewerbe im Kinder- und Jugendbereich der Deutschen Demokratischen Republik.

Gute Ausbildung sorgt für Erfolg

Die spezifische Ausbildung der jungen Kicker erfolgte in den Sportschulen der DDR. Der Fußball stand im Mittelpunkt, doch auch die Schule durfte nicht vernachlässigt werden. Mit schlechten Noten hatte man dort nur wenige Chancen, denn zunächst musste der Aufnahmetest der Sportschule bestanden werden. "Man musste drei, vier Tage einen Test machen, der alles beinhaltete. Technik, Sprint, Sprung und Schusstechnik. Wenn man dann für gut befunden wurde, ist man auf die Sportschule gekommen", berichtet Ulf Kirsten.

Der Tag auf der Schule in Dresden begann früh. Zwischen sechs Uhr Morgens und 18 Uhr Abends war der Tag durchgeplant. Im Wechsel mussten die Jugendlichen zum Schulunterricht und auf den Fußballplatz – alles folgte einem genauen Zeitplan. "Es war ein bisschen wie in der Kaserne", erinnert sich Kirsten. Um 22 Uhr war dann Nachtruhe und die Jugendlichen mussten auf Ihren Zimmern sein.

Im Osten wurde intensiver trainiert

Ulf Kirsten bejubelt sein Tor im Trikot der deutschen Nationalmannschaft (Foto: AP)
Ulf Kirsten schaffte den Sprung von der DDR-Auswahl auch in die deutsche NationalmannschaftBild: AP

Doch die harte Arbeit sollte sich lohnen. Viele der im Osten ausgebildeten Fußballer feierten auch nach der Wende große Erfolge. Der "Schwatte", wie Kirsten genannt wurde, wechselte 1990 zu Bayer Leverkusen und wurde dreimal bester Torjäger der Bundesliga. Der zu erwartende Kulturschock blieb aus, trotzdem gab es Unterschiede, an die er sich erst einmal gewöhnen musste. "Wir haben in der DDR sicher mehr trainiert als hier in Leverkusen. Einen freien Tag kannten wir in Dresden gar nicht." Eine weitere Umstellung war der größere Konkurrenzkampf innerhalb der eigenen Mannschaft, auch das kannte man in der Form nicht in der DDR. "Zwar wurde im Osten mehr und intensiver trainiert, das fußballerische Niveau aber war im Westen etwas höher", gibt Kirsten zu.

Und auf diesem Niveau trainiert er heute die U23 von Bayer Leverkusen. Doch den Anschluss an seine Heimat hat er nie ganz verloren. Mit der Ulf-Kirsten Stiftung fördert er den Jugendfußball bei Dynamo Dresden. 2003 wurden die immer noch zum Standard gehörenden Ascheplätze gegen Rasenplätze ausgetauscht. Es sollte wieder aufwärts gehen mit dem Ost-Fußball, erzählt Ulf Kirsten.

"Fußball ist eigentlich ganz einfach"

Kirsten jubelt im Trikot von Bayer Leverkusen (Foto: AP)
Kirsten (re.) im Trikot von Bayer LeverkusenBild: AP

Vieles, was Kirsten gelernt hat, will er auch seinen Fußballern vermitteln. Er möchte, dass gut organisiert und strukturiert für den Erfolg gearbeitet, immer mit dem nötigen Ehrgeiz. Seine Philosophie ist dabei denkbar einfach. Technische Hilfsmittel sieht er nur begrenzt als nützlich an. "Fußball ist eigentlich ganz einfach. Ich muss nur den Ball von rechts nach links spielen, meinen eigenen Mann anspielen können, das Tor treffen, gut stehen und die Taktik beherrschen. Viele Dinge werden heute mit Wissenschaft belegt und das ist mir zum Teil einen Tick zu viel."

Der Schlüssel für den Erfolg liegt in der Nachwuchsförderung. "Wenn wir vom Osten und Westen das Positive herausnehmen und bündeln, würde das den Fußball weiter voran bringen", sagt Kirsten. Und vielleicht werden die deutschen Mannschaften so auch international auf dem Fußballplatz in Zukunft wieder ernst genommen.

Autor: Thomas Klein

Redaktion: Arnulf Boettcher