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Ulrich Wickert: Die Wüstenkönigin

Wim Abbink16. September 2005

Französische Politiker und dubiose Geldgeschäfte, skrupellose Waffenhändler und Söldner: Ulrich Wickert ist erneut ein rasanter und spannender Krimi gelungen - eine fast wahre Geschichte.

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Erfunden, aber doch fast wahr: Ulrich Wickerts zweiter Kriminalroman "Die Wüstenkönigin - Der Richter in Angola" führt in die Abgründe französischer Realpolitik. Vor einem Geflecht aus Intrige und Korruption, Machtgier, millionenschweren Waffengeschäften und geheimdienstlichem Schlapphut-Milieu entfaltet der "Tagesthemen"-Moderator seinen Thriller.

Buchcover: Wickert - Die Wüstenkönigin

Aktuelle Anküpfungspunkte

Untersuchungsrichter Jacques Ricou aus Wickerts kriminalistischem Erstlingswerk "Der Richter aus Paris" (2003) hat es diesmal mit skrupellosen Waffenhändlern sowie dem brutalen Sicherheitschef einer Ölfirma zu tun, die enge Verbindungen in die höchsten Etagen der Politik pflegen. Durch Zufall fallen ihm brisante Informationen in die Hände, die auf dunkle Machenschaften im Zentrum der Macht deuten. Ricous Ermittlungen führen ihn bis ins einstige afrikanische Bürgerkriegsland Angola. Eine sich anbahnende Liebesaffäre mit der ebenso aparten wie geheimnisvollen dunkelhäutigen Lyse erschwert zunächst seine Ermittlungen, rettet ihm aber später das Leben.

Die jüngste Skandal-Vergangenheit des Landes lieferte Frankreich-Kenner Wickert für seinen Roman üppige Anknüpfungspunkte - und immer wieder den Anlass, sein umfangreiches Detailwissen über französische Attitüden und gesellschaftliche Normen aufblitzen zu lassen. Wer die Politik der Nach-Mitterrand-Ära an der Seine aufmerksam verfolgt hat, dem werden viele Personen trotz fiktiver Namen sehr vertraut vorkommen. Vom erzkonservativen Innenminister korsischer Abstammung bis zum Sicherheitschef "einer großen französischen Ölfirma", von Ricous "mopsiger" Kollegin bis zum geschmierten einstigen Mitterrand-Vertrauten: Sie alle sind erfunden, haben aber sehr reale Vorbilder.

Ulrich Wickert
Ulrich WickertBild: dpa

Französische Doppelmoral

Selbst ein im Roman "vom französischen Staat ausgebildeter und häufig eingesetzter Mörder" ist nicht nur Wickerts Fantasie entsprungen. Ende der 90er Jahre gab es in Frankreich eine öffentliche Debatte, weil es angeblich staatliche Mordpläne gegen einen umstrittenen Anwalt gab. Noch zu den Amtszeiten von Präsident François Mitterrand entschied der Hausherr im Elysee-Palast zahlreichen Berichten zufolge in einem geradezu ritualisierten Verfahren, wer als Staatsfeind auf die Abschussliste gesetzt wurde.

Wickert nutzt die Romanform, um zum einen Frankreichs politische Doppelmoral zu skizzieren, zum anderen, um Spannungsbögen aufzubauen. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Thriller - mit durchaus wahrem Hintergrund.


Ulrich Wickert
Die Wüstenkönigin
Hoffmann & Campe, 2005
ISBN 3-455-08151-7
EUR 21,00