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Viel Lärm um Nichts

19. Dezember 2006

Keine Zwischenfälle, aber ein massives Polizeiaufgebot: In der Deutschen Oper in Berlin wurde am Montagabend (18.12.) Idomeneo wieder aufgeführt. Auch Teilnehmer der Islam-Konferenz waren dabei.

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Idomeneo-Aufführung in Berlin:abgetrennten Köpfe der Religionsstfiter, Foto: dpa
Szene aus Idomeneo: Abgeschlagene Köpfe der ReligionsstifterBild: picture-alliance/ dpa

Die Inszenierung in der Deutschen Oper wurde massiv von der Polizei geschützt. "Noch nie haben wir eine Opernveranstaltung derart abgesichert", sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Insgesamt waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz.

Zu den zahlreichen prominenten Besuchern gehörten Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sowie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Vor Beginn der Aufführung sagte Wowereit, er wolle mit seinem Besuch "ein Zeichen setzen". Es sei falsch gewesen, die Oper im September abzusetzen.

Im September war "Idomeneo" wegen angeblicher islamistischer Drohungen abgesetzt worden, was zu weltweiter Kritik von Künstlern und Politikern bis hin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geführt hatte. Grund für die Gefahrenanalyse: In der Inszenierung von Hans Neuenfels kommt eine umstrittene Szene vor, in welcher der abgeschlagene Kopf des Propheten Mohammed sowie die Köpfe von Jesus, Buddha und Poseidon auf der Bühne gezeigt werden.

Freiheit der Kunst

Ein Demonstarnt hält ein Schild mit der Aufschrift 'Kunstfreiheit opder Jesus Christus!', Foto: AP
Nur wenige Demonstranten missbilligten die Wiederauffnahme von "Idomeneo"Bild: AP

Innenminister Schäuble hatte die Teilnehmer der von ihm einberufenen Islam-Konferenz eingeladen, mit ihm die Aufführung zu besuchen. Der Einladung kamen allerdings mehrere prominente Muslime nicht nach. So wollte weder der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, noch der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, die umstrittene Inszenierung besuchen. Kenan Kolat, Vorsitzender der türkischen Gemeinde in Deutschland, bedauerte das: "Hier geht es um die Freiheit der Kunst, deswegen muss man hier sein", sagte er vor der Aufführung.

Aiman Mazyek hatte Schäuble im Vorfeld vorgeworfen, die Idomeneo-Aufführung politisch zu instrumentalisieren. Schäuble wehrte sich gegen diesen Vorwurf: "Ich respektiere, wenn jemand nicht kommt", sagte der Bundesinnenminister der Nachrichtenagentur AFP. Doch seien zwei Drittel der Teilnehmer der Islamkonferenz an diesem Abend in der Deutschen Oper erschienen.

Vertreter der christlichen Kirchen zeigten hingegen Verständnis für die Ablehnung. Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK), nannte die Neuenfels-Inszenierung ein "religionsfeindliches Spektakel". Auch die Bischöfin des Sprengels Holstein-Lübeck, Bärbel Wartenberg-Potter, zeigte im Deutschlandradio Kultur Verständnis für die Absage. Denn die Opernszene mit den abgeschlagenen Köpfen habe eine menschenverachtende Seite, sagte die evangelische Bischöfin. Am Montagabend kamen auch einige christliche Demonstranten, um gegen die Inszenierung zu protestieren.

Für die Wiederaufnahme der Inszenierung interessierten sich Medien aus aller Welt. Angekündigt hatten sich Journalisten aus den USA, Saudi-Arabien, der Türkei, Japan und anderen Ländern. (maj)