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Umstrittener Moscheebau in Ljubljana wird Realität

14. Februar 2008

In Slowenien leben 50.000 Muslime. Bisher gibt es im Land keine Moschee mit Minarett. Bereits seit Jahrzehnten wird über den Bau einer Moschee in Ljubljana diskutiert. Nun hat das Projekt Aufwind bekommen.

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Neben Kirchtürmen bald auch ein Minarett in LjubljanaBild: picture-alliance/dpa

Seit mehr als dreißig Jahren ist der Bau des Islamischen Kulturzentrums in Ljubljana umstritten, doch jetzt scheint die Stadt eine endgültige Entscheidung getroffen zu haben. Ljubljana bekommt eine Moschee, und die Stadtverwaltung hat der Islamischen Glaubensgemeinschaft sogar einen neuen Standort angeboten. War sie früher am Rande der Stadt geplant, so soll die Moschee jetzt ganz in der Nähe des Stadtzentrums gebaut werden. Für den Bürgermeister Zoran Jankovic ist diese Entscheidung leicht zu begründen. „An der Entstehung des neuen slowenischen Staates haben doch auch die Slowenen islamischen Glaubens mitgemacht. Alle anderen, die glauben, haben ihr eigenes Gotteshaus bereits, so sollen es nun auch die Muslime haben.”

Besserer Umgang mit Muslimen

Seit 2006 ist Zoran Jankovic Bürgermeister der Stadt Ljubljana. Mit dem ehemaligen Manager an der Spitze der Stadt hat sich auch der Umgang mit den Muslimen geändert. Vor nur drei Jahren hagelte es Kritik von allen Seiten, heute aber, so der Pressesprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Nevzet Poric, ist niemand mehr gegen den Bau der Moschee. Weder Medien, noch Politik, noch das Volk, so Poric und fügte hinzu: „Ich glaube, dass die Idee zum Bau einer Moschee in Ljubljana damals einfach zu einem schlechten Zeitpunkt kam. Es war die Zeit nach dem 11. September, und alle waren dagegen. Es war eine sehr schlechte Zeit für Muslime. Heute ist alles anders und die Frage der Moschee ist so gut wie geklärt.”

Bau von Hilfe der Migranten abhängig

Gut 50.000 Muslime leben in Slowenien – die meisten davon sind Migranten aus Bosnien und Herzegowina. Mittlerweile lebt in Slowenien aber auch schon die dritte Generation, viele von ihnen sind heute erfolgreiche Unternehmer. Die Glaubensgemeinschaft rechnet nun mit ihnen, denn für den Bau muss zuerst das Grundstück gekauft werden: 12.000 Quadratmeter zum Quadratmeterpreis von 402 Euro. Das entspricht in etwa einem Gesamtkaufpreis von fast fünf Millionen Euro. Zum Verkauf könnte das Grundstück schon in den nächsten Monaten frei gegeben werden.

Unterdessen will die Islamische Glaubensgemeinschaft einen Wettbewerb für die konzeptionelle Lösung des Kulturzentrums starten. Neben der Moschee sollen im Zentrum auch eine Koranschule und ein Kindergarten entstehen. Die einzige Forderung der Stadt besteht laut Bürgermeister Zoran Jankovic darin, dass das Gebäude sich seiner Umgebung anpassen sollte. „Die Moschee sollte einfach in das europäische Stadtbild passen”, erklärt Jankovic.

Ratspräsident Slowenien im Zugzwang?

Doch Kompromissbereitschaft wird von beiden Seiten signalisiert. So ist man auch in der Islamischen Glaubensgemeinschaft bereit, diese Forderung zu erfüllen – was auch immer das im Konkreten bedeuten könnte. Man habe Vertrauen in die liberale Politik des Bürgermeisters. Auch andere Zeichen für den Bau einer Moschee stehen gut. Slowenien habe gerade die EU-Ratspräsidentschaft inne, und das Jahr 2008 sei das europäische Jahr des interkulturellen Dialogs, erklärt der Pressesprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Nevzet Poric.: „Slowenien kann also nicht auf der einen Seite den Dialog fördern und auf der anderen Seite einen wichtigen Teil der Gesellschaft vernachlässigen, indem es den Bau der Moschee verhindert.”

Bürgermeister Zoran Jankovic behauptet aber, dass die Entscheidung für den Bau mit der slowenischen EU-Präsidentschaft nichts zu tun hat. „Das ist eine Entscheidung der Stadt Ljubljana und nicht der slowenischen Regierung. Sie wurde schon im letzten Jahr präsentiert, jetzt haben wir nur die Umsetzungsphase. Die Stadt Ljubljana ist eine tolerante und offene Stadt, die sich um alle Völker und Minderheiten kümmert.”

Wie auch immer, in der Islamischen Glaubensgemeinschaft freut man sich über die neue Situation. Jetzt gelte es nur noch die Freigabe des Grundstücks für den Kauf abzuwarten, und dann könne schon gebaut werden. Als möglicher Baubeginn wird das Frühjahr des Jahres 2009 genannt.

Emir Numanovic, DW-Bosnisch