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Umwelt zum Nulltarif

Jens Thurau / (pt)4. November 2002

Per Flugzeug nach London und zurück fast zum Nulltarif - eine Reihe von Fluggesellschaften wirbt mit billigsten Angeboten. Doch der Preis für die Umwelt ist hoch.

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Fliegen: Kostet viel Benzin und geht zu Lasten der UmweltBild: BilderBox

Der Preiskampf unter den Billigfluganbietern hat mittlerweile groteske Züge angenommen: Schon für 30 Euro soll ein Kurzurlaub möglich sein. Das versprechen verlockende Angebote verschiedener Fluganbieter auf Plakaten, Litfasssäulen, Zeitungen. Ein Wettbewerber verspricht gar einen innereuropäischen Flug für 20 Euro. Dagegen sind die 60 Euro, die die Gesellschaft Aero Lloyd für den Flug nach Oberösterreich verlangt, geradezu teuer. Mit keinem anderen Verkehrsmittel kommt man so billig von A nach B. Aber es ist auch das umweltschädlichste von allen, wie Kritiker der Ausweitung des Luftverkehrs sagen.

Pro und contra Umwelt

Wer von der Bahn auf das Flugzeug umsteigt, so argumentieren Umweltschützer wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), trägt damit etwa zehn bis zwanzig Mal mehr zur Klimaerwärmung bei. Die Fluggesellschaften halten dagegen, die modernen Jets seien die umweltverträglichsten Verkehrsmittel. Niederländische Wissenschaftler errechneten aber, dass ein Flugzeug - besetzt mit 400 Passagieren - auf der 6.000 Kilometer langen Reise von Frankfurt am Main nach Chicago pro Gast einen Umweltschaden von 43 Euro anrichtet. Aber solche Umweltkostenrechnungen sind umstritten. Welche Daten zugrunde gelegt und wie sie verrechnet werden, ist natürlich oft vom Standpunkt des Auftraggebers abhängig.

Billig und oft - lärmend und schädlich

Das Fliegen fast zum Nulltarif - auch solche Angebote sind dabei - ist das Ergebnis eines Verdrängungswettbewerbs. Ein Grund für die billigen Preise ist die Tatsache, dass Kerosin, der Flugzeugtreibstoff, nicht mit Steuern belegt ist. Flüge in andere EU-Länder sind von der Mehrwertsteuer befreit. Diese Subvention will die Bundesregierung nun allerdings abschaffen. Aber bisher unterstützt der Steuerzahler den Flugverkehr jährlich mit rund sieben Milliarden Euro.

Schlecht für Umwelt und Klima: Nach Schätzungen der Bundesregierung wird sich der Flugverkehr bis 2015 verdoppeln. Kondensstreifen tragen dabei zur Wolkenbildung bei, der Ausstoß von Kohlendioxid wird sich vervielfachen. Noch gar nicht erwähnt sind dabei die Lärmbelästigungen etwa von Flughafen-Anwohnern.

Flugsteuern für die Umwelt

Die Umweltbelastungen des Flugverkehrs wurden lange wenig beachtet. Als die Verhandlungen über ein internationales Klimaschutzabkommen begannen, gab es nur einen Bruchteil des heutigen Flugverkehrsaufkommens - die Fluggesellschaften werden daher im Kyoto-Protokoll gar nicht erwähnt. Auch deshalb nicht, weil die Nutzung der Luft als Verkehrsweg schwer besteuert werden kann. Eine dringende internationale Regelung ist erforderlich.

Mögliche Maßnahmen sind, die Landegebühren nach Lautstärke und Umweltverträglichkeit zu staffeln - oder feste Abgaben zu erheben. Aber klar ist auch: Das würde die Preise erheblich verteuern. Und der Kunde hat sich an die weitgehend steuerfreien Flugpreise gewöhnt. Würde der Flugverkehr so besteuert, wie es seinem Einfluss auf die Umwelt entsprechen würde, wäre es kaum möglich, für 300 Euro nach New York und zurück zu fliegen.