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Umweltschutz - nein danke?!

16. April 2009

Obwohl Indien mit massiven Umweltproblemen zu kämpfen hat, ist das bei den Parlamentswahlen kein Thema. Erst langsam setzt sich ökologisches Gedankengut im öffentlichen Bewusstsein fest.

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Bad im Müll - Umweltverschmutzung ist in Indien ein großes ThemaBild: AP

Pioniere müssen nicht unbedingt jung sein. Anantrao Patil, ein pensionierter Schulrektor im Distrikt Dhule im westindischen Maharashtra, ist seit ein paar Jahren Bio-Bauer. Seinen Weizen verkauft er bis nach Mumbai. Im Jahr 2005, so erzählt er, hatte er Papayas angebaut - und verkaufte sie teurer als die Konkurrenz: "Pro Kilo konnte ich ein bis zwei Rupien mehr verlangen, weil meine Papayas nach dem Verkauf vier bis fünf Tage hielten. Aber die Papayas, die mit Kunstdünger angebaut werden, kann man nach einem Tag wegwerfen!"

Öko-Landwirt Madhav Bharwe mit Pflanzen-Setzlingen (Thomas Bärthlein)
Öko-Landwirt Madhav BharweBild: DW/Bärthlein

Pioniere sind noch eine Seltenheit

Auch Madhav Bharve ist alt. Und auch er hat sein Leben lang Landwirtschaft betrieben. Die meiste Zeit konventionell mit Pestiziden und Kunstdünger. Dann aber ging es abwärts: "Ich konnte mit ansehen, wie meine Erträge sanken. Vor allem beim Zuckerrohr." Deshalb experimentiert er jetzt mit - wie er es nennt - "natürlicher Landwirtschaft". Er arbeitet nur mit ausgeklügelten Fruchtfolgen; verzichtet sogar darauf, organischen Dünger auf den Feldern auszubringen. Nur die Überreste der Ernte lässt er auf dem Acker kompostieren.

Aber bislang sind Bio-Landwirte wie Patil und Bharve Einzelfälle. Indiens Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum führt zu unübersehbaren Umweltbelastungen – wie Luft- und Gewässerverschmutzung oder Problemen bei der Abfall- und Abwasserentsorgung. In den Medien wird immer mehr über diese Probleme berichtet, sagt die Umwelt-Journalistin Prachi Pathak. Zwar seien an Schulen und Universitäten Kurse und Projekte zur Umweltthemen mittlerweile Pflicht. "Aber dort wird eben nur geredet! Selbst in den Medien werden Umweltthemen mehr wissenschaftlich abgehandelt. Man erfährt vom Treibhauseffekt und dem Ozonloch – aber was hat das mit meinem Leben zu tun? Darüber spricht keiner!"

Rauchende Schlote eines Kraftwerkes in Ahmedabad
Rauchende Schlote eines Kraftwerkes in AhmedabadBild: PA/dpa

Tipps von der Expertin

In ihren Kolumnen für junge Leute versucht Prachi Pathak möglichst einfache praktische Tipps zum Energiesparen oder Recycling zu vermitteln. Global denken, lokal handeln - das ist ihr Motto. "Ich glaube, wenn man auf der individuellen Ebene anfängt, seine Botschaften verbreitet und schließlich Druck auf die Politiker ausübt, kommt man am ehesten weiter!" Denn so könnte man Druck auf die Politiker ausüben, die derartige Initiativen irgendwann nicht länger ignorieren könnten.

Aber bis Umwelt-Debatten es in einem indischen Wahlkampf mit Themen wie Armut, Terrorismus und Kasten-Konflikten aufnehmen können, muss wohl noch eine Menge verschmutztes Wasser den Ganges herunterfließen.

Autor: Thomas Bärthlein
Redaktion: Esther Broders