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UN-Chef in Kabul nimmt den Hut

11. Dezember 2009

Nach dem Streit über Manipulationen bei der Präsidentenwahl in Afghanistan gibt der Chef der UN-Mission im Land, Kai Eide, sein Amt im März auf. Rücktrittsvermutungen wies der 60-jährige Norweger strikt zurück.

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UN-Missionschef in Kabul Kai Eide (Foto: AP)
Gibt seinen UN-Posten in Afghanistan auf: der Norweger Kai EideBild: AP

Er werde das Amt nach Ablauf seines Zweijahres-Vertrages aufgeben, sagte Kai Eide am Freitag (11.12.2009) in Kabul. Deshalb habe er UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gebeten, sich für kommenden März um einen Nachfolger zu bemühen. Er habe ohnehin nie vorgehabt, länger als zwei Jahre Chef der UN-Mission in Afghanistan zu bleiben. Einen Zusammenhang mit der von seinem ehemaligen Stellvertreter, dem US-Amerikaner Peter Galbraith, ausgelösten Kontroverse über die Wiederwahl von Staatschef Hamid Karsai wies der norwegische Diplomat zurück.

Der US-Sondergesandte für Afghnaistan Peter Galbraith (Foto AP)
Gehörte zu Eides größten Kritikern: der US-Diplomat Peter GalbraithBild: AP


Die Vereinten Nationen waren in Afghanistan stark in die Kritik geraten. Innerhalb der Mission brach ein offener Streit darüber aus, wie mit dem massiven Stimmenbetrug umzugehen sei. Galbraith hatte gewarnt, dass eine Regierung, die aus einer manipulierten Wahl hervorgehe, bei vielen Afghanen nicht glaubwürdig sei. Eide warf er vor, den Betrug verschleiert zu haben. Generalsekretär Ban enthob den Amerikaner daraufhin seines Postens. Gleichzeitig gestand er allerdings ein, dass die Wahl in Afghanistan "eine der schwierigsten Abstimmungen" gewesen sei, die die UN je unterstützt hätten.

Überschattet von Anschlägen und Boykottaufrufen

Die Wahl vom 20. August war von massivem Wahlbetrug, Drohungen und Anschlägen sowie Boykottaufrufen überschattet. Ein Streit über das Ausmaß der Fälschungen und die Neubewertung der Stimmen zog sich über Monate hin und lähmte das Land. Die von den UN geleitete Wahlbeschwerdekommission erklärte schließlich ein Viertel aller abgegebenen Stimmen für ungültig. Damit stellte sie sich gegen die Wahlkommission, die den amtierenden Präsidenten Hamid Karsai zum Sieger der ersten Runde mit 54 Prozent der Stimmen erklärt hatte.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai (Foto: AP)
Seine umstrittene Wiederwahl brachte die UN unter Druck: Afghanistans Präsident Hamid KarsaiBild: AP

Karsai wurde daraufhin der Sieg aberkannt. Mit nur noch 49 Prozent hätte er eigentlich in einer Stichwahl Anfang November gegen seinen Rivalen Abdullah Abdullah antreten müssen, der lediglich 33 Prozent erhielt. Doch Abdullah zog sich in letzter Minute zurück, so dass Karsai schließlich doch zum Wahlsieger erklärt wurde.

Autor: Gerd Winkelmann (ap, epd, afp)
Redaktion: Marko Langer