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UN fordern sofortiges Ende der Unruhen in der Elfenbeinküste

19. Januar 2006

Die vierte Nacht in Folge halten die Unruhen in der Elfenbeinküste an. Der UN-Sicherheitsrat droht mit Sanktionen. 7000 UN-Blauhelmsoldaten sind in dem westafrikanischen Land stationiert.

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Die "Jungen Patrioten" sind Gefolgsleute des Präsidenten GbagboBild: AP

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am Donnerstag (19.1.2006) ein sofortiges Ende der Unruhen in der
Elfenbeinküste gefordert, die sich vor allem gegen die
UN-Friedenstruppen in dem Land richten. Der Sicherheitsrat drohte mit Sanktionen gegen diejenigen, die weiter die Rückkehr des westafrikanischen Landes zum Friedensprozess verhinderten. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach von einer kritischen Lage und appellierte an alle Seiten, für Frieden und Versöhnung zu arbeiten.

"UN raus!"

Die gewaltsamen Ausschreitungen nahmen aber auch ungeachtet eines Aufrufs zur Ruhe von Präsident Laurent Gbagbo kein Ende. Am vierten Tag in Folge gingen Anhänger Gbagbos in der Metropole Abidjan randalierend auf die Straße. Mehrere hundert Jugendliche hätten vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen in Abidjan randaliert, sagte eine Sprecherin der UN-Mission. Sie hätten Autoreifen angezündet, Steine geworfen und "UN raus!" gerufen. Die so genannten Jungen Patrioten, die als Anhänger des Präsidenten gelten, lähmten durch Straßensperren das Leben der Wirtschaftsmetropole.

Die Demonstranten forderten zudem Strafmaßnahmen gegen die Vereinten Nationen, nachdem am Vortag vier Menschen bei Gefechten mit UN-Soldaten ums Leben gekommen waren. Bei dem Zwischenfall war es nach einem Angriff auf das Gelände der UN-Truppen in der Stadt Guiglo zu einem Schusswechsel mit den Soldaten gekommen.

Organisierte Gewalt

Die UN-Friedenstruppen setzten Tränengas ein, um die aufgebrachte Menge vom Sitz der Vereinten Nationen in Abidjan abzuhalten.

Elfenbeinküste Unruhen in Abidjan UN Hauptquartier
Auch hier wurde schon demonstriert: Sitz der UN-Truppen in AbidjanBild: AP

Der UN-Beauftragte für Friedensmissionen, Jean-Marie Guehenno, äußerte die Vermutung, dass der jüngste Gewaltausbruch in dem westafrikanischen Land "organisiert" gewesen sei. Außer in der Wirtschaftsmetropole Abidjan hatte es auch an anderen Orten, in denen UN-Truppen stationiert sind, Proteste gegeben.

Gbagbo hatte seine Anhänger am Mittwochabend zur Beendigung der Unruhen aufgefordert. Die Demonstranten sollten nach Hause gehen, hieß es in einer Erklärung des Präsidenten. Gbagbo war zuvor mit dem nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo und ranghohen UN-Vertretern zu Krisengesprächen zusammengetroffen.

UN verlangt Wahlen

Hintergrund der aktuellen Krise ist die Empfehlung der internationalen Vermittler, das ivorische Parlament aufzulösen, dessen Mandat Mitte Dezember 2005 abgelaufen war. Gbagbo wollte die Legislaturperiode unter Verzicht auf Wahlen dagegen verlängern.

In der Elfenbeinküste herrscht seit Monaten politischer Stillstand. Das Land ist zweigeteilt, der Norden wird von der Rebellengruppe Neue Kräfte (FN) kontrolliert. Die Vereinten Nationen haben 7000 Blauhelm-Soldaten und Beobachter im Land, die vor allem eine Pufferzone zwischen Nord und Süd kontrollieren. (kas)