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UN schicken Hilfe zu belagerten Syrern

17. Februar 2016

Durchbruch für die Hungernden: Die syrische Regierung will humanitäre Hilfslieferungen zulassen. Hunderttausende Menschen werden im Land belagert. Der vereinbarte Waffenstillstand ist immer noch in weiter Ferne.

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Ersehnte Hilfe: Mitarbeiter des Roten Halbmonds verteilen humanitäre Güter in der syrischen Stadt Douma (13.02.2016) (Archivbild: Getty Images/AFP/A. Doumany)
Im syrischen Duma kam bereits am Samstag Hilfe an: Mitarbeiter des Roten Halbmonds verteilen humanitäre GüterBild: Getty Images/AFP/A. Doumany

Die Vereinten Nationen wollen an diesem Mittwoch Hilfskonvois in mehrere belagerte Städte in Syrien schicken. Das bestätigte der UN-Syrienbeauftragte Staffan de Mistura nach Gesprächen in Damaskus. Zuvor hatte er mit Außenminister Walid Muallim den "freien Zugang" für Helfer zu den abgeschnittenen Ortschaften vereinbart. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben in Syrien etwa 486.000 Menschen in belagerten Städten und Dörfern.

Wie das UN-Nothilfebüro Ocha in der jordanischen Hauptstadt Amman mitteilte, sollen lebenswichtige Güter unter anderem zu den von Regierungstruppen umstellten Orten Madaja, Sabadani und Madamijet al-Scham in der Region Damaskus gesandt werden, ebenso in die von Rebellen belagerten Orte Fuaa und Kafraja im Norden sowie zur Regime-Enklave Dair al-Saur im Machtbereich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Hoffnungen erstickt

De Mistura hatte in Damaskus auch für die Feuerpause geworben, auf die sich die internationale Syrien-Kontaktgruppe in der Nacht zum Freitag in München geeinigt hatte. Präsident Baschar al-Assad hatte die Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe aber schon am Montagabend erstickt.

Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter. Bei Luftangriffen der von den USA geführten Koalition wurden im Nordosten des Landes nach Angaben von Oppositionellen 15 Zivilisten getötet. In der Stadt Al-Schahadi nahe der Grenze zum Irak sei eine Bäckerei getroffen worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Al-Schahadi gilt als logistisch bedeutsam für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), gegen die sich die Luftangriffe der Koalition richten. Durch die Stadt führen mehrere wichtige Straßen. Sollte der IS die Kontrolle über sie verlieren, wäre die selbsternannte IS-Hauptstadt Rakka isoliert.

Bei Angriffen auf Kliniken und Schulen in Aleppo und Idlib waren am Montag nach UN-Angaben fast 50 Zivilisten getötet worden. Eine der Kliniken wurde von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt. Die Syrische Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk von Aktivisten stützt, machte in diesem Fall Russland für den Angriff verantwortlich.

Zerstörtes Krankenhaus im syrischen Idlib (15.02.2016) (Foto: Syrian American Medical Society)
Klinik in Trümmern: Zerstörtes Krankenhaus im syrischen Idlib (15.02.2016)Bild: Syrian American Medical Society

Türkische Artillerie schießt über die Grenze

Auch die türkische Armee setzt ihre Angriffe in Syrien fort. Nach Angaben der Beobachtungsstelle griff die türkische Artillerie am Dienstagmorgen die nordsyrische Stadt Tall Rifaat an, die die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) mit anderen Milizen zuvor von rivalisierenden Rebellen erobert hatten. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Die Türkei sprach sich erneut für den Einsatz von Bodentruppen gegen "alle Terrorgruppen" in Syrien aus. Für Ankara sei ein solcher Einsatz aber nicht im Alleingang denkbar, sagte ein Regierungsvertreter. Saudi-Arabien und Katar hatten ebenfalls ihre Bereitschaft zur Teilnahme an einem Bodentruppeneinsatz signalisiert. Westliche Staaten lehnen dies bislang ab.

Unterdessen flogen niederländische Kampfflugzeuge erstmals Angriffe auf Stellungen der IS-Dschihadisten in Syrien, wie das Verteidigungsministerium in Den Haag mitteilte. Die Niederlande beteiligen sich seit Oktober 2014 an Luftangriffen der internationalen Anti-IS-Koalition im Irak. Ende Januar hatte die Regierung in Den Haag beschlossen, den Einsatzradius ihrer Kampfjets auf Syrien auszuweiten.

jj/rb (dpa, afp, rtr)