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UN fordern Hilfe für Bootsflüchtlinge

16. Mai 2015

Seit Tagen sorgen Bilder verzweifelter Bootsflüchtlinge vor Thailand, Malaysia und Indonesien für Entsetzen. Mehrere Boote wurden abgewiesen. Nun pochen die Vereinten Nationen auf rasche Hilfsmaßnahmen.

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Bootsflüchtlinge erhalten erste medizinische Hilfe in Kuala Langsa in Indonesien (Foto: Reuters)
Bootsflüchtlinge erhalten erste medizinische Versorgung in Kuala Langsa in IndonesienBild: Reuters/Roni Bintang

Die Lage der Bootsflüchtlinge in Südostasien wird immer verzweifelter. Nach Informationen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) warten dort derzeit rund 8000 Migranten auf Rettung. Vor den Küsten von Indonesien und Thailand wurden erneut Flüchtlingsboote mit mehreren hundert Menschen an Bord abgefangen. Die Kritik an dem Krisenmanagement der Behörden wächst.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte forderte die Länder Südostasiens zur Rettung von Menschenleben auf. Er sei empört über Berichte, wonach Thailand, Indonesien und Malaysia Boote voller Migranten zurück aufs Meer geschickt haben, erklärte Said Raad al-Hussein in Genf. Es sei zu befürchten, dass viele von ihnen ums Leben kommen, obwohl dies vermeidbar wäre. Der Hochkommissar lobte aber auch, dass Indonesien und Malaysia in den vergangenen Tagen jeweils mehreren Hundert Flüchtlingen ermöglicht hätten, an Land zu kommen. Weiter sagte al-Hussein: "Die Regierungen in Südostasien müssen sich der Krise unter der Prämisse stellen, dass Migranten Menschen sind, deren Rechte respektiert werden müssen - und zwar unabhängig von ihrem juristischen Status und davon, wie sie an Grenzen angekommen sind oder woher sie kamen."

"Unmenschliche Bedingungen"

Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) appellierte an die internationale Gemeinschaft, schnell zu helfen. IOM-Sprecher Joe Lowry sagte im Deutschlandfunk, die Schlepper ließen die Flüchtlinge verhungern und setzten sie unmenschlichen Bedingungen aus. Die Menschen müssten an Land versorgt anstatt abgewiesen zu werden. Neben kurzfristiger Hilfe forderte Lowry legale Aufnahmemöglichkeiten.

Nach Angaben des IOM-Sprechers sind die Flüchtlinge auf einer etablierten Schmuggelroute in Richtung Malaysia unterwegs. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der Flüchtlinge angestiegen. "Der Grund für die gegenwärtige Krise ist, dass die thailändische Regierung scharf gegen die bisherigen Schmuggelrouten vorgegangen ist. Thailand ist praktisch dicht für Schmuggler, die immer über die bekannten Wege operieren."

USA schicken Delegation

Die US-Regierung drängte die südostasiatischen Staaten zum Schutz der Flüchtlinge und warnte vor der Zurückweisung von Booten. Der Sprecher des Außenministeriums, Jeff Rathke, sagte, Außenminister John Kerry habe mit seinem thailändischen Kollegen Thanasak Patimaprakorn über die Situation der Bootsflüchtlinge gesprochen. Er dankte Thailand, Indonesien und Malaysia dafür, dass sie allein in dieser Woche 3000 Migranten aufgenommen hätten. Die US-Regierung prüfe, wie sie helfen könne. Sie werde dazu eine Delegation zu dem Krisengipfel entsenden, den Thailand für den 29. Mai angesetzt hat.

Die Grünen-Chefin Simone Peter kritisierte, die Flüchtlingspolitik zeige "in Asien derzeit ihre finsterste Seite". "Statt Menschen in Seenot unverzüglich zu retten, machen südasiatische Staaten vor den Augen der Welt die Schotten dicht", erklärte sie. Hinzu komme, dass Europa "mit seiner Abschottungspolitik kaum mehr mahnende Stimme sein" könne.

800 Migranten gerettet

Die indonesische Marine teilte mit, Fischer hätten am Freitag rund 800 Menschen aus Bangladesch und Myanmar gerettet, deren Schiff vor der Insel Sumatra gesunken sei. Das Schiff sei zuvor von der malaysischen Marine abgewiesen worden, sagte der Polizeichef der Stadt Langsa, Sunarya, wo die Bootsflüchtlinge am Freitag ankamen. Langsa befindet sich an der Ostküste der indonesischen Provinz Aceh. An Bord waren Bangladescher und Angehörige der überwiegend in Myanmar lebenden Minderheit der Rohingya.

Am Donnerstag war ein Flüchtlingsboot in der Andamanensee vor Thailand mit rund 350 Menschen an Bord nahe der Insel Koh Lipe entdeckt worden. Journalisten fuhren auf einem anderen Schiff heran, und die Flüchtlinge riefen ihnen zu, dass zehn Menschen auf der Fahrt gestorben und ihre Leichen ins Wasser geworfen worden seien. Fernsehbilder zeigten auch Flüchtlinge, die ins Wasser sprangen, um die von thailändischen Hubschraubern abgeworfenen Lebensmittel aufzufischen. Bei den Bootsflüchtlingen handelt es sich überwiegend um Rohingya sowie um Migranten aus Bangladesch. Die Marine habe das Schiff danach wieder aufs Meer hinaus geschleppt, meldete die "Bangkok Post" am Freitag.

Viele Flüchtlinge in Malaysia

Malaysias Regierungschef Najib Razak zeigte sich sehr besorgt und plädierte für eine internationale Lösung des Problems. "Wir sind in Kontakt mit allen relevanten Seiten, mit denen wir den Wunsch teilen, eine Lösung für diese Krise zu finden", sagte er. In Malaysia wurden zuletzt zwei Flüchtlingsboote mit insgesamt rund 1000 Menschen an Bord vor der Insel Penang im Nordwesten des Landes abgefangen. Eines wurde am Donnerstag zu seinem Heimathafen zurückgeschickt, das andere sollte nach Reparatur der Maschinen ebenfalls wieder in See stechen. Nach Regierungsangaben leben schon 151.000 Flüchtlinge in Malaysia, 94 Prozent von ihnen aus Myanmar.

kle/pab (dpa, afp, rtre)