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UN warnen vor "zweiter Welle von Toten"

12. August 2010

Die Vereinten Nationen haben schnellere Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan angemahnt. Sollten nicht rasch umfangreiche Spendengelder fließen, werde die Totenzahl deutlich steigen.

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Flutopfer (Foto: AP)
Millionen Menschen in Pakistan sind auf Hilfe angewiesenBild: AP

"Das Ausmaß der Katastrophe ist enorm, und enorm muss auch die Hilfe sein, die jetzt kommen muss", erklärte UN-Nothilfekoordinator John Holmes in New York. Nötig seien zuerst Unterkünfte, sauberes Wasser, Lebensmittel, sanitäre Anlagen und medizinische Hilfe. Eine der größten Sorgen sei, dass es zu Epidemien durch unsauberes Wasser kommen könne, sagte Holmes. Mit sechs Millionen Menschen, die dringend auf Hilfe angewiesen seien, hätten die Vereinten Nationen nicht einmal beim Tsunami Ende 2004 und beim Erdbeben in Haiti Anfang dieses Jahres zu kämpfen gehabt.

US-Helikopter bringt Hilfsgüter (Foto: AP)
Die US-Armee hilft beim Transport von HilfsgüternBild: AP

"Ich will keine Rangliste der Katastrophen erstellen, aber das Unglück ist gewaltig", betonte Holmes. Er bezifferte den Bedarf an finanzieller Soforthilfe auf 459 Millionen Dollar (gut 350 Millionen Euro). Diese Summe werde in den kommenden 90 Tagen zur Linderung der dringendsten Not benötigt.

"Wir müssen schnell sein"

Auch der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in Pakistan, Maurizio Giuliano, richtete einen eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft: "Wir müssen schnell sein, wenn wir die zweite Welle von Toten verhindern wollen." Bisher seien infolge des Hochwassers in Pakistan weniger als 2000 Menschen gestorben. Sollte aber nicht schnell Hilfe kommen, bestehe die Gefahr, dass viele weitere Menschen an Krankheiten und Unterernährung stürben.

John Holmes (Foto: dpa)
Koordiniert die Nothilfe: John HolmesBild: picture-alliance / dpa

Verschiedene Staaten hatten bereits vor dem jüngsten UN-Spendenaufruf Gelder für die Flutopfer zugesagt. Deutschland stockte seine Soforthife inzwischen auf zehn Millionen Euro auf. Die Europäische Union stellte 40 Millionen Euro bereit, woran Deutschland ebenfalls maßgeblich beteiligt ist.

Auch die USA kommen den Flutopfern verstärkt zur Hilfe. Verteidigungsminister Robert Gates teilte mit, das Trägerschiff "USS Peleliu" mit 19 Hubschraubern an Bord sei bereits in den Gewässern vor der Hafenstadt Karatschi angekommen. Ziel sei es, die Hilfseinsätze der Regierung in Islamabad und des pakistanischen Militärs zu unterstützen.

Dadurch - so Gates weiter - solle auch verhindert werden, dass Islamisten die Lage ausnutzten, um ihren Einfluss bei der notleidenden Bevölkerung auszudehnen. Pakistan ist für die Vereinigten Staaten ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan.

Flutopfer aus Vogelperspektive (Foto: AP)
Weite Teile Pakistans stehen unter Wasser - wie hier in der Provinz SindhBild: AP

Extremwetter als Normalität?

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, geht nach eigenen Worten davon aus, dass sich die Menschheit auf weitere extreme Wetterereignisse wie das Hochwasser in Pakistan oder die derzeitige Hitzeperiode in Russland einstellen muss. "Mit wachsender Erwärmung ist auch mit der Zunahme von extremen Wetterereignissen zu rechnen", sagte Flasbarth den "Ruhr Nachrichten" vom Donnerstag (12.08.2010). "Je weiter die globale Erwärmung voranschreitet, umso größer ist die Gefahr, dass auch abrupte drastische Klimaänderungen stattfinden könnten, die die Anpassungsfähigkeit menschlicher Gesellschaften fordern oder auch übersteigen könnten."

Autor: Christian Walz (dpa, afp, rtr, kna)
Redaktion: Gerd Winkelmann