1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unbekannte Firma ersteigert Yukos-Tochter

Wim Abbink20. Dezember 2004

Faustdicke Überraschung bei der Zerschlagung des russischen Ölkonzerns Yukos: Die bislang unbekannte Baikalfinansgrup hat den Zuschlag für das wichtigste Yukos-Tochterunternehmen, Juganskneftegas, erhalten.

https://p.dw.com/p/60pO
Yukos-Förderanlage in SibirienBild: AP

Die Firma Baikalfinansgrup, die sich erst vor zwei Tagen für die umstrittene Zwangsversteigerung in Moskau hatte registrieren lassen, bekam für umgerechnet 7,03 Milliarden Euro den Aktienmehrheit für die Yukos-Tochter Juganskneftegas. Dieser Preis liegt selbst unter den konservativsten Schätzungen über den fairen Wert der Yukos-Tochter. Jugansk pumpt im Westen Sibiriens rund eine Million Barrel Rohöl pro Tag aus dem Boden, dies sind 60 Prozent des gesamten Ausstoßes von Yukos.

In Expertenkreisen wurde der Auktionssieger von Sonntag (19.12.2004) unter anderem als Strohfirma des Yukos-Konkurrenten Surgutneftegas oder als zweites Gasprom-Angebot gehandelt. Sowohl Surgutneftegas als auch der als Favorit eingestufte russische Energiekonzern Gazprom dementierten eine Verbindung zum Auktionssieger. Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Industriellenverbandes, Igor Jürgens, sprach von einem skandalösen Ausgang der Auktion. "Es ist absolut nichts bekannt über dieses Unternehmen. Interessant, wo sie wohl das Geld herhaben", sagte Jürgens.

Jukos Logo in Moskau
Mit der Versteigerung wurde der Yukos-Konzern definitiv zerschlagenBild: AP

Umstrittenes Vorgehen

Das Vorgehen ist international umstritten. Mit dem Zwangsverkauf soll ein Teil der Yukos-Steuerschulden in Höhe von über 20 Milliarden Euro getilgt werden. Die Versteigerung fand statt, obwohl ein Konkursgericht im texanischen Houston noch am Samstagabend eine Verfügung zum Aufschub der Zwangsmaßnahme bestätigt hatte, da Yukos Mitte Dezember in den USA Insolvenz angemeldet hatte. Die russischen Behörden sehen sich aber nicht an die Entscheidungen des US-Gerichts gebunden. Yukos-Mehrheitsaktionär Menatep kündigte rechtliche Schritte gegen den Käufer von Juganskneftegas an.

Bei der Versteigerung im Gebäude des Fonds für Staatseigentum bot die Baikalfinanzgruppe zunächst den Mindestpreis von 246 Milliarden Rubel. Daraufhin bat der Repräsentant der Gazprom-Tochter Gaspromneft um Gelegenheit zu einem Telefonat. Als Baikalfinanzgruppe dann auf 260,7 Milliarden Rubel erhöhte, verzichtete Gaspromneft.

Dubiose Finanzierung, undurchsichtige Führung

Bis zuletzt galt der staatlich kontrollierte Energiekonzern Gazprom als eindeutiger Favorit. In den vergangenen Tagen hatten die Finanzierungspläne Gazproms einen Rückschlag erlitten. Ein westliches Konsortium unter Führung der Deutschen Bank nahm nach Medienberichten auf Grund der Yukos-Klagen in den USA Abstand von einem geplanten Milliardenkredit.

Hauptquartier von Gazprom
Gasprom-Hauptquartier in MoskauBild: AP

Surgutneftegas hatte als einziger privater Ölkonzern in Russland vor Monaten eine Übernahme des wichtigsten Yukos-Förderbetriebs nicht kategorisch ausgeschlossen. Die Ölreserven von Surgutneftegas grenzen an die Produktionsstätten von Juganskneftegas in Westsibirien. Im Gegensatz zu Yukos gilt Surgutneftegas in Analystenkreisen als undurchsichtig geführtes Unternehmen. Dem Vorstandsvorsitzenden Wladimir Bogdanow werden gute Beziehungen zum Kreml nachgesagt.