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Unbekanntes Europa: Von Andorra bis Vatikanstadt

Klaudia Prevezanos1. Juli 2004

Monaco, Liechtenstein und Gibraltar kennt man. Aber Andorra und San Marino? Zehn Kleinstaaten und Gebiete mit Sonderstatus gibt es in Europa, die zwar mittendrin liegen und doch nicht zur EU gehören. Eine Übersicht.

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Auch ein Stück EU - der Fels von GibraltarBild: AP
Andorra Flagge
Andorras Flagge

"Andorra" ist der Titel eines Buches des Schweizer Autoren Max Frisch - aber sonst? Das Fürstentum Andorra liegt zwischen Frankreich und Spanien. Zwei Kofürsten mit vor allem repräsentativen Aufgaben treten als Staatsoberhäupter auf: der Präsident Frankreichs und der Bischof der spanischen Stadt La Seu d'Urgell. Frankreich und Spanien sichern auch die militärische Verteidigung des formal unabhängigen Nachbarn. Der Kleinstaat ist kein Mitglied der Europäischen Union (EU), es besteht jedoch eine Zollunion mit der EU, so dass Andorra seine Industrieerzeugnisse zollfrei handeln darf. Das Fürstentum, das als Steueroase gilt, hat zudem die europäische Gemeinschaftswährung Euro eingeführt.

Färöer bedeutet auf Dänisch "Schafsinseln" - und das zu Recht: Auf der Inselgruppe zwischen Island und Großbritannien gibt es rund 70.000 der wollenen Vierbeiner, bei rund 47.000 Einwohnern auf zwei Beinen. Färöer ist Teil des Königreichs Dänemark, über einen dänischen Hochkommissar nimmt das Mutterland Einfluss auf einen Großteil der Politik auf den Inseln. In inneren Angelegenheiten ist das Gebiet seit dem Selbstverwaltungsgesetz von 1948 jedoch autonom, zum Beispiel bei der Nutzung von Bodenschätzen. Färöer ist kein EU-Mitglied, bezahlt wird trotzdem außer in Kronen mit Euro und Cent.

Volksabstimmung in Gibraltar
Die meisten Einwohner Gibraltars sind pro-britischBild: AP

Gibraltar ist vor allem ein riesiger Felsen. 6,5 Quadratkilometer ist die steinerne Halbinsel zwischen Spanien und Marokko groß und hat knapp 30.000 Einwohner. Trotzdem gibt es Streit um den Stein. Offiziell gilt Gibraltar als britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie, für dessen Außenbeziehungen die Briten zuständig sind. Doch Spanien erhebt ebenfalls Anspruch auf die Meerenge am westlichen Eingang zum Mittelmeer. Gibraltar gilt als EU-Gebiet. Wie auch das Vereinigte Königreich hat Gibraltar keinen Euro, sondern seine eigene Währung. 2002 versuchten Spanien und Großbritannien den Streit um Gibraltar zu lösen, indem sie eine geteilte Herrschaft vorschlugen. Dies lehnte die Bevölkerung ab. Eine Mehrheit will weiterhin zu den Briten gehören.

Die Insel Man ("Isle of Man") und die Kanalinseln ("Channel Islands") werden zwar überwiegend von Großbritannien versorgt, pflegen aber ihren eigenen Stil. Man - in der Irischen See gelegen - gilt als Steuerparadies. Die Insel hat eine eigene Verfassung und ein Parlament. Die Kanalinseln im Ärmelkanal sind hingegen ein beliebtes Touristenziel und ebenfalls autonom. Weder Man noch die Kanalinseln gehören offiziell zum Vereinigten Königreich. Anders als Gibraltar zählen die Inseln nicht zum EU-Territorium und sind auch kein Mitglied der Europäischen Union.

Kaliningrad Sovetsk - Tilsit - Grenzübergang Litauen
Grenzübergang zwischen Kaliningrad und LitauenBild: dpa zb

Durch die Erweiterung der Europäischen Union am 1. Mai 2004 ist Kaliningrad mit Polen und Litauen von EU-Mitgliedern umgeben - gehört jedoch zu Russland. Die Enklave an der Ostsee gilt als Armenhaus und russische Problemregion. Sowohl die EU als auch Russland wollen eine weitere Isolierung des Gebietes verhindern und unterstützen es finanziell. Schwierig für die Einwohner Kaliningrads ist weiterhin die Reise ins russische Mutterland und zurück: Die EU besteht auf einer Visumspflicht beim Transit durch ihre Mitgliedsstaaten.

Liechtenstein - das ist doch das Land der Männer mit den Geldköfferchen? Richtig, und das liegt nicht nur an der Nachbarschaft zum Bankenstaat Schweiz. Das Fürstentum gilt als Steuerparadies und Umschlagplatz für illegale Gelder - Finanzplatz heißt das. Liechtenstein ist eigenständig und kein Mitglied der EU - ähnlich der Schweiz, mit der es eine Zollunion gibt. Das Fürstentum hat ebenfalls keine Euro und Cent, sondern den Schweizer Franken als Landeswährung.

Formel 1 Der große preis von Monaco der Italiener Jarno Trulli gewinnt
Formel 1 - Großer Preis von Monaco 2004Bild: AP

Formel 1 und Spielcasinos - dafür ist Monaco bekannt. Das Fürstentum liegt am Mittelmeer und grenzt dort an Frankreich an, das für den Schutz des Stadtstaates zuständig ist. Ein Patentbrief des französischen Königs aus dem 15. Jahrhundert sichert jedoch die formale Unabhängigkeit Monacos vom Nachbarn. Das Fürstentum ist kein Mitglied der Europäischen Union, hat aber den Euro als Landeswährung eingeführt. Monaco gilt als Steueroase und Geldwäscherei mit hoher Millionärsdichte.

Briefmarken- und Münzsammler wissen natürlich, wo San Marino liegt. Die Republik ist eine Enklave im Norden Italiens und bekannt für seine Postwertzeichen. In San Marino gilt aber auch die weltweit ältestes Verfassung aus dem Jahr 1600. Obwohl die Wirtschaft des Ministaates fast vollständig von Italien abhängig ist, gilt er weiterhin als autonom. San Marino ist kein Mitglied der EU, hat aber die europäische Gemeinschaftswährung eingeführt. Die wenigen Euro-Münzen aus San Marino waren sogleich Sammlerstücke.

Papst Johannes Paul II 30 neue Kardinäle Vatikan
Kardinäle vor dem VatikanBild: AP

Vatikanstadt in Rom - hier lebt und handelt der Papst, Oberhaupt der katholischen Kirche. Formal ist zwischen dem Staat Vatikanstadt und dem Heiligen Stuhl zu unterscheiden: Vatikanstadt meint den souveränen weltlichen Staat. Der Heilige Stuhl ist eine nichtstaatliche souveräne Macht. Der Papst ist zugleich Staatsoberhaupt von Vatikanstadt und Inhaber des Heiligen Stuhls. Auch wenn Vatikanstadt als der weltliche Staat gilt, ist doch der Heilige Stuhl Mitglied wichtiger völkerrechtlicher Institutionen wie der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) oder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Der Heilige Stuhl hat zudem einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen (UN), der Welthandelsorganisation (WTO) - und bei der Europäischen Union (EU). EU-Mitglied sind Vatikanstadt und Heiliger Stuhl nicht, es wird aber mit Euro und Cent bezahlt.