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Von Welpen und Schwerverbrechern

Jörg Taszmann 31. Juli 2008

Was passiert, wenn man schweren Jungs kleine Hunde gibt und sie ihnen dann wieder weg nimmt, erzählt "Underdog", eine neue deutsche Knastkomödie von Jan Hinrik Drevs.

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Hund und Mosk (Thomas Sarbacher) (Quelle: farbfilverleih)
Hund und Mosk (Thomas Sarbacher)Bild: farbfilm verleih

Es gibt Themen, die lassen einen Regisseur nicht mehr los. Im Falle von Jan Hinrik Drevs ist es die Kombination niedlicher Vierbeiner und harter Jungs, die im Knast sitzen. Vor sieben Jahren drehte Drevs einen Dokumentarfilm über ein New Yorker Gefängnis, in dem inhaftierte Schwerverbrecher zu Blindenhundeführern ausgebildet werden. Mit "Underdogs" folgt nun ein Spielfilm, in dem Drevs das Thema Resozialisierung durch Hund wieder aufgreift. Es ist der erste Kinofilm des jungen deutschen Regisseurs.

Filmszene Underdogs
Mosks Schützling nach der Ausbildung mit seinem neuen Frauchen Famke (Patrycia Ziolkowska)Bild: farbfilm verleih

Es sind harte Jungs und sie sind nicht zufällig im Knast gelandet. Die meisten sind Betrüger, Mörder, Brandstifter oder Mitglieder von kriminellen Banden. Fast alle haben lange Haftstrafen abzusitzen. Da kommt die Idee kleine, noch süße Labradore zu Blindenhunden auszubilden für die meisten gerade recht. Mit viel Elan machen sich sechs Häftlinge ans Werk. Nur einer nicht: der wortkarge Einzelgänger Mosk, der viel lieber für die internen Knast-Meisterschaften im Gewichtheben trainiert. Seinen Welpen mit dem er fortan die Zelle teilen muss, nennt er nur "Hund".

"Können wir uns nicht vorstellen"

Mosk, der nur das Recht des Stärkeren kennt, muss umdenken, lernen Gefühle zu zeigen und Teamplayer zu werden. Denn nur wenn alle Sechs es schaffen, ihre Hunde erfolgreich auszubilden, gilt das Projekt als Erfolg. Das Problem ist nur, nach der Ausbildung müssen die Hunde wieder abgegeben werden. Regisseur Jan Hendrik Drevs wusste, wie wichtig es war, genau diesen heiklen Punkt zu vermitteln. "Wir können uns nicht vorstellen, was es bedeutet, innerhalb einer so abgeschotteten Welt, wo keine Gefühle zugelassen sind, eine enge Beziehung zu einem Tier aufzubauen. Wie das ist, wenn das beendet und der Hund abgegeben werden muss. Das kann zu Kurzschlusshandlungen führen und das erzählen wir in dem Film."

Zwei Personen neben einander (Quelle: dpa)
Ingo Naujoks und Clelia Sarto in der Justizvollzugsanstalt Moabit bei der PremiereBild: picture-alliance/ dpa

Ohne die Häftlinge und ihre Taten zu verherrlichen oder zu verharmlosen ist Drevs ein im besten Sinne des Wortes überzeugender Männerfilm gelungen, bei dem eine Frau als Gefängnisdirektorin eine wichtige Rolle spielt. Die wird überzeugend verkörpert von Clelia Sarto. "Dazu habe ich mich mit zwei Frauen lange unterhalten", sagt die Schauspielerin. "Mit einer Gefängnisdirektorin - es gibt übrigens nicht so viele in Deutschland- und einer Gefängnispsychologin. Diese Menschen haben was getan, aber auf der anderen Seite haben sie auch eine Chance verdient. Und dabei muss sie dann noch Frau bleiben und dafür sorgen, dass alle diese Männer sie respektieren und ihr folgen."

Gut gespielt und in Szene gesetzt, dabei durchaus fesselnd und rührend, ist "Underdogs" ein schöner kleiner Film und eine angenehme Überraschung des Kinosommers. Und: Wer kann schon kleinen Hunden widerstehen?

01.08.2008 DW-TV KINO UNDERDOGS
Bild: DW-TV