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Unerwarteter Generationswechsel

Bernd Gräßler4. November 2005

Die Berliner Chaostage sind vorbei, und Andrea Nahles wird zu guter letzt doch nicht Generalsekretärin der SPD werden. Vielleicht ist das besser so. Auch für sie selbst.

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Eigentlich sollte sich niemand wünschen, Generalsekretär einer Partei zu werden. Es gibt zu viele abschreckende Beispiele. Kein Wunder, führt doch der Generalsekretär "die Geschäfte der Partei im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden und dem Präsidium im Einklang mit den Beschlüssen des Parteivorstandes".

Soviel Einvernehmen und Einklang kann ganz schön anstrengend sein. Das zeigen die eher kürzeren Amtszeiten der beiden letzten SPD-"Generäle" Scholz und Benneter. Nicht anders in der CDU. Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf sind noch heute dadurch berühmt, dass sie im Unfrieden von ihren Vorsitzenden Helmut Kohl schieden. Nicht zu vergessen der forsche Laurenz Meyer, der Angela Merkel von 2000 bis 2004 diente. Er bemerkte zur Amtseinführung im Beisein seines unglücklichen Vorgängers Rupert Polenz, noch einen Fehlgriff könne sich Frau Merkel nicht leisten. Um dann das Gegenteil zu beweisen.

Zeitersparnis

Nein, Generalsekretär ist kein erstrebenswerter Posten und Andreas Nahles sollte froh sein, dass sie es nicht wird. Auch wenn der Weg dahin, es nicht zu werden, etwas aufwändig war und am Rand einige Opfer zurückblieben: ein SPD-Vorsitzender, eine stellvertretende SPD-Vorsitzende, ein designierter Wirtschaftsminister. Von ruinierten Nervenkostümen zahlloser Genossen gar nicht zu sprechen. Der Jäger würde das eine beachtliche "Strecke" nennen.

Mit den Vorwürfen ihrer Partei wird Andrea Nahles vermutlich noch eine Weile leben müssen. Dabei sollte ihr die SPD dankbar sein. Einen so schnellen Generationswechsel hätte Franz Müntefering nie und nimmer hingekriegt. Vier bis fünf Jahre habe er dafür eingeplant gehabt, berichtete der SPD-Chef. Da hat die SPD viel Zeit gespart für andere Dinge.