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Ungarische Regierung greift der angeschlagenen Fluggesellschaft Malév unter die Arme

10. April 2003
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Budapest, 8.4.2003, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch

Auf einer Kabinettssitzung am vergangenen Mittwoch (9.4.) beschloss die Regierung, in letzter Minute der ungarischen Fluggesellschaft Malév einen Fallschirm zuzuwerfen. Die Regierung gewährt die notwendige Garantie zur Kreditaufnahme von 100 Millionen Euro und stimmt auch der Umschuldung des vor zwei Jahren erhaltenen Darlehens der Ungarischen Entwicklungsbank MFB zu. Am vergangenen Montag wurde der Generaldirektor der Gesellschaft, József Váradi, abgesetzt - die übrigen Vorstandsmitglieder werden ihm am 5. Mai folgen.

Den 100-Millionen-Euro-Kredit der Europäischen Investmentbank (EIB) kann die Malév für den Kauf von neuen Kleinmaschinen verwenden. Ihren vor zwei Jahren aufgenommenen Kredit bei der Entwicklungsbank muss die Fluggesellschaft erst in zehn Jahren zurückzahlen Den Kredit hatte die MFB 2001 zur Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit vergeben. Das Darlehen hätte dem ursprünglichen Vertrag zufolge im kommenden Monat getilgt werden müssen.

Der Irak-Krieg hat die schwere Krise der Malév noch weiter verschärft. Allein seit Ausbruch der Kämpfe ist der Passagierverkehr um 20 Prozent zurückgegangen. Dauert der Krieg länger, könnte der Umsatzausfall zwischen 10 und 20 Prozent betragen - jedes Prozent stellt ein Minus in Höhe von einer Milliarde Forint dar. Noch schlimmer könnte es aussehen, wenn sich die Zurückhaltung der Reisenden auch auf die Sommersaison erstreckt.

Weiterhin muss die Gesellschaft neun Milliarden für die angeschafften Bombardier-Maschinen bezahlen, die Teilzahlungen werden im April und Juni fällig. Trotz dieser Schwierigkeiten plant die Malév vorerst keinen Personalabbau, sondern will im Frühjahr sogar weitere Destinationen starten. Sicher ist inzwischen auch, dass die Airline in diesem Jahr nicht privatisiert wird. Es sei auch nicht damit zu rechnen, dass sie sich in Kürze keiner Allianz anschließen wird, teilte sie mit.

Der vergangene Montag war der letzte Arbeitstag von Malév-Generaldirektor József Váradi. Mit der vorübergehenden Leitung wurde der bisherige stellvertretende Generaldirektor Géza Fehérváry beauftragt. In Kürze wird auch ein neuer Vorstand die Malév lenken, da ihr Eigentümer, die ungarische Privatisierungsholding ÁPV diesen aufgefordert hat, auf der für den 5. Mai einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung zurückzutreten.

Innerhalb von zehn Jahren ist Váradi der siebte Generaldirektor, der aus seinem Amt scheidet. Seinen Rücktritt sowie den des Vorstands hatte Finanzminister Csaba László gefordert. Er kritisierte, dass der Vorstand die Rechtsanwaltskanzlei Forgács & Kiss, die die Malév überprüfte, nicht entsprechend den Ausschreibungsregeln ausgewählt hätte. József Varádi zufolge besteht jedoch keine kollektive Verantwortung des Vorstands.

Viele der Mitglieder hätten Details der Vereinbarung mit der Kanzlei überhaupt nicht gekannt. Obwohl auch der ÁPV zufolge keine kollektive Verantwortung besteht, wurden die Mitglieder aufgefordert, ihr Mandat abzugeben. (fp)