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Streit zwischen Ungarn und Telekom-Tochter

17. Dezember 2015

Wegen sexistischer Sprüche des Sängers Kovacs kündigte ihm die ungarische Tochter der Deutschen Telekom das Sponsoring. Kovacs aber steht Regierungschef Orban nah. Und so kündigte dessen Regierung alle Telekom-Verträge.

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Akos Kovacs Musiker Ungarn
Bild: picture-alliance/dpa/T. Rosta

In Ungarn ist ein Streit zwischen der Regierung und dem örtlichen Tochterunternehmen der Deutschen Telekom, Magyar Telekom (MT), eskaliert. Alles begann mit einer frauenfeindlichen Äußerung des ungarischen Schlagersängers Akos Kovacs - er steht der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz von Ungarns Regierungschef Viktor Orban nahe. In einem regierungsnahen Fernsehkanal hatte Kovacs gesagt, er sei nicht der Meinung, dass Frauen so viel Geld verdienen sollten wie Männer. Sie sollten vielmehr "der weiblichen Berufung folgen, zu jemandem zu gehören und ein Kind für ihn zu bekommen".

"Unvereinbar mit der Werteordnung"

Daraufhin hatte die MT, an der die Deutsche Telekom mit 59 Prozent beteiligt ist, ihren Sponsorenvertrag mit Kovacs gekündigt. "Den aus den Äußerungen sprechenden Geist halten wir für unvereinbar mit der Mission und der Werteordnung unserer Firmengruppe", teilte das Unternehmen mit.

Die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Orban warf ihrerseits der Telekom vor, die Meinungsfreiheit zu missachten und wies alle Ministerien und untergeordneten Behörden an, alle Telefon- und Internet-Verträge mit der Ungarischen Telekom zu beenden. Es könne nicht akzeptiert werden, dass in Ungarn heutzutage jemand wegen seiner Meinung diskriminiert werde, sagte ein Regierungssprecher. Von Magyar Telekom, einem ehemaligen Staatsunternehmen, das im Jahr 2000 privatisiert worden war, lag zunächst keine Reaktion auf die Vertragskündigungen vor. Auch der Bonner Mutterkonzern äußerte sich bisher noch nicht.

Frauenfeindliche Äußerungen von Politikern

Die Äußerungen des Sängers hatten in sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Fidesz-Politiker äußern sich immer wieder frauenfeindlich, ohne dass dies Konsequenzen hat. Erst am Wochenende hatte Parlamentspräsident Laszlo Köver erklärt: "Unsere Töchter sollten es als den höchsten Grad der Selbstverwirklichung ansehen, dass sie uns Enkelkinder gebären können."

Im ungarischen Parlament sind weniger als zehn Prozent der Abgeordneten weiblich. Im EU-Durchschnitt sind es rund 23 Prozent. Im Kabinett von Ministerpräsident Orban sitzt keine einzige Frau.

cw/wl (dpa, afp, rtr)