1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

UNHCR plant Aufnahmezentrum in Libyen

11. September 2017

Das UN-Flüchtlingshilfswerk verhandelt mit den libyschen Behörden über die Eröffnung eines Aufnahmezentrums für Flüchtlinge. Derzeit gelten die Bedingungen in den dortigen Lagern als katastrophal.

https://p.dw.com/p/2jgnq
Afrikanische Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager in Tripolis
Afrikanische Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager in TripolisBild: picture-alliance/dpa/S. Kremer

Das UNHCR will in Libyen ein Aufnahmezentrum für Flüchtlinge aufbauen. "Wir hoffen, dass wir bis zu 1000 Flüchtlinge in einem solchen Zentrum unterbringen, medizinisch versorgen, psychosozial betreuen sowie dauerhafte Lösungen für sie finden können", sagte der Sondergesandte des UNHCR für das zentrale Mittelmeer, Vincent Cochetel, der "Welt" . Derzeit verhandle man mit den Behörden über die Eröffnung. Libysche Sicherheitskräfte würden die Einrichtung außen schützen, das UNHCR übernehme das Management. 

"Es stauen sich Migranten in Libyen, die für ihre Überfahrt bezahlt haben und die noch nicht aus Libyen abgelegt haben. Es gibt das Risiko, dass nun noch mehr Migranten in Haftanstalten landen, entweder unter der Führung der Regierungsbehörden, oder solchen Lagern, die in den Händen der Schmuggler sind. Die Bedingungen sind schlimm", sagte Cochetel. Er räumte ein, dass das Aufnahmezentrum lediglich "ein Tropfen im Ozean" sei. 

Vincent Cochetel
Vincent CochetelBild: UNHCR /S. Hopper

Libyen ist seit Jahren im Chaos versunken und hat keine funktionsfähige Regierung. Menschenrechtsorganisationen prangern immer wieder schreckliche Zustände in den Lagern und schwerste Misshandlungen von Migranten an. Zuletzt hatte die italienische Regierung Vereinbarungen unter anderem mit der libyschen Küstenwache geschlossen, damit die Flüchtlinge nicht mehr nach Italien kommen. Die Zahl der Überfahrten war in der Folge drastisch gefallen.

Zustrom reist nicht ab

Cochetel zufolge reißt der Strom der Migranten nach Libyen jedoch nicht ab. "Es kommen weniger Migranten aus Niger nach Libyen. Aber wir haben Informationen, dass nun mehr Menschen von Niger aus über Algerien und andere Länder nach Libyen einreisen. Wir können nicht feststellen, dass insgesamt weniger Menschen nach Libyen einreisen", sagte er. Er forderte die EU-Länder auf, sich wegen der Situation in Libyen verstärkt auf die Umsiedelung von Flüchtlingen aus den Transitländern Sudan, Tschad, Niger und Algerien zu konzentrieren.

Ein Transitlager in Coucha Ras Djir nahe der tunesischen Grenze picture-alliance/Photoshot)
Ein Transitlager in Coucha Ras Djir nahe der tunesischen GrenzeBild: picture-alliance/Photoshot

Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte unterdessen die von Menschenrechtlern kritisierte Zusammenarbeit mit Libyen. Dadurch könne auch auf der Mittelmeerroute die Zahl der Flüchtlinge gesenkt werden, sagte Merkel  in Münster. Zusätzlich bräuchten die Menschen Hilfe, die in dem nordafrikanischen Land gestrandet seien. Europa dürfe sich nicht abschotten, so die Kanzlerin. Sie äußerte sich beim Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Merkel unterstrich, die Vereinbarung von EU und Türkei habe gezeigt, dass auf diesem Gebiet "Erfolge" möglich seien. Die Zahl der Flüchtlinge in der Ägäis habe in der Folge abgenommen. Das sei auch in Libyen und damit für das Mittelmeer möglich. 

stu/haz (afp, dpa)