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Unruheregion Mardscha erobert?

15. Februar 2010

Zwei Tage nach dem Beginn ihrer Großoffensive haben internationale und afghanische Truppen nach eigenen Angaben den Großteil der umkämpften Region Mardscha unter Kontrolle gebracht. Die Taliban behaupten das Gegenteil.

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GIs gehen vor(Foto: ap)
Im Einsatz: 4th Battalion, 23rd Infantry Regiment, 5th Brigade, 2nd Infantry Division der US-ArmeeBild: AP

Die Bezirke Mardscha und Nad Ali in der Unruheprovinz Helmand würden nahezu gänzlich von Soldaten kontrolliert, sagte der leitende afghanische General Aminullah Patiani am Montag (15.02.2010). Die Taliban hätten sich zurückgezogen. Es gebe jedoch weiterhin die Gefahr von versteckten Sprengsätzen. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmad erklärte hingegen, die Koalitionstruppen hätten keine Gebiete in der Region Mardscha eingenommen.

In der Nachbarprovinz Kandahar wurden bei einem Zwischenfall am Montag (15.02.) erneut Unbeteiligte getötet. Nach ISAF-Angaben starben mindestens fünf Zivilisten bei einem Luftschlag, der aber nicht Teil der Operation "Muschtarak" (Gemeinsam) gewesen sei.

Schwere Kämpfe

Schießende und laufende Soldaten (Foto: aP)
US-Soldaten unter FeuerBild: AP

US-Brigadegeneral Larry Nicholson sagte dem US-Fernsehsender CBS am Sonntag, die Operation könne möglicherweise noch 30 Tage dauern. Die starke Gegenwehr der Taliban hätte die US-Marine-Infanteristen zu sehr vorsichtigem Vorrücken gezwungen, berichtete die "Washington Post". Manchmal habe es Stunden gedauert, um einige hundert Meter weiter zu kommen. Die "New York Times" schrieb von heftigen Kämpfen um Mardscha.

Rund 15.000 Soldaten sind an dem Einsatz "Muschtarak" (Gemeinsam) beteiligt. Die größten Kontingente der ausländischen Truppen bei der Operation stellen Amerikaner und Briten. Außerdem nehmen Soldaten aus Kanada, Dänemark, Estland und Frankreich teil. Offiziell führen die Afghanen das Kommando. Ziel der größten Offensive seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor neun Jahren ist, die Rebellen aus Mardscha, einem der größten Opium-Anbaugebiete der Welt, zu vertreiben. Wie viele Taliban-Kämpfer sich in der Region aufhalten sei unklar. Die Militärs gehen nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN davon aus, dass es Hunderte sind, die sich zum Teil in Häusern der Zivilbevölkerung verschanzt hätten.

Zivilisten getötet

DW-Grafik: Per Sander
Bild: DW

Überschattet wurde der Vorstoß von dem Tod von zwölf Zivilisten, die am Sonntag durch einen fehlgeschlagenen Raketenangriff starben. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, zwei Raketen hätten ihr Ziel um etwa 300 Meter verfehlt. ISAF-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal bat nach NATO-Angaben bei Präsident Hamid Karsai um Entschuldigung. Karsai hatte zu Beginn der Operation dazu aufgerufen, vorsichtig vorzugehen und keine Zivilisten zu gefährden.

Die Zahl der seit Beginn des Einsatzes am Samstag getöteten ausländischen Soldaten erhöhte sich auf mindestens sieben. Die NATO-Truppe ISAF teilte am Montag mit, ein weiterer ausländischer Soldat sei in Südafghanistan ums Leben gekommen - ohne jedoch auszuführen, ob dieser im Rahmen der Offensive starb. Auch die Nationalität wurde nicht mitgeteilt. Zuvor hatte die NATO den Tod von sechs ausländischen Soldaten in Südafghanistan seit Beginn der Offensive mitgeteilt - vier US-Soldaten und zwei Briten.

Autor: Oliver Samson (afp, rtrs, ap)

Redaktion: Ulrike Quast