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Unser Gast vom 15.11.2009 Ferdinand von Schirach, Rechtsanwalt und Autor

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Ferdinand von Schirach über Schuld, Strafe und das Schreiben.

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Als Strafverteidiger hat der in Berlin lebende Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach schon viele spektakuläre Fälle betreut. In diesem Buchherbst macht der 45-jährige aber vor allem als Erzähler von sich Reden. Sein literarisches Debüt mit dem schlichten Titel “Verbrechen” wurde auf Anhieb ein Bestseller. Darin schildert Ferdinand von Schirach wahre Geschichten aus seiner Kanzlei. Es sind Geschichten von Mord und Totschlag, in denen der Autor die Identität seiner ehemaligen Mandanten aber nicht Preis gibt.

Bekannt wird Ferdinand von Schirach 1995 als Anwalt von Günter Schabowski. Er verteidigt den hochrangigen ehemaligen DDR-Funktionär im sogenannten Politbüroprozess. Damals steht die Führungselite des sozialistischen Deutschlands vor Gericht und muss sich für den Tod von Flüchtlingen an der Mauer verantworten. Günter Schabowski geht drei Jahre in Haft.

Manche Fälle aus seiner Praxis haben Ferdinand von Schirach nicht mehr losgelassen. Deshalb hat er sie niedergeschrieben. In seinem Buch „Verbrechen“ geht es um das, was Menschen zu Mördern macht. Es geht um Schuld und Verantwortung. Ein Thema, dem er sich schon früh stellen musste.

Sein Großvater, Baldur von Schirach, war unter Adolf Hitler Reichsjugendführer und Gauleiter von Wien - mitverantwortlich für den Tod von vielen tausend Juden. In den Nürnberger Prozessen wurde er als Kriegsverbrecher zu zwanzig Jahren Haft verurteilt, die er im Alliierten Militärgefängnis Berlin Spandau absaß.

Als er stirbt, ist sein Enkel Ferdinand zehn Jahre alt und besucht gemeinsam mit seinem Bruder das Jesuitenkolleg St. Blasien im Schwarzwald. Nach einem Jurastudium in Bonn eröffnet Ferdinand von Schirach 1994 seine eigene Kanzlei in Berlin. Der Beruf fasziniert ihn bis heute, denn die Frage nach der Schuld des Menschen ist für den engagierten Anwalt eine der Interessantesten überhaupt.