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Unser Gast vom 19.04.2009 Steffi Jones, Fußball-Weltmeisterin und Organisatorin der Frauen-WM 2011 in Deutschland

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Steffi Jones über Fußball, Frauen und Farbige in Deutschland.

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Steffi Jones ist seit langer Zeit ein prägendes Gesicht des deutschen Frauenfußballs. Die Verteidigerin wurde mit der Nationalelf Welt- und Europameisterin. Sie gewann Bronze bei den Olympischen Spielen, sicherte sich mit dem FFC Frankfurt mehrmals den deutschen Meistertitel sowie den DFB- und den Uefa-Pokal. 2007 beendete sie ihre aktive Karriere nach 111 Länderspielen und übernahm eine neue Aufgabe, die sie immer noch beschäftigt: Sie organisiert die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Der Sport, der Fußball war schon immer ein wichtiges Kapitel im Leben von Stephanie Ann, genannt "Steffi", Jones, aber eben auch nur eins. Fast alles hat sie gewonnen. Die Verteidigerin wurde unter anderem mit der Nationalelf Welt- und Europameisterin. Sie hat viel erlebt auf den Fußballplätzen dieser Welt, hat sogar als Profi in den USA gespielt.

Beschwerlicher Weg nach oben

Allemal genug Stoff, um ein Buch zu schreiben. Und der Titel ihrer Biografie, die 2007 erschienen ist, passt: "Der Kick des Lebens. Wie ich den Weg nach oben schaffte". Steffi Jones erzählt aber auch von den Schicksalsschlägen, die ihr das Leben bereitet hat. Und sie erklärt, wie sie es dennoch zu einer glanzvollen Karriere als Nationalspielerin gebracht hat. Der Aufstieg der Steffi Jones – er ist auch deshalb so bemerkenswert, weil er so beschwerlich gewesen ist.

Aufgewachsen ist sie als Kind einer Deutschen und eines farbigen Amerikaners im Frankfurter Stadtteil Bonames, einer Gegend, die man als sozialen Brennpunkt bezeichnen könnte. Der Vater verließ die Familie früh in Richtung Amerika. Ihr älterer Bruder Christian ist drogenabhängig. Und ihr anderer Bruder, Frank, verlor vor einem Jahr im Irak durch die Explosion einer Mine beide Beine. Der 22 Jahre alte US-Soldat war mit seinem Konvoi in einen Hinterhalt geraten. Er wurde zunächst im Militärkrankenhaus in Lahnstein behandelt, wo er oft von seiner Schwester aus dem nur 120 Kilometer entfernten Frankfurt besucht wurde, und erhielt anschließend in San Antonio in Texas Beinprothesen.

Fußball als Lebenselixier

All dies hat der Frankfurterin, die im März 2007 ihre Karriere in der Nationalmannschaft beendete und damit den Titelgewinn ihrer Kolleginnen bei der WM in China verpasst hat, nicht das fröhliche und offene Wesen genommen. Der Fußball war auch eine Art Lebenselixier, ein stetiger Ansporn für Steffi Jones. "Ohne den Sport", so sagt sie, hätte sie es nicht geschafft. "Ich habe durch mein Familienleben sehr viel mitgemacht. Durch den Sport habe ich gelernt, im Leben niemals aufzugeben. Der Fußball war so etwas wie mein Auffangbecken, wenn ich Sorgen hatte. Er hat mir Sicherheit und eine gewisse Stärke gegeben." Stark sein – das musste Steffi Jones immer. Zudem ist sie energisch, ehrlich, direkt. Und hat Charme und Charisma. Wohl auch deshalb fiel die Wahl des DFB, des Deutschen Fußballbundes, auf sie.

Als der Anruf von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger kam, ahnte sie, worum es gehen könnte. "Ich wusste aber nicht, was ich sagen sollte." Der Frauenfußball-Fan an der Spitze des DFB machte es ihr leicht: "Steffi", sagte er nach ein paar einleitenden Worten, "mach es, werde unsere Präsidentin des Organsiationskomitees für die WM 2011 in Deutschland." Sie atmete tief durch und sagte zu. Und als sie aufgelegt hatte, machte sie "ein kleines Freudentänzchen". Dr. Theo Zwanziger sagte bei der offiziellen Vorstellung: "Der Lebensweg von Steffi Jones zeigt die integrative Kraft des Sports, die in unserer Gesellschaft mehr denn je gefragt sein wird. Sie hat es nicht immer leicht gehabt im Leben. Aber der Fußball hat sie zu einer großartigen Persönlichkeit gemacht." Steffi Jones tritt nun in die Fußstapfen von Franz Beckenbauer, der die Männer-WM 2006 so überragend organisierte. Den direkten Vergleich mit dem "Kaiser" scheut sie allerdings. "Das würde ich mir nie anmaßen. Aber vielleicht kann er mir den einen oder anderen Tipp geben."