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Unser Gast vom 20.12.2009 Dr. Karl Jüsten, Prälat und Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe – Katholisches Büro in Berlin

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Karl Jüsten über große Politik, Glauben und Geschäfte.

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Bild: DW-TV

Karl Jüsten ist so etwas wie der Chef-Lobbyist der Katholischen Kirche in Deutschland. Seit zehn Jahren leitet er das katholische Büro in Berlin. Es ist die Verbindungsstelle der deutschen katholischen Bischöfe zu Bundesregierung, Bundestag und Parteien. Von den Politikern wird der promovierte Theologe als kompetenter und umgänglicher Gesprächspartner geschätzt. Dabei übt der 48jährige oft lautstark Kritik an den Parteien. Ob es um Spätabtreibung, Flüchtlingspolitik oder Armutsbekämpfung geht- kaum einer vor ihm hat so deutlich die Position der katholischen Kirche vertreten wie der parteilose Jüsten. Auch und gerade zu Weihnachten.

Häufig sieht man Karl Jüsten mit rotem Helm und schwarzem Talarhemd auf seiner Vespa im Regierungsviertel von Termin zu Termin hetzen. Der 48 jährige ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist Auge und Ohr seiner Kirche unter den Politikern, politischer Ratgeber der Bischöfe und Lobbyist, der die Belange der Kirche zu Gehör bringt. Er ist aber auch Seelsorger und Beichtvater der Politiker.

Das Amt geht auf eine Initiative des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschlands, Konrad Adenauer, zurück, der in der Kirche einen Ansprechpartner brauchte. Nach dem Regierungsumzug von Berlin nach Bonn vor zehn Jahren bekleidet Karl Jüsten das Amt. Die Entscheidung der deutschen Bischöfe für ihn war ein Risiko. Jüsten verfügte über keine große politische Erfahrungen. Zwar hatte er über "Ethik und Ethos der Demokratie" promoviert, aber seine Aufgaben lagen bisher im innerkirchlichen Bereich. Aber Jüstens Berufung bot auch eine Chance. Der junge Priester war unbelastet von alten Positionen. Er konnte neue Akzente setzen.

Dabei hatte der Arztsohn, der mit fünf Geschwistern aufwuchs, zunächst an ein Studium der Medizin gedacht, sich dann aber doch für das Priesteramt entschieden. Von 1980 bis 1982 studierte er Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Schon damals betätigte er sich politisch - als Mitglied des Studentenausschusses und des Fakultätsrates. Es folgten Studien in Innsbruck beim großen Theologen Karl Rahner und in Bonn. 1987 wird Karl Jüsten Kaplan in Köln und schon 1990, mit 29 Jahren, Präfekt am Kölner Priesterseminar. Seit 1996 ist er Vizechef der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat.

2000 trat er sein Amt im katholischen Büro in Berlin an. Auf ihn wartete Pionierarbeit. Nur drei Mitarbeiter waren ihm aus Bonn gefolgt. Jüsten musste das Büro komplett neu aufbauen. Dabei half ihm eine Erfahrung aus der Studienzeit im österreichischen Innsbruck. Damals lernte er Skifahren, vom Neffen des legendären Skiweltmeisters Toni Sailer. "Nach der Ganzheitsmethode: Sofort eine steile, schwere Piste herunter", erzählt Jüsten. Eine Herangehensweise, die ihm in seiner Karriere bis heute von Nutzen ist.