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Unsichere Weihnachten im Heiligen Land

24. Dezember 2015

In Bethlehem haben die Weihnachtsfeierlichkeiten begonnen. Weil die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert, haben in diesem Jahr deutlich weniger Touristen den Weg in Jesu Geburtsstadt gefunden.

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Pilger aus Nigeria beim Gebet in der Geburtskirche in Bethlehem (Foto: Getty Images/I.Yefimovich)
Pilger aus Nigeria beim Gebet in der Geburtskirche in BethlehemBild: Getty Images/I.Yefimovich

Überschattet von der seit Monaten andauernden Gewaltwelle feiern arabische Christen und Pilger aus aller Welt im Heiligen Land Weihnachten. In Bethlehem empfingen Gläubige die traditionelle Prozession aus Jerusalem. An der Spitze stand der lateinische Patriarch Fuad Twal, der später auch die Mitternachtsmesse zelebrieren sollte.

In einem Konvoi von Kirchenvertretern war Twal von der Jerusalemer Altstadt zur Geburtsbasilika gefahren. Auf dem Weg vom Checkpoint durch die Gassen der Altstadt hatten sich deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren versammelt. Palästinenservertreter wie auch Twal hatten im Vorfeld aus Respekt vor Opfern von Terror und Gewalt in Nahost zu bescheidenen Weihnachtsfeiern aufgerufen.

"Genug! Wir sind dieses Konflikts müde"

Israelisches Militär begleitete den Patriarchen vom Kloster Mar Elias zwischen Jerusalem und Bethlehem bis zum Kontrollpunkt am Rachel-Grab. Zahlreiche Pfadfindergruppen mit Trommeln und Dudelsack begleiteten den Zug zum Krippenplatz, wo Bethlehems Bürgermeisterin Vera Baboun, der Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Siad El-Bandak, und weitere Palästinenser die Kirchenvertreter empfingen. Anschließend zog Twal in einer Prozession in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika ein, wo er mit Franziskanern und weiteren Ordensleuten eine Vesper feierte. Die Geburtskirche ist nach christlicher Überlieferung an dem Ort gebaut, an dem Jesus Christus zur Welt kam.

Patriarch Fuad Twal bei der Ankunft der Prozession in Bethlehem (Foto:
Patriarch Fuad Twal bei der Ankunft der Prozession aus Jerusalem in BethlehemBild: picture-alliance/dpa/A. Al Hashlamoun

In seiner Weihnachtsbotschaft rief Twal zu einem Ende der Gewalt und neuen Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern auf. "Genug! Wir sind dieses Konflikts müde, wenn wir das Heilige Land mit Blut besudelt sehen." Als Kern der gegenwärtigen Krise bezeichnete der Jordanier aber den Syrien-Krieg. Die Zukunft des Nahen Ostens hänge von der Lösung dieses Konflikts ab.

Großaufgebot an Sicherheitskräften

Die Feierlichkeiten in Bethlehem werden in diesem Jahr von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Auf den Dächern um den zentralen Krippenplatz hatten sich am Nachmittag zahlreiche Scharfschützen postiert, auf dem Platz und in den Straßen der Altstadt war ein Großaufgebot an palästinensischen Sicherheitskräften im Einsatz.

Wegen der Gewaltwelle in Israel und den Palästinensergebieten bleiben in Bethlehem in diesem Jahr auch die Touristen aus. Nach Auskunft von Bürgermeisterin Baboun sind die Hotels nicht einmal zu 40 Prozent ausgebucht. 2014 waren nach Angaben der Touristen-Polizei allein im Dezember 78.783 Besucher nach Bethlehem gekommen, im ganzen Jahr rund 1,1 Millionen. Bis Ende November 2015 reisten 798.000 Touristen an.

Erneut Palästinenser nach Attacken getötet

Bei mehreren gewaltsamen Zwischenfällen im Westjordanland wurden vier Palästinenser erschossen, wie eine Militärsprecherin in Tel Aviv mitteilte. Einige von ihnen hatten zuvor Israelis mit Messern angegriffen. Zwei israelische Wachmänner wurden in der Nähe der Siedlerstadt Ariel verletzt. Bei den vor knapp drei Monaten begonnenen fast täglichen Angriffen von meist mit Messern bewaffneten Palästinensern gegen israelische Sicherheitskräfte und Zivilisten sind bereits 20 Israelis und mehr als 130 Palästinenser getötet worden. Auslöser war der Streit um den sowohl Muslimen wie auch Juden heiligen Tempelberg in Jerusalem. Zudem sorgten die seit 1967 anhaltende israelische Besetzung des Westjordanlandes und die immer wieder gescheiterten Bemühungen um einen eigenen Staat für Frustration bei den Palästinensern.

sti/jj (dpa, epd, kna)