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Unter der Gürtellinie

Ingun Arnold 11. August 2002

Der Festivalmarathon in Edinburgh hat gerade mal begonnen, da ist er schon ins Gerede gekommen – mit Sex, Shit & Schweinereien. Edinburgh - das neue Eldorado für Exzentriker?

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Viel Haut - wenig Geschmack?Bild: http://www.edfringe.com

Genital-Origami ist in diesem Jahr noch das Harmloseste. Bei vielen Events dreht es selbst den Hartgesottensten den Magen um: Während der Aufführung von Sexual Fetishes with Fish mit Christian Moss & Clive Bonnell zirkulierte ein Kondom mit tiefgefrorenem Kot im Publikum. Bei Stitching von Anthony Neilson verließen die ersten den Saal, als die Hauptakteure mit einem Plastikpenis aufeinander losgingen. Fest steht: Wer sich in der schottischen Metropole ins Festival-Getümmel stürzt, der muss hart im Nehmen sein.

Nicht jugendfrei

Neben Klassisch-Etabliertem gibt auch 2002 wieder jede Menge Unausgegorenes, Unfertiges und vor allem Unartiges zu begutachten. Edinburgh kennt eigentlich keine Tabuzonen. Umso verwunderlicher, dass es die Vagina-Monologe von Eve Ensler bislang nie auf irgendeine Bühne der schottischen Hauptstadt geschafft haben. Schließlich sorgt das Kultstück bereits seit sechs (!) Jahren weltweit für Gesprächsstoff: Die Frauen amüsieren sich, die Männer zweifeln an ihrer "Kom-Potenz".

Sollte es bei dem Festival weiterhin drunter und drüber gehen, will die "Scottish Bible Society" Flugblätter mit Veranstaltungstipps in eigener Sache verteilen - Bibelnachmittage und "Religious Shows" als Alternativprogramm. Doch die Festivalgänger lassen sich nicht beirren: Der Ticket-Umsatz floriert wie nie zuvor.

100 Pfund für Abbado

Allein das "Fringe Festival" bietet 20.342 Veranstaltungen - in 22 Tagen. Ein Viertel aller Produktionen quer durch alle Sparten sind Landes-, Europa- oder Weltpremieren. Für umsonst war das Kulturspektakel noch nie zu haben, aber diesmal gibt es auf dem hochkarätigen "International Festival" zum ersten Mal Eintrittskarten für 100 Pfund: So teuer ist der Zutritt zu Richard Wagners Parsifal unter der Leitung von Claudio Abbado.

Nackte Tatsachen

Für weniger Geld steht seit Sonntag, dem 4. August 2002, Der sprechende Schwanz von Richard Herring der (Damen-)Welt Rede und Antwort, wie es bestellt ist um das wichtigste Glied am Mann. Und damit auch ja nichts Falsches gesagt wird, hat Herring im Vorfeld eine Internetumfrage gestartet - mit 3000 Antworten aus aller Welt: 35 Prozent aller Männer können demzufolge einen Orgasmus täuschend echt nachmachen. 75 Prozent aller Frauen hätten gestanden, mindestens ein Mal schon den Penis ihres Partners für kümmerlich erklärt zu haben.

Die Botschaft des Autors: Männer aller Länder, erhebt euch - so wie in Edinburgh das Publikum am Ende der Aufführung von Der sprechende Schwanz: "Gepriesen seien unsere Penisse!", skandierten Männlein wie Weiblein unisono.