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Unter Druck gegen Angstgegner Italien

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)29. März 2016

Nach dem verpatzten Heimspiel gegen England wartet auf die DFB-Elf nun Italien. Obwohl es nur ein Test ist, stehen der Weltmeister und sein Trainer Joachim Löw unter dem Druck, ein gutes Ergebnis liefern zu müssen.

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Deutschland Fußball Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw (Foto: picture-alliance/dpa/A. Gebert)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Er wollte Erkenntnisse zu möglichen EM-Kandidaten sammeln, hatte extra einen großen Kader nominiert und gegen England Spieler gebracht, die sonst eher in der zweiten Reihe stehen. Doch nachdem das Spiel in Berlin trotz komfortabler 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren wurde, benötigt Bundestrainer Joachim Löw im nächsten Test nun dringend ein brauchbares Resultat, wenn die entflammten Diskussionen über die EM-Tauglichkeit des amtierenden Weltmeisters nicht weitergehen sollen. Allerdings heißt der Gegner am Dienstagabend in München ausgerechnet Italien (20.45 Uhr MESZ, ab 20:30 Uhr im DW-Audio-Livestream). Die "Squadra Azzurra" ist der Angstgegner der deutschen Mannschaft. Noch nie konnte die DFB-Elf bei einer EM oder WM gegen die Italiener gewinnen. Den letzten Sieg in einem Testspiel gab es vor über 20 Jahren, am 21. Juni 1995 - ein 2:0 unter der Leitung von Berti Vogts.

Genau wie damals, als Vogts und Co. nach einem 1:1 gegen Wales und einer 2:3-Niederlage in Bulgarien in der Kritik standen, braucht das DFB-Team ein Erfolgserlebnis, wenn es hektische Diskussionen bis zur EM verhindern und Löw ein Déjà-vu ersparen will. 2006 erlebte Löw als Assistent von Jürgen Klinsmann nach einem 1:4 in Italien im März die nackte Panik vor der Heim-WM, die seinen Chef - und damit wohl auch ihn selbst - beinahe den Job gekostet hätte. Thomas Müller war damals zwar noch Jugendspieler, doch auch ihm ist bewusst, welche Untergangsstimmung im Weltmeister-Land im Falle einer weiteren Niederlage droht. "Wir müssen aus dem Testmodus herauskommen und wieder gierig sein", forderte der Weltmeister und gestand ein Einstellungsproblem: "Im Testspiel geht man nicht über Grenzen. Das sollte nicht passieren, aber wir sind auch nur Menschen." Allerdings ergänzte er beschwichtigend, "dass wir ein paar Prozent mobilisieren können, wenn es um die Wurst geht".

Ter Stegen steht im Tor

Auch andere Spieler beteuerten, dass sie die Lage verinnerlicht haben: "Uns wurden die Augen geöffnet", sagte Sami Khedira. "Jeder Einzelne muss sich darauf besinnen, hart zu arbeiten." Mario Gomez - mit einem Tor, einem weiteren fälschlicherweise aberkannten Treffer und großem Einsatz der einzige Gewinner gegen England - erklärte: "Bei einem Turnier würde ein solches Spiel die Heimreise bedeuten. Das muss uns klar sein." Und auch Löws Assistent Thomas Schneider bestätigte, dass man gegen Italien "liefern müsse". Mit Blick auf die Stimmung im Team sagte er: "Klar ist das Ergebnis wichtig für uns. Wir wollen mit einem guten Ergebnis in die Pause gehen." Womit Schneider wohlgemerkt nicht die Halbzeitpause in München, sondern die Zeit bis zum nächsten Länderspiel am 29. Mai gegen die Slowakei meinte.

Mit welcher Aufstellung Löw und Schneider die Partie gegen Italien angehen, ist noch offen. Fest steht lediglich, dass Mario Götze von Anfang an stürmen wird. Im Tor wird marc-André ter Stegen vom FC Barcelona den Platz des wegen einer Magenverstimmung abgereisten Manuel Neuer einnehmen. Thomas Müller wird allerdings zunächst als Kapitän die Mannschaft aufs Feld führen. Trotz des Ergebnisdrucks ist zudem zu erwarten, dass einige der Stammspieler wie Toni Kroos, Mesut Özil, Mats Hummels oder Khedira pausieren oder zumindest nicht 90 Minuten lang spielen werden. "Es gibt Spieler, die sich zeigen wollen", sagte Khedira und forderte: "Ich hoffe, dass wir das auf dem Platz sehen."

Juve-Spieler heiß auf Revanche

Die Gäste aus Italien reisen nach einer starken Vorstellung beim 1:1 gegen Europameister Spanien nach München. Die sonst sehr kritischen italienischen Medien lobten das Team daraufhin in den höchsten Tönen. Die Diskussion um die vermeintliche "lahme Ente", den Nationaltrainer Antonio Conte, der angekündigt hat, seinen Job nach der EM zu quittieren, sind erst einmal verstummt.

"Ich habe die Antworten bekommen, die ich haben wollte. Gegen Spanien hat die Mannschaft bewiesen, dass sie gefestigt ist", sagte Conte, der in München wegen Verletzungen auf die früheren Bundesliga-Profis Ciro Immobile und Andrea Barzagli verzichten muss: "Jetzt kommt der schwierigste Test gegen Deutschland. Ich bin aber optimistisch."

Antonio Conte bei Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/EPA/ L. Dubrule)
Italiens scheidender Nationaltrainer Antonio Conte geht optimistisch ins Spiel gegen DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/EPA/ L. Dubrule

Noch angriffslustiger als Conte zeigten sich die Spieler von Rekordmeister Juventus Turin, die nach dem unglücklichen Aus in der Champions League gegen Bayern München heiß auf eine Revanche sind. "Wir wollen in München gewinnen", sagte Stürmer Simone Zaza: "Wir haben beim Spiel gegen die Bayern bewiesen, dass wir stark sind, wenn wir konzentriert spielen. Deutschland ist keine unbesiegbare Mannschaft." Das steht wohl spätestens seit dem Spiel am Samstag gegen England eindeutig fest.