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Unterhaltung und Anspruch

Oliver Seppelfricke25. Juni 2002

Eigentlich hatte er ja selber schreiben und zeichnen wollen. Doch als er erkannte, dass andere das viel besser konnten als er, gründete Daniel Keel einen Verlag. Damit war, vor 50 Jahren, der Diogenes-Verlag geboren.

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Qualität im Überfluss: <br>1800 lieferbare TitelBild: AP

So entstand 1952 der bis heute an der Zahl der Best- und Longseller gemessen erfolgreichste deutschsprachige Buchverlag. Einen Namen hatte der junge, 22-jährige Keel erst nach langem Suchen gefunden. Diogenes, der Philosoph in der Tonne, bekam schließlich den Zuschlag. Wegen seiner Bescheidenheit, sagt Keel, ein Kennzeichen auch von ihm selbst.

Nur Langeweile ist verboten

Das allererste Buch, das Daniel Keel verlegte, war gleich bezeichnend für den Anspruch des Hauses Diogenes. Die Karikaturen von Ronald Searl sind unterhaltsam, spitzfindig, intellektuell anspruchsvoll, aber immer leicht zu lesen. Diesem Anspruch ist Daniel Keel stets treu geblieben. "Jede Art zu schreiben ist erlaubt", heißt das Motto des Verlages mit einem Wort von Voltaire, "nur die langweilige nicht". Und: "Ein Werk muss mir gefallen", sagt Keel, "das ist mein einziges Kriterium".

Fünf Säulen

Das Programm des Diogenes-Verlages steht auf fünf Säulen: der Belletristik mit den Stars Donna Leon, Ingrid Noll oder Paolo Coelho; den Krimis, die seit Mitte der 70er Jahre in der schwarz-gelben Reihe erscheinen (Highsmith, Simenon und andere), die dritte Säule sind Bücher aus dem Bereich Komik, Bildende Kunst und Film (Woody Allen, Fellini, Sempé, Loriot oder Tomi Ungerer), dann gibt es die Bücher schreibender Philosophen wie die von Schopenhauer oder von Montaigne, und man staune: Diogenes macht auch Kinderbücher!

Keine Modetrends

Daniel Keel ist einer der wenigen Verleger, der fast alle Bücher, die er macht, auch gelesen hat. Von Anfang an hat er auf klassische Autoren gesetzt, auf solche, die nicht mit den Moden des Buchmarkts verschwinden. Den Erfolg des Hauses Diogenes kann man schon daran ablesen, daß von den 3.400 bisher erschienenen Titeln gut die Hälfte immer noch lieferbar ist. Diogenes-Titel kommen niemals aus der Mode, weil sie nie in Mode waren. Das ist das Erfolgsgeheimnis dieses Hauses.

Insel der Unabhängigkeit

Das neben dem untrüglichen Spürsinn seines Verlegers auch noch über ein vielbewundertes Team hochkompetenter Mitarbeiter verfügt. Diogenes ist so einer der letzten unabhängigen Verlage in einer Landschaft von Großkonzernen. Groß ist bei Diogenes allenfalls die Auflagenzahl, auch wenn wie bei allen Verlagen das ganze nur über die Mischkalkulation gelingt: Ein Viertel erfolgreicher Bücher finanziert die übrigen drei Viertel erfolgloser Bücher mit. Groß ist aber auch die Bewunderung der Autoren für ihren Verleger.