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Reise
Kerstin Schmidt
10. Mai 2017
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Eisleben und Mansfeld - Luthers Kindheitsstädte und das Reformationsjubiläum

Oft werden sie erst nach Wittenberg genannt. Doch Eisleben und Mansfeld wollen sich 2017 als Lutherorte ebenbürtig präsentieren, sind sie doch von seiner Geburt bis zum Tod mit Luther verbunden.

Der Markt mit dem Denkmal, das Rathaus, die Andreaskirche und das Sterbehaus: Wie aufgefädelt wirken die Lutherstätten und Gebäude aus der Reformationszeit in Eisleben. Einige Straßen weiter stehen das Geburtshaus von Martin Luther (1483-1546) und die Petri-Pauli-Kirche, in der der Reformator getauft wurde. Im letzten September wurde in der Stadt im Südharz das Luther-Denkmal nach Sanierungsarbeiten wieder enthüllt, das der Bildhauer Rudolf Siemering im Jahr 1883 zu Luthers 400. Geburtstag schuf. "Für Luther war die Taufe das wichtigste Ereignis in seinem Leben, das er mit Eisleben verband", sagt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Ein dem späten Mittelalter nachempfundener kirchlicher Taufraum und ein Taufstein von 1518 sind deshalb wichtige Teile der Dauerausstellung in Luthers Geburtshaus. Es stammt im Kern aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde aber nach einem Stadtbrand 1689 neu gebaut.

Luthers letzter Weg

Wie die anderen Lutherstätten in Eisleben und Mansfeld wurde es modernisiert. Allein in die Museen in Eisleben und Mansfeld, diverse Ausstellungen, ein Lutherarchiv und die Sanierung der Petrikirche, heute das "Zentrum Taufe", wurden seit 2007 rund 18 Millionen Euro investiert. Die vier Museen der Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben sowie die Wittenberger Stadtkirche und die Schlosskirche sind Unesco-Weltkulturerbe.

In Eisleben wohnte der kleine Martin nach seiner Geburt am 10. November 1483 nur sechs Monate, dann zogen die Luthers ins gut zehn Kilometer Luftlinie entfernte Mansfeld, wo er 14 Jahre verbrachte. Später hielt sich Luther immer wieder in Eisleben auf, wo er auch am 18. Februar 1546 starb. In dem umgebauten Ensemble, das seit 1726 als sein Sterbehaus bezeichnet wird, illustriert die Ausstellung "Luthers letzter Weg" seine letzte Reise, auf der er einen Streit der Mansfelder Grafen schlichten wollte.

Zeugnisse der Kindheit

Mansfeld sei viel mehr Heimat für Luther gewesen als Wittenberg, betont Rhein. Die Verbindung ziehe sich durch das ganze Leben des Reformators. "Die Eröffnung des Elternhaus-Museums mit der Ausstellung 'Ich bin ein Mansfeldisch Kind' hat Mansfeld wieder auf die Luther-Landkarte gesetzt", sagt Rhein.

Das Mansfelder Museum gilt als die weltweit einzige Einrichtung, die Luthers Kindheit gewidmet ist. Zu sehen sind zum Beispiel drei tönerne Murmeln, mit denen Martin gespielt haben soll, eine Schulordnung und Keramikscherben aus dem Lutherhaushalt. Gefunden wurde die Hälfte der rund 230 Exponate 2003 bis 2011 von Archäologen in den Fundamenten des Hauses. Als verblüffendste Entdeckungen galten Knochenreste aus der Abfallgrube, danach gehörten auch Singvögel zum Speiseplan der wohlhabenden Familie.

Als Lutherorte stehen Eisleben und Mansfeld also Wittenberg in nichts nach, wo die Reformation 1517 mit dem Thesenanschlag ihren Ausgang nahm. Dennoch scheinen beide Städte im Schatten der Elbestadt zu stehen. Hinzu kommt der Niedergang des Bergbaus, der die Region rund 800 Jahre bestimmt hatte. Mit dem Zusammenbruch von DDR und Bergbau gingen in der Region etwa 30.000 Arbeitsplätze verloren. Eisleben hatte vor 1989 noch rund 30.000 Einwohner, derzeit sind es 18.500.

Jubiläum ohne Massenveranstaltungen

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer sieht im Reformationsjubiläum für Eisleben "große Chancen, den guten Ruf der Lutherstadt auch international weiter zu verbreiten". Eisleben und Mansfeld erwarten mehr Gäste. Vor allem viele Individualtouristen könnten den Massenveranstaltungen in Wittenberg entgehen und andere authentische Lutherstätten erkunden, erklärt die Stadtinformation.

Zum Reformationsjubiläum 2017 sind umfangreiche Programme geplant. Zum Beispiel sind dies in Eisleben im November ein Martin-Luther-Geburtstagsfest mit historischem Markttreiben und einem Treffen von Menschen, die Luther heißen, sowie im Juni der Sachsen-Anhalt-Tag unter dem Motto "Die Welt zu Gast in Luthers Heimatstadt".

Karsten Wiedener, Wiebke Rannenberg (epd)

Kerstin Schmidt
Kerstin Schmidt Autorin, Redakteurin, Planerin