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Unterwegs per Hybrid

11. Mai 2010

Ein recyclebares Armaturenbrett - das hört sich eher abgehoben an. Und will so gar nicht zum Hybridauto passen. Das ist nämlich in der Realität deutscher Straßen angekommen - wie wir wir bei unserem Test gemerkt haben.

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Hybrid Toyota Prius (Foto: toyota-media.de)
Wir waren eine Woche lang mit dem Hybrid unterwegsBild: Toyota

Noch vor wenigen Jahren waren sie richtige Exoten auf den deutschen Straßen. Heute sind sie keine Besonderheit mehr und reihen sich nahtlos in den rollenden Blechstrom des Straßenverkehrs ein: Hybridautos.

Die innovative Antriebstechnik - ein Fahrzeug mit mindestens zwei Energiearten - gilt inzwischen als ausgereift und relativ zuverlässig. Doch ohne fossile Brennstoffe kommt auch ein Hybridauto im Normalverkehr nicht aus.

Ist der Hybrid also nur ein Zwischenschritt zum echten Elektroauto? Wie alltagstauglich ist er? Wir haben ein Fahrzeug mit Hybridantrieb getestet.

Stau auf einer deutschen Autobahn (Foto: AP)
Bei Stau ist ein Hybrid besonders sparsamBild: AP

Unser Testfahrzeug: Ein Toyota Prius. Der japanische Autokonzern produziert seit knapp 12 Jahren Hybridfahrzeuge in Serie. Es ist zurzeit die CO2-sparsamste Modell-Flotte weltweit. Etwa 2,8 Millionen Toyota-Autos tragen heute das Doppelherz aus Elektro- und Verbrennungsmotoren. Überhaupt sind japanische Herrsteller wie Toyota, Honda und Nissan in Sachen Hybriedantrieb bereits weiter als die deutsche Konkurrenz. Jetzt setzt deutsche Autoindustrie, aber auch die Politik, verstärkt auf reine Elektroautos.

Mit dem Prius waren wir rund 3200 Kilometer unterwegs durch Norddeutschland. Von Sylt bis nach Niederdorla in Thüringen, zur geographischen Mitte Deutschlands. Auf der Autobahn, auf bundes- und Landstraßen - und ziemlich oft im Stau.

Ist er jetzt an?

Der erste Unterschied zum normalen Auto fällt bereits beim Starten auf. Ein Knopfdruck und die bange Frage: Ist das Auto jetzt an? Die Lämpchen im Cockpit-Paneel leuchten vielversprechend, doch der Wagen gibt keinen Mucks von sich. Denn ein Elektromotor ist leise, wirklich leise.

Erst beim Beschleunigen schaltet sich der Verbrennungsmotor ein und der Fahrer hört ein vertrautes Brummen unter der Motorhaube.

Die zwei Seiten des Hybridfahrzeuges: Die eine ist elektrisch und klimaschonend, die andere verbraucht fossile Brennstoffe und belastet die Umwelt mit CO2.

Toyota Prius, Innenansicht (Foto: toyota-media.de)
Sieht gar nicht nach Recylcematerial aus: der Innenraum des Toyota PriusBild: Toyota

Der Innenraum ist geräumig, die Sitze bequem. Das erwartet man auch von einem Fahrzeug jenseits der 30.000 Euro-Grenze. Die Qualität des Armaturenbretts mutet etwas billig an. Bis zu 98 Prozent der Karosserie sind beim Prius recyclebar, was dann eben zu Abweichungen in der Material-Qualität führt. Aber welcher umweltbewusste Mensch möchte schon Wurzelholz auf dem Armaturenbrett und Sitzbezüge aus Wildleder in seinem Auto haben?

Ansonsten steht ein Hybridantrieb in Sachen Komfort und Platzangebot einem herkömmlichen Auto in Nichts nach. Anpassungsschwierigkeiten auf den deutschen Straßen hat ein Hybrid ebenfalls nicht. Er tankt ganz gewöhnliches Benzin und die Elektrobatterie wird beim Bremsen selbstständig aufgeladen.

Hybrid als besseres E-Auto?

Unter Umständen ist ein Hybridantrieb manchmal sogar noch umweltfreundlicher als die vermeintlich ultimative Waffe gegen den Klimawandel – das Elektroauto.

Das sagt zumindest Maxi Hartung vom Autoclub ADAC: "Wenn ein Elektrowagen mit dem üblichen deutschen Strommix oder gar mit Kohlestrom aufgeladen wird, dann kann ein Hybridfahrzeug im Vergleich tatsächlich C02-ärmer sein."

Toyota Prius, Außenansicht (Foto: toyota-media.de)
Über 20000 Hybride fahren mittlerweile auf deutschen StraßenBild: Toyota

Nicht unerheblich ist beim Vergleich von E-Auto und Hybrid auch die Kostenfrage: eine Lithium-Ionen-Batterie, wie sie in Elektroautos steckt, kostet im Schnitt 15.000 Euro extra und nimmt oft den kompletten Kofferraum in Anspruch. Manchmal sogar noch die zweite Sitzreihe.

Fahren und lernen

Ein wahrer Blickfang im Toyota Prius liegt über dem Tacho: Dort ist ein animiertes Bild des Energieflusses zwischen Benzin- und Elektromotor. Es soll den Fahrer animieren, umweltbewusst zu fahren. Zusätzlich kann man zwischen verschiedenen Fahrstil-Modi zu wählen: sportlich mit Power, oder weniger zügig und dafür mit weniger Verbrauch. Wir haben haben beide Möglichkeiten getestet.

Bedienknöpfe für unterschiedliche Fahrmodi in einem Toyota Prius (Foto: toyota-media.de)
Öko oder volle Power? Der Fahrer entscheidetBild: Toyota

Der Hersteller gibt den Verbrauch des Autos mit 3,8 Litern Benzin pro 100 Kilometer an. Diesen Wert erreichten wir nicht, unser Verbrauch von 5 Litern ist jedoch akzeptabel. Vor allem wenn man bedenkt, dass es auf der Tour oft sehr schnell voran gehen musste. Selbstverständlich hat das Auto die mittlerweile übliche Anzeige für Momentanverbrauch. Der ganze Datenfluss begleitet den Fahrer auf seiner Tour und übt - wenn nötig -leise Kritik im Digitalformat. Am Ende soll jeder für sich entscheiden, wie er fährt, wo er fährt und welcher Antrieb für ihn der bessere ist. Maxi Hartmund von ADAC sieht darin einen Trend für die Zukunft:

"Es muss den Menschen einfach klar sein, dass man sich in Zukunft noch mehr als bisher einen Antrieb aussucht, der maßgeschneidert erscheint. Es wird immer individueller und das ist nichts Schlechtes."

Die Statistik gibt Hartmund recht. Studien bestätigen: manchmal sind sogar konventionelle Benzin- oder Dieselautos noch CO2-ärmer unterwegs als Hybrid- oder Elektroautos.

Vieles spricht für das Hybridauto, wenn man der Natur etwas Gutes tun möchte und trotzdem keine Lust zum Fahrradfahren hat. Bei den neuen KfZ-Steuerregelungen in Deutschland spielt die Art des Antriebs übrigens überhaupt keine Rolle. Entscheidend sind hier allein Hubraum und CO2-Ausstoß.

Autor: Artjom Maksimenko
Redaktion: Benjamin Hammer/Sarah Judith Hofmann