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Unwägbarkeiten des Krieges

Peter Philipp3. April 2003

Die wohl schwierigste Etappe des Irak-Krieges steht der US-geführten Armee im Irak-Krieg noch bevor: der Kampf um Bagdad. Peter Philipp analysiert, welche Risiken und welche Chancen dieser Kampf für die Alliierten birgt.

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Das (Kriegs)-Ziel ist ausgeschildertBild: AP

Wenn die Angaben amerikanischer Militärs zutreffen, dann haben sich die US-Truppen bis auf knapp dreißig Kilometer der irakischen Hauptstadt Bagdad genähert und dabei zwei Divisionen der einst gefürchteten "Republikanischen Garde" schwer dezimiert, wenn nicht sogar völlig zerschlagen. Nach zwei Wochen und mit der Einnahme der letzten Brücke südlich der irakischen Hauptstadt könnte der Krieg damit in seine entscheidende Phase eintreten – den Kampf um Bagdad.

Unklarer Zeitplan

Dabei ist allerdings bisher unklar, wann dieser Kampf einsetzt und wie er geführt werden wird. Militärexperten sind sich einig, dass es für die Amerikaner sehr – wenn nicht zu – gefährlich wäre, jetzt ohne Unterbrechung den Einmarsch in die irakische Hauptstadt zu proben. Denn dort haben sich Zehntausende Bewaffnete verschanzt – Soldaten der Republikanischen Garden bis zu einfachen Bürgern –, die sämtlich einen klaren Heimvorteil gegenüber den Amerikanern hätten und diesen empfindliche Verluste zufügen könnten.

Wahrscheinlicher ist es deswegen, dass die US-Truppen sich zunächst einmal in der Gegend sammeln und verstärken, in der sie jetzt stehen. Zumal weitere 20.000 Mann Verstärkung auf dem Weg sind – Truppen, die für den Kampf um Bagdad auf jeden Fall erforderlich sind. In dieser Konsolidierungsphase muss mit einer Fortsetzung der massiven Luftangriffe auf militärische und Regierungsziele am Rand von Bagdad und im Stadtzentrum gerechnet werden. Ziel dieser Angriffe wird in erster Linie sein, den Widerstandswillen der anderen Divisionen der "Republikanischen Garde" zu zerstören – wie es offenbar bereits in den letzten Tagen der Fall war. Bei Luftangriffen haben die Amerikaner unbestritten einen Vorteil – zumal die Luftabwehr der Iraker kaum noch eingesetzt wird.

Flexibiliät ist gefragt

Einen Zeitplan für die nächsten Tage gibt es vermutlich aber selbst im US-Hauptquartier nicht. Man wird immer wieder versuchen, flexibel auf neue Situationen zu reagieren. So war auch der Durchbruch der letzten Stunden südwestlich und südöstlich von Bagdad früher gekommen als ursprünglich geplant, weil der irakische Widerstand unter dem massiven Bombardement der letzten Tage erheblich nachgelassen hatte.

Bis der Nachschub an Material und Truppen eintrifft, werden die Amerikaner aber sicher nicht tatenlos bleiben. Die Einnahme eines militärischen Flugfeldes südlich von Bagdad ist nur ein Hinweis darauf, was die nächsten Maßnahmen sein könnten: Der große Flughafen von Bagdad dürfte ein wichtiges Ziel werden, denn wenn dieser erst einmal in amerikanischer Hand ist, kann Nachschub fast unbegrenzt – und relativ ungefährdet – bis vor die Tore Bagdads transportiert werden, statt den beschwerlichen und unvermindert gefährlichen Landweg von der kuwaitischen Grenze aus zurückzulegen.

Zusätzlich zu militärischen Zielen werden die Amerikaner in den nächsten Tagen wohl auch wieder verstärkt Einrichtungen des Regimes angreifen, um dieses vielleicht doch noch zur Aufgabe zu zwingen. Sollte dies gelingen – so ist man sich einig – dürfte der militärische Widerstand zusammenbrechen und würde man sich den – für beide Seiten verlustreichen – Kampf um Bagdad ersparen. Wie schon bei den Erklärungen zu Beginn des Krieges spielt hierbei aber auch eine gute Portion Wunschdenken mit. Wie auch bei den sich hartnäckig haltenden Gerüchten, Saddam Hussein sei verletzt und er habe seine Frau und Töchter bereits nach Syrien in Sicherheit bringen lassen. Hierfür gibt es bisher allerdings auch nicht den geringsten Beweis.