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Tödlicher Sturm

12. November 2007

Die Folgen der Schiffskatastrophen im Schwarzen Meer und vor San Francisco werden immer dramatischer: Vor der Krim sind drei ertrunkene Seeleute gefunden worden. In San Francisco bedroht die Ölkatastrophe die Tierwelt.

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Schiff vor der Krim-Küste (11.11.2007, Quelle: DPA)
Vier Frachtschiffe kenterten beim Sturm im Schwarzen MeerBild: picture-alliance/ dpa

Nach dem schweren Unwetter im Schwarzen Meer sind am Montag (12.11.2007) drei ertrunkene Seeleute an der russischen Küste der Straße von Kertsch entdeckt worden. Wie der russische Zivilschutz mitteilte, arbeiteten die Männer vermutlich auf dem Frachtschiff "Nachitschewan", das am Sonntag mit 3500 Tonnen Schwefel an Bord auf Grund gelaufen war. Bei dem Sturm am Sonntag gingen insgesamt vier Frachtschiffe unter oder liefen auf Grund. In der Meerenge zwischen Schwarzem und Asowschem Meer, der Straße vor Kertsch, liefen auch 2000 Tonnen Heizöl aus einem havarierten Tanker aus. Insgesamt gerieten am Sonntag mindestens zehn Schiffe in Seenot. Von den verschiedenen Havaristen vor der Küste der Krim werden insgesamt etwa 20 Mann Besatzung vermisst.

Umweltschäden nicht abzuschätzen

Ölschlamm an der russischen (Quelle: DPA)
Ölschlamm an der russischen KüsteBild: picture-alliance/ dpa

Das mit Heizöl beladene Tankschiff "Wolganeft-139" kenterte in der Straße von Kertsch und brach auseinander, wie die russischen Umweltbehörden mitteilten. Die Besatzung aus 13 Seeleuten klammerte sich an das Wrack. Sie wurden von mehreren Schiffen an Bord genommen und am Abend in den nächsten Hafen gebracht, berichtete die Agentur Interfax. Der durch das ausgelaufene Öl verursachte Schaden für die Umwelt sei noch nicht abzuschätzen, sagte ein Behördensprecher. Am Sonntag hatten Behördensprecher noch davon gesprochen, dass die Havarie des Tankschiffes ein "ernstes Umweltproblem" verursacht habe, dessen Beseitigung Monate dauern werde. Hunderte Helfer rückten aus, um an der russischen Küste die Ölschäden zu erfassen und zu beseitigen.

Der Sturm nahm zum Sonntagabend noch an Stärke zu. Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko wies die Regierung des Landes an, die durch das Heizöl entstandenen Umweltschäden in der Meerenge zwischen der Ukraine und Russland so schnell wie möglich zu beseitigen. Kiew stufte das Unglück nicht als Katastrophe ein.

Kaputte Schiffe und menschliches Versagen

Die Havarien der Frachtschiffe seien auch auf deren schlechten Zustand und Fehler der Besatzungen zurückzuführen, sagte der Leiter des russischen Seenotrettungsdienstes, Anatoli Jantschuk. Zudem beklagte er zu ungenaue Unwetterwarnungen in der Region östlich der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim. Die russische Staatsanwaltschaft teilte mit, dass auch das für die Fahrt auf Flüssen und Meeren gebaute Tankschiff "Wolganeft-139" nach ersten Erkenntnissen nicht sturmsicher war. Es hätte deshalb bei dem aufkommenden Sturm im Hafen bleiben müssen. Das zur Mittagszeit aufziehende Unwetter ließ beinahe im Halbstundentakt die Frachtschiffe in der viel befahrenen Straße von Kertsch kentern.

Ölpest in San Francisco bedroht Tierwelt

Ölverschmierter Vogel (11.11.2007, Quelle: AP)
Die Ölpest vor San Francisco bedroht Vögel und RobbenBild: AP

Die Ölkatastrophe in der Bucht von San Francisco nimmt unterdessen immer größere Ausmaße an. Bis zum Sonntag haben
Tierschützer und Reinigungstruppen knapp 400 verölte Vögel lebend geborgen. 171 Tiere starben bereits durch die Ölverschmutzung. Die Zahlen dürften bei der auf Monate angesetzten Säuberung drastisch steigen, so die Befürchtung von Umweltschützern. Auch Robben und andere Meerestiere seien bedroht. 46 Boote und mehr als 700 Helfer waren am Wochenende im Einsatz, um den klebrigen Ölteppich
einzudämmen und verschmutze Strände zu säubern, berichtete der "San Francisco Chronicle" am Montag. Gouverneur Arnold Schwarzenegger rief nach dem Austritt von mehr als 200.000 Litern Öl den Notstand aus.

Die Staatsanwaltschaft leitete nun strafrechtliche Ermittlungen ein. Dabei wird auch die Geschwindigkeit des Frachters "Cosco Busan" untersucht, der am Mittwoch mit einem Pfeiler der Golden Gate Brücke kollidierte. Es sei zu prüfen, ob die Geschwindigkeit des Schiffs an die Sichtverhältnisse zum Zeitpunkt des Unglücks angepasst gewesen sei, sagte Brendan McPherson von der kalifornischen Küstenwache. Möglicherweise habe es auch ein

Kommunikationsproblem mit der chinesischen Besatzung gegeben. Aus den beschädigten Kraftstofftanks des Frachters liefen 220.000 Liter Öl aus. Bisher konnten davon erst 75.000 Liter wieder abgeschöpft werden.

Größte Ölpest in der Region

Der Leiter der kalifornischen Jagd- und Fischereibehörde, Steve Erdinger, bezeichnete die Ölverschmutzung als sehr besorgniserregend. Der Ölschlamm hat schon die 40 Kilometer entfernten Farallon Inseln erreicht, eines der wichtigsten Vogelschutz- und Brutgebiete der USA. Die Küstenwache versuchte den Ölteppich mit Baumstämmen einzudämmen. Mit Spezialwerkzeugen wurde versucht, dass Öl abzuschöpfen. Die Ölverschmutzung ist die bislang größte in der Bucht von San Francisco. 1996 waren dort während der Reparatur eines Schiffes rund 40.000 Liter ins Meer geflossen. (mg)