1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Urteil Mangelhaft"

30. Dezember 2004

- Oberste Kontrollkammer in Polen nahm Schulen für die deutsche Minderheit unter die Lupe

https://p.dw.com/p/63lT

Oppeln, 27.12.2004, NOWA TRYBUNA OPOLSKA, poln.

Unkorrekte Angaben über die Zahl der Schüler, falsche Lehrprogramme und fehlende pädagogische Aufsicht - das sind die Hauptfehler in den Schulen, in denen Deutsch als Muttersprache der deutschen Minderheit unterrichtet wird. Das sind die Ergebnisse einer Kontrolle der Obersten Kontrollkammer (NIK) in Polen, die zwischen April und Juni d.J. durchgeführt wurde.

Die Inspekteure der Obersten Kontrollkammer haben vier Schulen kontrolliert, in denen Deutsch als Muttersprache der Minderheit unterrichtet wird. Es handelt sich dabei um das Gymnasium in Dobrodzien (Guttentag), das Gymnasium Nr. 2 in Krapkowice (Krappitz), die Grundschule in Walce (Waltzen)und das II Lyzeum in Opole (Oppeln) ( nur zwei Klassen). Untersucht wurde die Zeit von 2001 bis Juni 2004.

"Die Bedingung, einen Zuschuss vom Staat zu bekommen, setzt eine ausdrückliche Erklärung der Eltern oder der rechtlichen Betreuer eines Kindes voraus . An diesen Erklärungen mangelte es aber", so Edward Brzeszcz, ökonomischer Berater der Niederlassung der Obersten Kontrollkammer in Opole und fügt hinzu: "Aus diesem Grunde hat das Gymnasium in Dobrodzien in den Jahren 2001 bis 2004 sogar 208 452 Zloty (etwa 52 000 Euro) und das Gymnasium Nr. 2 in Krapkowice 197 400 Zloty (etwa 49 350 Euro) zu viel bekommen.

Auch der Deutschunterricht lässt zu wünschen übrig. In Krapkowice wurden Lehrprogramme und Schulbücher verwendet, die auf der Liste der zugelassenen Lehrbücher des Bildungsministeriums nicht zu finden sind. In Walce hingegen verwendete man, statt spezieller Schulbücher für Minderheiten, die allgemeinen Lehrbücher für Deutsch. Ähnlich war die Situation in Dobrodzien. (...)

Die NIK wirft auch allen Direktoren der vier untersuchten Schulen eine unzureichende pädagogische Aufsicht über die Klassen der nationalen Minderheit vor, d.h. zu wenig Visitationen und einen Mangel an Richtlinien für das Lehrprogramm. Trotz der vorhandenen Möglichkeiten boten die vier Direktoren kein entsprechendes Niveau des Geschichts- und Erdkundeunterrichts sowie des Unterrichtes über die Kultur Deutschlands. Die Schüller wurden zwar in diesen Fächern unterrichtet, aber nicht in einem gesonderten Unterricht. (...)

"Man kann sagen, dass es sich dabei lediglich um formelle Fehler handelt. Es kann hier aber keine Rede von irgendeiner Diskriminierung sein", sagt Jan Nawelski, der Direktor der NIK-Niederlassung in Opole und fügt hinzu: "Wir haben die Tätigkeiten der Schulen für die deutsche Minderheit dahingehend untersucht, in wieweit sie dem Gesetz über Nationale Minderheiten entsprechen und haben angeordnet, die festgestellten Fehler zu beseitigen.

Das muss geändert werden

- Gespräch mit Piotr Baron, dem Vorsitzenden der Bildungsgesellschaft der deutschen Minderheit:

"Ich weiß nicht, warum die Direktoren diese Schülerzahlen genannt haben und aus welchem Grunde sie nicht die richtigen Bücher benutzen. Was muss man unternehmen, um das zu verbessern? Der Bericht der Obersten Kontrollkammer wird mit Sicherheit das Thema der Vorstandsitzung des deutschen Bildungsverbandes werden. Vielleicht werden wir einige Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Unsere Schlüsse werden wir dem Ministerium für Inneres und Verwaltung vorlegen.

Gespräch mit Franciszek Minor, dem Bildungskurator in der Woiwodschaft Opole:

"Man kann nicht behaupten, dass diese Schulen ihre Aufgaben für die Kinder der deutschen Minderheit nicht erfüllen. Ich bewerte ihre Arbeit überaus positiv. Selbstverständlich gibt es immer einige Dinge, die man besser machen kann und ich hoffe, dass die Einwände der obersten Kontrollkammer dazu beitragen werden". (sta)