1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Amerikanern droht Visazwang

11. April 2016

Bürgern der Vereinigten Staaten könnte die Visafreiheit in Europa entzogen werden. Die EU-Kommission reagiert mit diesen Überlegungen auf den Visazwang, dem beispielsweise Polen bei USA-Reisen unterworfen sind.

https://p.dw.com/p/1ITEo
Bisher kommen die meisten Amerikaner ohne einen solchen Aufkleber im Pass aus
Bisher kommen die meisten Amerikaner ohne einen solchen Aufkleber im Pass ausBild: picture-alliance/chromorange

Bislang können US-Amerikaner nach Europa reisen, ohne sich zuvor an eine EU-Botschaft zu wenden. Doch das könnte sich bald ändern. Grund ist, dass die USA von Bürgern einiger EU-Staaten ihrerseits für die Einreise in die Vereinigten Staaten ein Visum verlangen. "Die EU-Kommission ist verpflichtet, die Situation zu überprüfen und berücksichtigt dabei mögliche Konsequenzen für EU-Bürger, die Wirtschaft und die Außenbeziehungen", sagte eine Sprecherin der Kommission. An diesem Dienstag will die Brüsseler Behörde über das Problem beraten.

Die EU lässt US-Bürger ohne Visum einreisen und erwartet im Gegenzug Gleichbehandlung. Doch für Bürger der EU-Staaten Bulgarien, Kroatien, Polen, Zypern und Rumänien verlangen die USA ein Visum zur Einreise. Die EU könnte deshalb entscheiden, die Visafreiheit für US-Bürger für die Dauer von bis zu einem Jahr auszusetzen. Dies würde für alle EU-Staaten sowie für Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz gelten. Ausgenommen wären Großbritannien und Irland.

Wechselseitige Regelungen als Ziel

Ziel ist es laut EU-Kommission, volle wechselseitige Visafreiheit für alle EU-Mitgliedstaaten herzustellen. Bis die Regelung wirksam wird, kann es aber noch dauern. Das Europaparlament und die EU-Staaten haben nach einem Grundsatzbeschluss der EU-Kommission drei Monate Zeit, um Widerspruch einzulegen.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters könnte die EU-Kommission zudem die Einführung der Visumpflicht für Kanadier prüfen. Kanada verweigert den Bürgern einiger EU-Länder ebenfalls die visafreie Einreise.

Insgesamt brauchen Bürger aus rund 50 Staaten kein Visum, wenn sie in die Europäische Union und den Schengen-Raum reisen. Voraussetzung für die visafreie Einreise ist immer, dass Besucher in einem Zeitraum von 180 Tagen maximal 90 Tage bleiben und über einen modernen Pass mit biometrischen Angaben verfügen.

Aufwendiger Antragsprozess

Die EU hat in den vergangenen Jahren mehrfach auf den Visazwang für einzelne Staaten verzichtet. Keinen "Sichtvermerk" im Pass brauchen bei der Einreise unter anderem Menschen aus Ländern des westlichen Balkans sowie den meisten Staaten Lateinamerikas, aus Australien, Neuseeland, Japan, Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Bürger aus mehr als 120 weiteren Staaten, darunter die Türkei, Russland, alle afrikanischen sowie die meisten arabischen und asiatischen Länder, müssen einen aufwendigen Prozess durchlaufen, um ein Visum zu bekommen. Im Jahr 2014 erteilten allein die deutschen Auslandsvertretungen knapp 1,95 Millionen Schengen-Visa. Gut 131.000 Anträge wurden abgelehnt.

stu/mak (dpa, rtr)