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US-Diplomat Holbrooke gestorben

14. Dezember 2010

Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, ist tot. Der 69-Jährige ist nach einer Operation verstorben. Bekannt geworden ist er für die Aushandlung des Balkan-Friedensabkommens 1995.

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US-Diplomat Richard Holbrooke (Foto: AP)
Holbrooke sollte auch in Afghanistan den Frieden ebnenBild: picture-alliance/ dpa

Er galt als Feuerwehrmann für Krisen: 45 Jahre Erfahrung in der Außenpolitik hatte Richard Holbrooke gesammelt - er war einer der versiertesten Diplomaten weltweit. Am Montagabend (13.12.2010) starb der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan an den Folgen einer Operation. Am Freitag war der 69-Jährige zusammengebrochen und danach mehr als 20 Stunden wegen eines Risses in der Halsschlagader in der Universitätsklinik in Washington operiert worden.

Ein diplomatisches Urgestein

Richard Holbrooke und Afghanistans Präsident Hamid Karsai (Foto: AP)
Sollen kein gutes Verhältnis gehabt haben: Holbrooke und der afghanische Präsident Hamid KarsaiBild: AP

"Er ist einfach ein Gigant der amerikanischen Außenpolitik", sagte US-Präsident Barack Obama bei einem Empfang am Montagabend. Er habe stets daran geglaubt, dass Frieden möglich sei. Obama hatte Holbrooke 2009 damit beauftragt, sich um die Krisen in Pakistan und Afghanistan zu kümmern. Holbrooke setzte sich massiv für eine stärkere Entwicklungshilfe für diese Länder ein und wollte die wirtschaftliche Entwicklung stärken. Noch kurz vor seinem Tod arbeitete Holbrooke am Fortschrittsbericht der US-Regierung über den Krieg in Afghanistan, der demnächst vorgestellt werden soll.

Stets die Karriereleiter rauf

Holbrooks Karriere begann 1962, als er direkt nach dem Universitätsabschluss einen Posten in Vietnam annahm. Sein erster großer diplomatischer Erfolg geht auf das Jahr 1995 zurück. Auf dem Balkan herrschte damals Krieg. Der US-Diplomat handelte das Friedensabkommen zwischen Serben, Moslems und Kroaten aus, bekannt als das Abkommen von Dayton.

Der gebürtige New Yorker, dessen Mutter Deutsche war, galt als einer der profiliertesten Diplomaten und hatte viele Posten inne: 1993 arbeitete er für neun Monate auch als Botschafter in Deutschland. Immer wieder machte er Ausflüge in die Wirtschaft und leitete in den späten 1980er- und frühen 90er-Jahren beispielsweise die inzwischen bankrotte Investmentbank Lehman Brothers.

In seiner langen Karriere machte er sich nicht nur Freunde. Seine Kritiker warfen ihm oft aggressives, karrierebewusstes und geltungssüchtiges Verhalten vor. Wegen seines robusten Auftretens erhielt er Spitznamen wie "der Bulldozer" oder "Raging Bull".

Autor: Nicole Scherschun (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber