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US-Einfuhrzölle träfen die Ärmsten

Michael Braun
15. August 2017

Vielleicht sind es wieder nur Worte. Wenn nicht, droht ein Handelskonflikt zwischen China und den USA. Er würde auch Deutschland treffen. Und arme US-Bürger.

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US-Präsident Donald Trump
Bild: Reuters/J. Ernst

US-Präsident Donald Trump hat seinen Handelsbeauftragten angewiesen, den Umgang Chinas mit geistigem Eigentum zu untersuchen. Dass es in China wenig Unrechtsbewusstsein und hohe Kopierbereitschaft für Design und Technik gibt, weiß man auch in Deutschland. Hier wird jährlich der "Plagiarius" vergeben, ein hässlicher Zwerg mit goldener Nase für den, der geistiges Eigentum klaut. Ob Bürostuhl, Druckmessgerät oder Waschtischmischer – dieses Jahr waren Produktpiraten aus China wieder mal prominent vertreten unter den Empfängern des Negativpreises.

In den USA ist das nicht anders. Trump will deshalb genauer Chinas Handelspraktiken prüfen lassen. Sollte der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer (Artikelbild 2.v.r.)  dabei Verfehlungen entdecken, drohten Handelssanktionen, ließ Trump wissen.

Deutsche Wirtschaft beunruhigt

Die Reaktion aus China ließ nicht lange auf sich warten. Peking drohte den Vereinigten Staaten heute mit Gegenmaßnahmen. China werde nicht "tatenlos herumsitzen", ließ das Handelsministerium wissen. Die deutsche Wirtschaft ist beunruhigt. "Ein Streit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hätte auch für die deutsche Wirtschaft negative Auswirkungen", hat DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt.

Nun gibt es viele Gründe, die Sache nicht so ernst zu nehmen. Donald Trump hat schon viel angekündigt, aber wenig umgesetzt. Auch dürfte er China als politischen Partner brauchen, sollte der Konflikt mit Nordkorea sich weiter verschärfen.

Und außerdem, nennt Marco Wagner von der Commerzbank einen dritten Grund, befürworteten ja nicht alle amerikanischen Unternehmen Handelsrestriktionen gegenüber China: "Es gibt durchaus etliche US-Unternehmen, die Lizenzen in China verkaufen möchten. Und die finden alle Restriktionen gegenüber dem asiatischen Land natürlich nicht so gut."

Umgelenkte Handelsströme könnten Deutschland nutzen

Freilich: Es besteht ein Restrisiko, dass der Handelsstreit doch kommt. Der kann natürlich unterschiedliche Ausmaße annehmen. Wenn die Amerikaner nur Importe aus China beschränken, dann könne die deutsche Wirtschaft durchaus profitieren. Dann werde es eine "Handelsumlenkung", geben, erklärt Wagner: "Dann wird eben der Stahl nicht mehr aus China importiert, sondern muss von irgendwo anders aus der Welt bezogen werden." Zum Beispiel aus Deutschland.

Anders wäre es, wenn Trump über Nadelstiche gegen chinesische Importe hinausginge. Dann könnte die deutsche Wirtschaft schon negativ betroffen sein. Ihr ist daran gelegen, dass es allen ihren Handelspartnern gut geht, dass es nirgends stockt und sie damit die Nachfrage ihrer Kundschaft weltweit bedienen kann. Deshalb hatte DIHK-Präsident Schweitzer warnend den Finger gehoben.

Die Zahlen dazu: China exportiert in die Vereinigten Staaten Waren im Wert von 462,6 Milliarden Dollar. Damit gehen 18,3 Prozent aller Exporte in die Vereinigten Staaten. Umgekehrt sind das 21,4 Prozent aller Einfuhren in die USA. Es sind vor allem Konsumgüter, die China verkauft. Und beim DIHK stellt man dann die eher rhetorische Frage, auf welchen Maschinen denn diese Konsumgüter wohl produziert würden? Oft sind es nicht nur nach China exportierte Maschinen aus Deutschland sondern gar Töchter deutscher Unternehmen, die in China für den chinesischen Export schaffen.

Zölle schränken die Kaufkraft ein

Zu den Wirkungen von Zöllen auf chinesische Konsumgüter gehören natürlich auch die Rückkopplungen in den Vereinigten Staaten. Zölle machen Importe teurer: "Die große Mehrheit der amerikanischen Konsumenten wird unter dieser Politik leiden, und zwar insbesondere die unteren Einkommensgruppen", sagt Professor Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel, über die Handelspolitik Trumps: "Der Millionär in Manhattan, der ist nicht auf billige T-Shirt-Importe angewiesen."

Und wenn dann höhere Preise für Konsumgüterpreise wirklich gezahlt würden, könnten die Amerikaner dann noch im bisherigen Umfang deutsche Autos kaufen, fragt man sich beim DIHK. Mit beiden Ländern, mit China und mit den USA, tauscht die deutsche Wirtschaft ein Handelsvolumen von jeweils knapp 170 Milliarden Euro aus, insgesamt 335 Milliarden Euro. Sie stehen für gut 15 Prozent des gesamten Außenhandels. Der DIHK-Präsident ist überzeugt, ein Handelskrieg kenne nur Verlierer.