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US-Ermittler knacken Attentäter-iPhone allein

29. März 2016

Nun also doch: Die amerikanische Bundespolizei FBI hat sich auch ohne Hilfe des Konzerns Apple Zugang zu einem Smartphone verschafft, das ein Terrorist benutzt hatte. Das hat Folgen für einen Streit vor Gericht.

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Eine schwarze Hand hält ein iPhone mit einem "No Entry"-Verbotszeichen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/J. Lane

In dem Fall geht es darum, dass sich Apple einer gerichtlichen Anordnung widersetzt, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones von Sayed Farook zu helfen. Farook hatte Anfang Dezember mit seiner Ehefrau bei einem islamistischen Anschlag in San Bernardino in Kalifornien 14 Menschen erschossen. Das FBI möchte vor allem wissen, ob die Attentäter mit der Extremisten-Miliz IS in Kontakt standen.

Anwälte des Justizministeriums hatten kürzlich mitgeteilt mit, von dritter Seite Tipps erhalten zu haben, wie sich das iPhone auch ohne Mithilfe des Herstellers entschlüsseln ließe. Diese Methode war nun offenbar erfolgreich. Die Behörden verzichten damit auf das Gerichtsverfahren gegen Apple, wie aus Unterlagen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen.

Präzedenzfall befürchtet

Apple sah die Gefahr, dass ein Präzedenzfall geschaffen werden soll, um generell den Zugriff der Sicherheitsbehörden auf die iPhones zu erleichtern. Eine solche Hintertür zu einem iPhone könne auch von Kriminellen missbraucht werden. Konzernchef Tim Cook erklärte, sein Unternehmen habe die Pflicht, die Daten seiner Kunden gegen den Zugriff der US-Behörden zu schützen. Unterstützt wurde Apple in seinem Widerstand von anderen Software-Giganten wie Facebook, Google und Yahoo sowie von Bürgerrechtlern.

Das US-Justizministerium hatte argumentiert, die Entschlüsselung von Farooks iPhone könnte möglicherweise wichtiges Beweismaterial ans Licht bringen. Mehrere Angehörige der Anschlagsopfer von San Bernardino stellten sich hinter die Regierung.

Sicherheit oder Privatsphäre?

Apple sah sich mit seinem Widerstand Vorwürfen von Politikern ausgesetzt, es stelle die Privatsphäre eines toten Terroristen über die Sicherheit des amerikanischen Volkes. US-Präsident Barack Obama regte einen Kompromiss an, bevor "etwas Schlimmes" passiere und dann überhastete Gesetze verabschiedet würden. Doch Apple lenkte auch unter Druck nicht ein. Zuletzt gab sich Konzernchef Cook hartnäckig und versuchte, die Diskussion auf ein breiteres politisches Feld zu lenken. "Wir müssen als Nation entscheiden, wie viel Macht unsere Regierung über unsere Daten und über unsere Privatsphäre haben sollte."

UN schlägt sich auf Apples Seite

Der Konzern stört sich unter anderem daran, dass die Regierung als rechtliche Grundlage für ihre Forderungen den All Writs Act von 1789 vorbrachte - ein Gesetz, das Richter grundsätzlich bevollmächtigt, alle nötigen Maßnahmen zu verfügen. Apple warnte, mit einem solchen Präzedenzfall könne die Tür für eine weitreichende Überwachung auf elektronischen Geräten geöffnet werden. Das Justizministerium entgegnete, es gehe nur um dieses eine iPhone. Der Staatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr., beklagte sich vor kurzem aber, dass allein in seiner Behörde in mehr als 175 Fällen nicht entsperrbare iPhones die Ermittlungen behinderten.

kle/qu (afp, dpa, rtr, ape)