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US-Journalistinnen wieder zu Hause

5. August 2009

Nach ihrer überraschenden Freilassung aus nordkoreanischer Haft sind die beiden US-Journalistinnen Ling und Lee wieder in den USA gelandet. Angeblich soll Nordkorea selbst um die Reise von Bill Clinton gebeten haben.

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Euna Lee (l.) und Laura Ling werden bei ihrer Ankunft am Flughafen in Burbank, Kalifornien, von ihren Familien in Empfang genommen (Foto: AP)
Bewegende Momente für die FamilienBild: picture alliance/dpa

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und die beiden Reporterinnen Laura Ling und Euna Lee trafen am Mittwoch (05.08.2009) mit einer Sondermaschine auf dem Bob-Hope-Flughafen bei Los Angeles ein, wo die beiden 32 und 36 Jahre alten Frauen von ihren Familien begrüßt wurden.

Bill Clinton, Laura Ling und Euna Lee (v.l.n.r.) gehen an Bord eines Flugzeugs (Foto: AP/Korean Central News Agency)
Dank Ex-US-Präsident Bill Clinton befinden sich die Amerikanerinnen wieder in der HeimatBild: AP

In einer bewegenden Ansprache dankten die Frauen Clinton, der am Tag zuvor nach Pjöngjang gereist war, für seine Vermittlungsarbeit. "Wir wollen unsere tiefste Dankbarkeit zum Ausdruck bringen", sagte Ling nach der Landung unter Tränen. "Die letzten 140 Tage waren die schwierigsten in unserem Leben." Die Freilassung sei überraschend gekommen: "Uns wurde plötzlich gesagt, wir würden zu einem Treffen gebracht", sagte Ling. "Als wir durch die Tür gingen, sahen wir Präsident Bill Clinton." Clinton und sein Team hätten "wundervoll" gehandelt.

US-Präsident Barack Obama schloss sich dem Dank an. Clinton habe "außerordentliche Arbeit" geleistet, sagte Obama im Weißen Haus. Die Heimkehr der Reporterinnen sei "ein Grund zur Freude für das ganze Land". Wie ein Sprecher Obamas in Washington mitteilte, wollte Clinton die US-Regierung über den Verlauf seiner Gespräche in Pjöngjang unterrichten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte Clinton zu seiner "erfolgreichen humanitären Mission".

USA dementieren angebliche Entschuldigung bei Nordkorea

Bill Clinton, Al Gore, Laura Ling (v.l.n.r.) (Foto: AP)
Auch Ex-Vizepräsident Al Gore begrüßte die zurückgekehrten JournalistinnenBild: AP

Der Ehemann von US-Außenministerin Hillary Clinton war am Dienstag überraschend nach Pjöngjang gereist, um in Gesprächen mit Machthaber Kim Jong Il die Freilassung der Reporterinnen zu erreichen. Sie waren Mitte März an der Grenze zwischen Nordkorea und China festgenommen worden, als sie dort über nordkoreanische Flüchtlinge berichten wollten, und zu je zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Nach Clintons Besuch wurden sie begnadigt.

Außenministerin Clinton sagte, es sei ein guter Tag, und fügte an, dass ihre Tochter Chelsea etwa das Alter der Journalistinnen habe. Zugleich betonte sie, dass sich ihr Ehemann nicht bei der nordkoreanischen Führung für das Verhalten der Journalistinnen entschuldigt habe, was die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zuvor berichtet hatte. "Das ist nicht wahr", sagte sie in Nairobi. Es bestehe zudem keine Verbindung zwischen den beiden Frauen und dem Nuklearstreit mit dem ostasiatischen Land.

Dem nordkoreanischen Staatschef Kim sei keine Gegenleistung für die Freilassung der beiden Frauen in Aussicht gestellt worden, sagte ein Mitarbeiter der US-Regierung. Der Ex-Präsident habe aber mit Kim über "positive Dinge" gesprochen, die nach der Befreiung von Ling und Lee geschehen könnten. Politische Beobachter hatten darüber spekuliert, dass Clintons Treffen mit Kim den Auftakt für bilaterale Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm bilden könnte. Nordkorea hat die Weltgemeinschaft in den vergangenen Monaten mit einem Atom- und mehreren Raketentests gegen sich aufgebracht und den Verhandlungen über sein Nuklearprogramm den Rücken gekehrt.

Aufwertung des nordkoreanischen Regimes?

Kritik an der Reise von Clinton kam von dem als Hardliner bekannten früheren UN-Botschafter der USA, John Bolton. Der Besuch komme "Verhandlungen mit Terroristen gefährlich nahe" und werte das Regime auf, sagte Bolton. Das Weiße Haus hatte indes stets betont, die Reise sei eine "rein private Mission" und habe nichts mit der Atomfrage zu tun. Dagegen berichteten US-Medien, die Mission sei mit der US-Regierung abgestimmt gewesen.

Ranghohe Regierungsvertreter bestätigten am Dienstag, dass die Mission bereits seit Monaten geplant wurde. Demnach bat Nordkorea selbst um die Reise von Clinton, der sich wiederum eng mit Obamas Regierung abstimmte. Auch der frühere Vizepräsident Al Gore, der Mitbegründer des TV-Senders Current TV, für den Ling und Lee arbeiten, spielte demnach eine wichtige Rolle bei den Vermittlungen. (je/afp/dpa/rtr)