1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Journalisten verurteilt

8. Juni 2009

Zwei in Nordkorea inhaftierte US-Reporterinnen sind vom Obersten Gericht des Landes zu je zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Ihr "Verbrechen": Sie wollten einen Film über nordkoreanische Flüchtlinge drehen.

https://p.dw.com/p/I5Ia
Mann hält Schild mit Fotos der US-Reporterinnen Euna Lee und Laura Ling
In Südkorea demonstrierten Menschen für die Freilassung der beiden US-ReporterinnenBild: AP

Der Prozess habe "die schweren Verbrechen" bestätigt, die die beiden Frauen gegen den kommunistischen Staat begangen hätten, meldete am Montag (08.06.2009) die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Zudem sei erwiesen worden, dass sie illegal die Grenze übertreten hätten. Deshalb habe das Gericht am Ende des fünftägigen Prozesses "jede von ihnen zu zwölf Jahren Umerziehung durch Arbeit" verurteilt.

Euna Lee und Laura Ling waren am 17. März am damals zugefrorenen Tumen, dem Grenzfluss zum Nachbarland China, festgenommen worden. Ein Kameramann und ein Führer konnten entkommen.

Keine Berufung möglich

Das Team arbeitete im Auftrag des kalifornischen Fernsehsenders "Current TV" an einer Reportage über Nordkoreaner, die über den Tumen nach China flüchten. An dem Sender ist der frühere US-Vizepräsident Al Gore beteiligt.

Eine Berufung gegen das Urteil ist nicht möglich, da es vom Obersten Gericht ausgesprochen wurde. Die USA hatten in den vergangenen Wochen wiederholt die Freilassung der beiden Journalistinnen gefordert. Laut südkoreanischen Medien hatten sie nicht auf der nordkoreanischen, sondern auf der chinesischen Seite der Grenze gefilmt, als sie von Grenzschützern festgenommen wurden.

Sorge um Verschärfung des Atomkonflikts

Test einer nordkoreanischen Kurzstreckenrakete (Foto: AP)
Test einer nordkoreanischen KurzstreckenraketeBild: AP

Das Urteil könnte den internationalen Konflikt um das Atomprogramm Nordkoreas weiter verschärfen. Nach dem jüngsten Atomwaffentest Ende Mai und mehreren Raketentests steht das Regime in Pjöngjang massiv in der Kritik der internationalen Gemeinschaft.

Beobachter sind daher besorgt, dass Nordkorea den Prozess gegen die beiden Journalistinnen ausnutzen könnte, um die USA unter Druck zu setzen. Die Vereinigten Staaten debattieren derzeit noch mit den anderen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats über eine Resolution zu dem weltweit verurteilten Atomtest.

Die US-Regierung äußerte sich in einer ersten Reaktion "tief besorgt" über das Urteil gegen die Reporterinnen. Außenamtssprecher Ian Kelly sagte in Washington, man werde sich weiter auf allen möglichen Wegen für ihre Freilassung einsetzen. Washington unterhält zu Pjöngjang keine formalen diplomatischen Beziehungen. (gri/je/afp/ap/dpa/rtr)