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US-Klatschseite "Gawker" ist pleite

10. Juni 2016

Hulk Hogan hat "Gawker" k.o. geschlagen: Die US-Klatschseite muss Insolvenz anmelden. Sie war zuvor wegen eines Sexvideos zur Zahlung von 140 Millionen Dollar Schadenersatz an den Ex-Wrestler verurteilt worden.

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Hulk Hogan (Archivbild) erstritt eine Millionenentschädigung (Foto: dpa)
Hulk Hogan (Archivbild) erstritt eine MillionenentschädigungBild: picture-alliance/dpa/J. Mabong

Die Internetseite "Gawker", dem die Zahlung einer hohen Millionenentschädigung an den Wrestler Hulk Hogan droht, ist pleite. Das Unternehmen beantragte Gläubigerschutz, um wieder auf die Füße zu kommen, wie aus in New York veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervorgeht. Dabei setzt die Website auf neue Eigentümer: Es gab bekannt, dass die Mediengruppe Ziff Davis bereit sei, das Unternehmen aufzukaufen.

"Gawker" war im März wegen der Veröffentlichung eines heimlich gedrehten Sexvideos von einem Gericht im US-Bundesstaat Florida zu einer Entschädigungszahlung von 140 Millionen Dollar (rund 125 Millionen Euro) an Hogan verurteilt worden. Bei der Klage gegen "Gawker" war der Wrestler von dem aus Deutschland stammenden Internet-Milliardär Peter Thiel finanziell unterstützt worden. Thiel war seinerseits vor neun Jahren von der Website als homosexuell geoutet worden. Ein Sprecher Thiels erklärte nach Bekanntwerden der Insolvenz, dieser wolle keinen Kommentar abgeben.

"Gawker" ging zwar in die Berufung, ließ aber alle Optionen prüfen, sollte das Urteil rechtskräftig werden. Dazu gehörte auch das Szenario eines Verkaufs der Website. Der mögliche Aufkauf durch Ziff Davis muss nun vom Insolvenzgericht genehmigt werden. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens können sich andere Investoren mit höheren Kaufangeboten um die Übernahme der Website bewerben.

Berufung auf "freie Meinungsäußerung"

In dem Video, das "Gawker" von Hogan zeigte, wird der Wrestler beim Sex mit der Frau eines Freundes gezeigt. Die Website hatte die Aufnahmen im Oktober 2012 veröffentlicht und ein halbes Jahr im Netz stehen lassen, obwohl Hogan mehrfach um ihre Entfernung bat. In der Zeit wurde das Video sieben Millionen Mal angeklickt. Die "Gawker"-Anwälte beriefen sich vergeblich auf das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.

Der Milliardär Peter Thiel hatte Hogan unterstützt (Foto: AP)
Der Milliardär Peter Thiel hatte Hogan unterstütztBild: picture-alliance/AP Photo/B. Margot

Der Internetunternehmer Thiel sagte Ende Mai der Zeitung "New York Times", dass er rund zehn Millionen Dollar zu der Klage Hogans beigesteuert habe. Der Mitbegründer des Online-Bezahldienstes PayPal und der Auktionsseite EBay sagte auch, dass er noch weitere "Opfer" von "Gawker" ausfindig machen und unterstützen wolle.

Thiel bestritt jedoch, dass er sich an "Gawker" für sein Outing rächen wolle. Es gehe ihm vielmehr um "Abschreckung". Die Website spiele eine Vorreiterrolle in einer Medienstrategie, Aufmerksamkeit durch das "Schikanieren" von Menschen erregen, und zwar auch in solchen Fällen, in denen es kein berechtigtes öffentliches Interesse an den Enthüllungen gebe.

"Nicht zum Schweigen bringen"

Der Gründer und Haupteigentümer von "Gawker", Nick Denton, erklärte dagegen, Thiel werde mit seinen Milliarden "unsere Journalisten nicht zum Schweigen bringen". Unter einem neuen Eigentümer werde die Website neu aufleben. Auch vor Gericht werde das Unternehmen siegen, zeigte sich Denton im Kurnachrichtendienst Twitter gewiss.

Das Vorgehen Thiels hatte in den USA eine Debatte über die Macht der Internetkonzerne ausgelöst. Der Chef des Onlinehändlers Amazon, Peter Bezos, der zugleich Eigentümer der Zeitung "Washington Post" ist, zeigte sich beunruhigt. Solch ein Vorgehen könne ein "Klima der Angst" in den Medien auslösen und somit die Meinungsfreiheit gefährden.

stu/wl (afp, ap, rtr)