1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Kongress knöpft sich Pharma-Firmen vor

10. Dezember 2015

Der Streit in den USA über Preiserhöhungen von teilweise 5000 Prozent bei Medikamenten hat den Kongress erreicht. Mit den Wucherpreisen beschäftigt sich auch schon die Staatsanwaltschaft.

https://p.dw.com/p/1HL2Z
Symbolbild Medikamente Pillen
Bild: Colourbox

Der Sonderausschuss des Senats für Altersfragen lud am Mittwoch in einer ersten Anhörung Krankenhausdirektoren und Ärzte ein, die von massiv gestiegenen Kosten bei zum Teil seit Jahrzehnten verwendeten Arzneimitteln berichteten. Abgeordnete deuteten in ersten Stellungnahmen Konsequenzen für die geplante Reform der US-Arzneimittelbehörde FDA an. Die Anhörungen waren Anfang November angekündigt worden. Die Kontroverse setzt seit Wochen die Aktien von US-Pharmafirmen unter Druck.

Ein Kinderarzt aus Alabama schilderte den Abgeordneten, wie die Kosten für die Behandlung eines einzigen an der Parasitenkrankheit Toxoplasmose erkrankten Säuglings mit dem Mittel Daraprim von 1200 Dollar auf 69.000 Dollar angestiegen seien. Wegen der Vertriebspraktiken des Herstellers Turing Pharmaceuticals sei es zudem schwer, gewisse Versionen des Medikaments überhaupt noch zu bekommen. "Hier steht das Leben von Säuglingen auf dem Spiel", sagte er. Die republikanische Ausschussvorsitzende Susan Collins erklärte, die vier untersuchten Unternehmen - Turing und Valeant Pharmaceuticals, Rodelis Therapeutics und Retrophin - wirkten auf sie "mehr wie Hedgefonds als traditionelle Pharma-Unternehmen". Die Demokratin Claire McCaskill sagte, der Gesetzgeber habe die Pflicht, Patienten vor "reiner Geldgier" zu schützen.

Grenzenlose Freiheit für die Pharma-Firmen

Die Serie jüngster Preissprünge machte in den USA Schlagzeilen, nachdem Turing im September die Rechte für Daraprim erwarb und den Preis von 13,50 Dollar je Tablette auf 750 Dollar erhöhte - ein Sprung von mehr als 5000 Prozent. Die Arznei ist seit 62 Jahren auf dem Markt und wird auch bei Aids-Patienten und schwangeren Frauen eingesetzt.

Neben dem Kongress beschäftigt sich bereits die US-Staatsanwaltschaft mit der Preispolitik. Diese ist auch im Präsidentschaftswahlkampf ein Thema: Die aussichtsreichste demokratische Bewerberin Hillary Clinton hat ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um einen von ihr ausgemachten Preiswucher in der Pharmabranche zu stoppen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in den USA dort bislang kaum Kontrollen. Einige Unternehmen, darunter auch Turing, haben nach dem öffentlichen Aufschrei inzwischen angekündigt, ihre Preispolitik anzupassen.

zdh/wen (rtr)