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US-Märkte verhageln die Kurse

Thomas Kirschning3. April 2002

Bis zum Nachmittag sah in Frankfurt alles so aus, als würden sich die Kurse auf dem gestrigen Niveau halten. Dann kam der Rückzieher aus New York: Kursverluste bei Technologiewerten belasten den New Yorker Aktienmarkt.

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2001 war ein mageres Jahr. Der Trend geht zu ertragsabhängigen Dividenden.Bild: AP

Unter Druck stand dort vor allem die Software-Branche. Nach dem schwachen Quartalsausblick von PeopleSoft und dem anschließenden Kurseinbruch des Titels am Vortag hagelte es wiederum negative Nachrichten.

Das ließ die Märkte in Frankfurt nicht unbeeindruckt: Der Deutsche Aktienindex DAX fiel um über ein halbes Prozent oder 29 Punkte auf 5.282. Am Neuen Markt rutschte der NEMAX 50 mit einem Minus von 2,7 Prozent oder 27 Punkten auf 978 und damit wieder deutlich unter die Marke von 1000 Punkten.

Kritische Analystenkommentare

"Die Umsätze sind noch immer deutlich geringer als in den Wochen vor Ostern", sagte ein Händler. Negative Analystenkommentare zu US-Softwareunternehmen und schlechte Unternehmensergebnisse hätten die Technologiewerte im DAX belastet, sagte ein weiterer Börsianer. Neben SAP standen Siemens, Epcos und Infineon auf der Verkaufsliste der Anleger.

Im Sog kritischer Analystenkommentare zu Software-Konzernen war die Aktie von SAP schwächster Wert im DAX. Das Papier von Europas größtem Software- Konzern fiel um fast drei Prozent. Auch die Vorlage einer enttäuschenden Bilanz des US-Softwareunternehmens Commerce One hat sich deutlich negativ niedergeschlagen. An Commerce One ist SAP mit 20 Prozent beteiligt.

Lufthansa-Papiere fielen um 0,4 Prozent. "Wenn der Ölpreis steigt, werden Lufthansa-Aktien fast automatisch nach unten gezogen", sagte ein Händler. Dies sei jedoch mehr Börsenpsychologie, da der Konzern rund 90 Prozent des Treibstoffbedarfs im voraus absichere.

Positive Trends

Die Commerzbank-Aktie legte 2,4 Prozent zu. Die Papiere haben sich damit am Tag nach der faktischen Zerschlagung der Beteiligungsgruppe CoBra fester entwickelt. Die CoBra Beteiligungsgesellschaff mbH habe die Bündelung ihrer Interessen bei der Commerzbank beendet, teilte die Beteiligungsgellschaft mit. Mit Wirkung vom 1. April vertrete CoBra nun noch die Aktien einiger niederländischer Anteilseigner.

Die Analysten der DZ Bank haben die Aktie des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care(FMC) hochgestuft auf 'Kaufen' von zuvor 'Akkumulieren'. Grund sei unter anderem die Unterbewertung der Aktie im Vergleich mit den Kennzahlen deutscher und internationaler Pharmaunternehmen, begründete das Bankhaus am Mittwoch in Frankfurt die neue Einstufung. Das Kursziel für die Aktie gaben die Analysten mit 85 Euro an. Fresenius legten gegen den Trend 0,8 Prozent zu.

Herlitz ist pleite

Der größte deutsche Papier- und Bürowarenhersteller Herlitz hat nach einer letzten Runde von gescheiterten Rettungsgesprächen Insolvenz angemeldet. Die Anträge gingen am Mittwoch beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ein, bestätigte eine Justizsprecherin. Wenige Stunden zuvor war ein Treffen zwischen Vertretern der Länder Berlin und Brandenburg sowie einem Bankenkonsortium abermals ohne Erfolg geblieben. Bei dem Traditionsunternehmen stehen rund 3000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, davon 1900 in Deutschland. An der Börse brach die Herlitz-Aktie zeitweise um fast die Hälfte auf weniger als ein Euro ein.

2001: Dividendensumme geschrumpft

Im vergangenen Jahr ist die Dividendensumme der Unternehmen im Deutschen Aktienindex im Vergleich zu 2000 um 27 Prozent geschrumpft. Wie das Magazin 'Börse Online' am Mittwoch (03.04.) in München mitteilte, beliefen sich die Ausschüttungen auf 11,86 Milliarden Euro. Insgesamt wurde von börsennotierten Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr 17 Milliarden Euro an Dividende gezahlt. Zwei Drittel der Summe entfielen demnach auf die 30 DAX-Unternehmen. Am Neuen Markt hätten nur etwa zehn Prozent der Firmen überhaupt eine Dividende gezahlt, berichtet das Magazin weiter. Die 309 derzeit dort gelisteten Firmen steuerten nur 116 Millionen Euro zum Dividendenaufkommen bei.

Dividende nur bei wirtschaftlichem Erfolg

Insgesamt sieht das Magazin den Trend zu ertragsabhängigen Dividenden. Damit machten die Konzerne die Ausschüttung von ihrer wirtschaftlichen Situation abhängig. So blieben Dividendenerhöhungen in diesem Jahr die Ausnahme: Großzügig reagierten etwa E.ON mit einer Anhebung um 19 Prozent, BMW mit 13 Prozent mehr, Fresenius Medical Care mit plus neun Prozent oder Volkswagen mit plus 8,3 Prozent. Unverändert lassen BASF, Degussa und die Deutsche Bank ihre Dividende.

Mit Unternehmen wie der Deutschen Telekom, Siemens, der Commerzbank und dem Autobauer DaimlerChrysler setzten gewichtige Unternehmen im DAX dagegen den Rotstift an. Noch schlimmer hat es die Anteilseigner der Deutschen Lufthansa, des Chipbauers Infineon und des Halbleiterspezialisten EPCOS erwischt: Sie gehen 2002 komplett leer aus.

Die Durchschnittsrendite fiel um fünf Basispunkte auf 5,10 Prozent.Die Schlusskurse im Dax wie immer und alles andere ohne Gewähr:

adidas-Salomon 81,78 (- 1,07)
Allianz 269,20 (- 1,35)
BASF 48,00 (+ 0,75)
Bayer 39,95 (+ 0,05)
HypoVereinsbank 41,35 (+ 0,05)
BMW 45,15 (- 0,22)
Commerzbank 20,75 (+ 0,48)
DaimlerChrysler 50,40 (- 0,60)
Degussa 37,67 (+ 0,07)
Deutsche Bank 73,92 (+ 0,15)
Deutsche Post 16,95 (- 0,03)
Deutsche Telekom 16,86 (+ 0,16)
E.ON AG 58,55 (+ 0,42)
EPCOS 51,05 (- 0,77)
Fresenius Med. Care 68,07 (+ 0,57)
Henkel 70,41 (- 0,29)
Infineon Techno 23,55 (- 1,47)
Linde 57,00 (- 0,10)
Lufthansa 16,82 (- 0,07)
MAN 27,43 (- 0,57)
Metro 38,15 (- 0,25)
MLP 74,70 (- 0,89)
Münchener Rück 282,80 (- 1,02)
Preussag 34,20 (- 0,10)
RWE 43,05 (+ 0,37)
SAP 159,59 (- 4,91)
Schering 67,50 (- 0,60)
Siemens 72,31 (- 0,99)
ThyssenKrupp 17,63 (- 0,45)
VW 58,00 (- 1,42)

Die EZB-Referenzkurse ausgewählter Devisen: Danach notierte der Euro
mit

0,8803 US-Dollar
0,6121 Brit.Pfund
1,4627 Schw.Franken
und
116,87 Jap.Yen