1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US Masters: Die richtige Linie finden

Sarah Wiertz8. April 2015

Beim US Masters spielen die besten Golfprofis um das legendäre Green Jacket. Mit Martin Kaymer und Bernhard Langer schlagen zwei Deutsche in Augusta ab. Die tückischen Grüns bereiten besonders Kaymer Probleme.

https://p.dw.com/p/1F4FG
Bild: J. Squire/Getty Images

Alles ist auf diese vier Tage im April ausgerichtet. Beim prestigeträchtigsten Golfturnier des Jahres - dem Masters - soll alles perfekt sein. Nichts wird auf dem Augusta National dem Zufall überlassen. So wird das Wasser azurblau und das Gras in einem satten Grünton gefärbt. Die schattigen Teile des Platzes werden nachts mit UV-Lampen bestrahlt, damit die Bäume und Blumen auch rechtzeitig in bester Blüte stehen. Sogar der Rasen hat seine eigene Heizung. Nicht umsonst gilt der Augusta National als der bestgepflegteste Golfplatz der Welt.

Und als mit der Schwierigste. Besonders die extrem schnellen und tückischen Grüns vermiesen den Profigolfern oft ein gutes Ergebnis. Für Deutschlands besten Golfprofi Martin Kaymer ist das eine besondere Herausforderung. Denn er hat es nicht so mit dem kurzen Spiel. Was seine Putt-Statistik betrifft, liegt der Weltranglisten-Vierzehnte derzeit auf dem 171. Rang. "Ich habe den Ball schon immer gut getroffen, fast immer landen meine Abschläge auf dem Fairway", sagt Kaymer. "Aber die großen Turniere habe ich nur gewonnen, wenn ich auch gut auf dem Grün war."

Tückisch: die ondulierten Grüns

In Augusta sind die Grüns nicht nur sehr schnell, sondern auch stark onduliert, also sehr wellig mit ganz unterschiedlichem Gefälle. Unvergesslich der Chip von Tiger Woods am 16. Loch aus dem Jahr 2005: Zum Schreck der Zuschauer lief der Ball in eine ganz andere Richtung als zur Fahne, bis der Ball immer langsamer wurde und als er fast anhielt, sich um 90 Grad drehte, rechts das Grün herunterlief und mit der letzten Umdrehung im Loch landete.

2014 Masters-Turnier Martin Kaymer
Kaymer: die richtige Puttlinie findenBild: picture-alliance/dpa/Tannen Maury

Auf den Grüns in Augusta nehmen sich die Golfer also besonders viel Zeit, um die Puttlinie - der imaginäre und ideale Lauf des Balls von seiner derzeitigen Lage zum Loch - zu lesen. Eben weil sich beim Putten viel im Kopf abspielt und das Masters ein so besonderes Turnier ist, ist das Selbstvertrauen enorm wichtig. Fraglich ist, ob Martin Kaymer derzeit davon genug hat. Das Jahr begann mit einer gefühlten Niederlage, als er beim Abu Dhabi Championship souverän vor der Schlussrunde führte und den Sieg auf den letzten Löchern verspielte. Bei den letzten beiden Turnieren verpasste er gar den Cut.

Vor 30 Jahren: Langers erster Sieg in Augusta

Das passierte dem 30-Jährigen in Augusta auch bei seinen ersten vier Teilnahmen. Der geteilte 31. Platz im vergangenen Jahr war sein bestes Ergebnis bei diesem Turnier, das einfach nur das Masters genannt wird und im Gegensatz zu den US Open und den PGA Championships - die Kaymer bereits je einmal gewinnen konnte - immer auf dem selben Golfplatz ausgetragen wird. Sein Landsmann Bernhard Langer kommt dagegen deutlich besser mit der Anlage zurecht. Zweimal durfte er sich schon das Grüne Sakko des Siegers überstreifen, vor genau 30 Jahren und 1993. Im letzten Jahr wurde er Achter.

2014 Masters-Turnier Martin Kaymer
Langer im Grünen Sakko 1985Bild: picture alliance/AP Images

Bei der gemeinsamen Proberunde am Montag wird sich Martin Kaymer wohl wieder einige Tipps von dem Altmeister geholt haben. "Man braucht den richtigen Touch und die Nerven beim Putten. Der Druck ist natürlich immens, die Atmosphäre grandios - in Augusta werden die Champions gekürt", erklärt Bernhard Langer. Um einen vermeintlich einfachen und kurzen Putt zu haben, ist der Schlag auf das Grün ebenso wichtig. Doch da die Grüns so tückisch sind und die Fahnen schwer gesteckt werden, können sie meistens nur von genau einer Stelle angespielt werden, ohne dass der Ball wieder vom Grün - oder womöglich ins Wasser - rollt. "Deshalb muss man extrem gute Eisen-Schläge ins Grün spielen", so Langer.

Draw statt Fade

Für den Erfahrungsaustausch ist Martin Kaymer sehr dankbar. Obwohl die Leistungen von Martin Kaymer in den letzten Wochen nicht gerade vielversprechend waren, bezeichnet er seine Chancen auf der offiziellen Pressekonferenz als "so gut wie nie zuvor". Im vergangenen Jahr hat Martin Kaymer seinen Schwung geändert, so dass er nun neben seinem gewöhnlichen Fade (Flugkurve des Balls, bei der er links startet und sich dann nach rechts dreht) auch den in Augusta so wichtigen Draw (Balls startet rechts und dreht sich dann nach links) im Repertoire hat. "Verschiedene Abschläge, die ich nie richtig mochte, kann ich nun endlich meistern oder habe zumindest eine gute Chance", gibt sich Martin Kaymer optimistisch.

2015 Masters-Turnier Bernhard Langer und Martin Kaymer
Mentor und Freunde: Langer (l.) mit KaymerBild: picture-alliance/dpa/Tannen Maury

Favoriten sind aber andere: Rory McIlroy zum Bespiel. Der Weltranglistenerste will in Augusta seinen Karriere-Grand-Salm perfekt machen. Das Masters fehlt dem 25-jährigen Nordiren noch in seiner Major Sammlung. Die US-Amerikaner hoffen auf einen Sieg von Landsmann Jordan Spieth, der im vergangenen Jahr bei seinem Masters-Debüt hinter Titelverteidiger Bubba Watson den zweiten Platz belegte und als Amerikas Gold-Hoffnung gilt.

Die Zuschauer kommen wegen Tiger Woods

Vor einigen Jahren war das Tiger Woods. Der Superstar zieht zwar immer noch die Massen an, aber in seiner derzeitigen Verfassung trauen ihm nur Wenige den fünften Masters-Sieg zu. Zum ersten Mal nimmt Tiger Woods an einem Major-Turnier teil, ohne dabei in den Top 100 der Welt gelistet zu sein. Nur 47 Löcher hat der ehemalige Weltranglistenerste wegen diverser Verletzungen im Kalenderjahr 2015 unter Wettkampfbedingungen bestritten.

2015 Masters-Turnier Tiger Woods
Wo Woods ist, sind auch die ZuschauerBild: picture-alliance/dpa/Andrew Gombert

Es gibt - neben einem Sieg - noch eine andere Art, sich auf diesem legendären Golfplatz unsterblich zu machen: Der ehemalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower schlug auf dem 17. Loch so oft in eine Weihrauch-Kiefer, dass er offiziell dessen Entfernung beantragte. Auch wenn der Antrag abgelehnt wurde - der Baum erhielt seinen Namen.