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Obama bietet sich als Vermittler an

11. Juli 2014

Im Nahen Osten sprechen derzeit nur die Waffen: Weder Israel noch die radikalislamische Hamas sind bereit nachzugeben. Da bietet US-Präsident Obama an, zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln.

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US-Präsident Obama (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Im blutigen Schlagabtausch zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen hat US-Präsident Barack Obama sich dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als Vermittler angeboten. Die USA seien bereit, ein Ende der Feindseligkeiten herbeizuführen, sagte Obama in einem Telefonat mit Netanjahu, wie das Weiße Haus mitteilte. Unter anderem sei dies möglich durch eine Rückkehr zu der im November 2012 vereinbarten Waffenruhe. Obama zeigte sich besorgt über eine weitere Eskalation der Gewalt und sagte, alle Seiten müssten die Leben von Zivilisten schützen und Ruhe einkehren lassen.

Netanjahu kündigte am Abend nach mehr als sechsstündigen Beratungen mit seinem Sicherheitskabinett "weitere Stufen" des Militäreinsatzes im Gazastreifen an. "Die Operation geht voran wie geplant", sagte er. "Wir haben der Hamas schweren Schaden zugefügt. Aber wir werden noch härter zuschlagen." Zuvor hatte Netanjahu bekräftigt, eine Feuerpause stehe nicht auf der Tagesordnung und er verhandle momentan auch mit niemandem.

Opferzahlen steigen weiter

Seit Dienstag hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben schon fast 900 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg am Donnerstag auf 88, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. 660 Menschen wurden verletzt. Am Abend teilte das israelische Militär mit, dass Israel binnen drei Tagen von mindestens 384 Raketen getroffen worden sei, die militante Palästinenser im Gaza-Streifen abgefeuert hätten. Weitere 88 Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden.

Am Abend heulten die Sirenen wieder in und um Jerusalem. Mehrere Raketen der Kassam-Brigaden und des Islamischen Dschihads wurden abgefangen oder landeten in freiem Gelände. Berichte über Opfer in Israel liegen nicht vor. Allerdings herrscht große Angst in der Bevölkerung. Hunderttausende suchten in den vergangenen Tagen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten Zuflucht in Schutzräumen.

Auslöser der jüngsten Konfrontation ist die Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Westjordanland. Die Regierung in Jerusalem hält die Schuld der Hamas für erwiesen, die die Tat als Heldentat verherrlicht, sich aber nicht explizit dazu bekannt hat. Offenbar aus Rache wurde wenig später ein palästinensischer Jugendlicher getötet.

Kommt die Bodenoffensive?

Die israelische Regierung prüft derzeit die Vor- und Nachteile einer Bodenoffensive im Gazastreifen und setzt die Vorbereitungen dafür fort. 20.000 Reservisten wurden bereits mobilisiert. "Wir haben lange Tage des Kampfes vor uns", sagte Verteidigungsminister Mosche Jaalon. Ein Hamas-Sprecher sagte dazu: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir haben nichts zu verlieren. Wir sind bereit, bis zum Ende zu kämpfen."

Die Miliz rief die Bewohner Gazas auf, sich als menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen. Ein Sprecher lobte jene Palästinenser als Vorbilder, die kurz vor einem israelischen Angriff auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen waren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die Lage in dem dicht besiedelten Küstengebiet stehe "auf Messers Schneide."

Medikamente fehlen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor einem Kollaps der medizinischen Versorgung im Gazastreifen und im Westjordanland. Es mangele in den Palästinensergebieten an Medikamenten ebenso wie an Treibstoff für die Generatoren der Krankenhäuser, erklärte die WHO. Bei der Eskalation der Gewalt seien vier Kliniken und eine Wasser-Entsalzungsanlage in einem Flüchtlingslager beschädigt worden.

Das palästinensische Gesundheitsministerium erklärte, der Treibstoff für die Krankenhaus-Generatoren in Gaza reiche nur noch zehn Tage angesichts der ständigen Stromausfälle. In den Krankenhäusern würden nur noch lebensrettende Operationen vorgenommen. "Wir arbeiten in einer schrecklichen Situation. Ich hatte heute nicht die nötigen Mittel, um Verletzte zu nähen und musste improvisieren", zitierte die WHO einen Arzt, der 24 Stunden am Stück im Dienst war.

kle/qu (rtr, afp, dpa)