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Tausende US-Soldaten sagen Deutschland "Goodbye"

17. Februar 2012

Nun ist es amtlich: Im Zuge ihrer strategischen Neuausrichtung ziehen die USA mehr als 10.000 Soldaten aus Deutschland ab. Die Truppenverlegung soll noch in diesem Jahr beginnen und 2017 abgeschlossen sein.

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US-Soldaten in Bayern (Foto: dapd)
Bild: dapd

US-Verteidigungsminister Leon Panetta informierte seinen deutschen Kollegen Thomas de Maizière bei einem Treffen in Washington über den geplanten Abzug. Zugleich lobte der Pentagon-Chef: Deutschland sei ein "wunderbarer Gastgeber für unsere Truppen und ihre Familien" gewesen.

Minus 450.000.000.000 $

Wie erwartet lösen die USA zwei schwere Kampfbrigaden mit je 3850 Soldaten auf, die in Baumholder in Rheinland-Pfalz und Grafenwöhr in Bayern stationiert sind. Auch das Aus für die bayerischen Standorte Schweinfurt und Bamberg war bereits bekannt. Nach Angaben des Pentagon sollen 1600 Soldaten einer Luftlandebrigade künftig im italienischen Vicenza stationiert sein. Außerdem kündigte das US-Verteidigungsministerium die Auflösung eines in Spangdahlem (Rheinland-Pfalz) stationierten Luftwaffen-Geschwaders mit gut 500 Soldaten an. Das Hauptquartier des 5. US-Corps in Wiesbaden soll ebenfalls weichen, rund 750 Soldaten werden von hier im Sommer nach Afghanistan verlegt. Auch der geplante Abzug von 2500 Soldaten aus Unterstützungseinheiten in Europa dürfte Standorte in Deutschland treffen.

US-Präsident Barack Obama hatte Anfang Januar eine neue Verteidigungsstrategie vorgestellt, die den Schwerpunkt auf den asiatisch-pazifischen Raum legt. Angesichts der hohen Staatsverschuldung soll das US-Militärbudget in den kommenden zehn Jahren um rund 450 Milliarden Dollar schrumpfen.

"Moderat"

De Maizière zeigte Verständnis für die Abzugspläne. "Das Verfahren war transparent, das Ergebnis ist moderat", sagte er. Deutschland bleibe das "Hauptstationierungsland" amerikanischer Truppen in Europa. "Das unterstreicht, dass Deutschland für unsere amerikanischen Freunde ein strategisch wertvoller und auch ein strategischer unverzichtbarer Standort ist und bleibt."

Leon Panetta und Thomas de Maiziere (Foto: dapd)
Treffen im Pentagon: Leon Panetta und Thomas de MaiziereBild: dapd

Die beiden Verteidigungsminister bekräftigten auch den gemeinsamen Willen, den Kampfeinsatz in Afghanistan bis Ende 2014 fortzusetzen. Das Prinzip "gemeinsam rein, gemeinsam raus" gelte weiter, sagte Panetta. Vor zwei Wochen hatte er mit Äußerungen für Irritationen gesorgt, die als Ankündigung eines beschleunigten Abzugs verstanden wurden.

An Israel richtete de Maiziere den Appell, im Atomstreit mit dem Iran nicht zu militärischen Mitteln zu greifen. Er hoffe sehr, dass Israel sich an den Bemühungen um eine friedliche Lösung beteilige und keine einseitigen Schritte unternehme, sagte de Maiziere. Auf die Frage, wie sich Deutschland im Falle einer Eskalation verhalten werde, sagte er: "Deutschland wird immer an der Seite Israels bleiben. Was das konkret bedeutet, ist jetzt nicht zu entscheiden."

wa/det (dpa, afp, rtr)