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USA überprüfen Militärstrategie

10. Januar 2005

Die Anschlagsserie im Irak geht weiter. Nun wollen die USA ihre Strategie überdenken - und angeblich gezielt liquidieren.

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Wieder Terror in MossulBild: dpa

Der stellvertretende Polizeichef von Bagdad, Amer Ali Najef und sein Sohn Chaled Najef, ebenfalls ein Polizist, seien am Montag (10.1.2005) auf dem Weg zur Arbeit gewesen, als sie im südlichen Bagdader Stadtteil Dora angegriffen wurden. Die Angreifer schossen aus zwei Autos mit Maschinengewehren auf die beiden Polizisten, teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. Vier weitere Polizisten wurden am Montagmorgen bei einem Selbstmordanschlag getötet. Zehn Polizisten wurden verletzt. Eine Autobombe war während des Schichtwechsels in einer Polizeiwache im südlichen Safarnijeh-Bezirk explodiert.

Neue Strategie?

Angesichts der zunehmend außer Kontrolle geratenden Sicherheitslage im Irak haben Großbritannien und die USA ein gemeinsames Expertenteam mit der Überprüfung der Militärstrategie beauftragt. Der britische Premierminister Tony Blair sagte am Sonntag (9.1.2005) im BBC-Fernsehen, US-Präsident George W. Bush und er hätten die Entsendung von Experten beschlossen, um die derzeitige Situation zu analysieren. Wichtigste Aufgabe sei es, die irakischen Sicherheitskräfte zu befähigen, künftig selbst mit der Lage fertig zu werden. Laut Blair ist die Sicherheitslage im ganzen Land, mit Ausnahme der irakischen Hauptstadt Bagdad und ihrer Umgebung "relativ stabil". In Bagdad müsse alles unternommen werden, um den irakischen Aufstand zu beenden, sagte Blair.

Gary E. Luck
Gary E. LuckBild: AP

Wie US-amerikanische Medien berichten, soll der General im Ruhestand Gary E. Luck im Auftrag von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld untersuchen, wie die irakischen Soldaten und Polizisten besser als bisher ausgebildet werden könnten. Luck werde dabei Zugang zu allen Bereichen des Irak-Einsatzes bekommen. Der frühere Kommandeur der US-Truppen in Südkorea hatte im Irak-Krieg 2003 US-General Tommy Franks beraten und ist derzeit Berater des vereinten Streitkräftekommandos.

Die "Salvador-Option"

Das amerikanische Militär erwägt nach Informationen der Zeitschrift "Newsweek" auch Eliteeinheiten kurdischer Kämpfer zur gezielten Eliminierung von Aufständischen auszubilden. Das Pentagon prüfe die "Salvador-Option", berichtet die Zeitschrift am Sonntag auf ihrer Internet-Seite. In El Salvador hatte das US-Militär Anfang der 1980er Jahre Todesschwadronen ausgebildet, um linke Guerilla-Kämpfer zu eliminieren. "Wir müssen gegen diese Aufständischen in die Offensive gehen", zitiert die Zeitschrift einen Offizier. "Im Moment sind wir in der Defensive. Und wir verlieren."

Überlegt werde, kurdische Peshmerga-Kämpfer für solche Einsätze im Irak heranzuziehen. Sie sollten sunnitische Kämpfer und deren Sympathisanten aufspüren und entweder töten oder festnehmen, berichtete "Newsweek". Im Gespräch seien auch solche Einsätze amerikanischer Eliteeinheiten im Nachbarland Syrien. Der stellvertretende US-Außenminister Richard Armitage war Anfang Januar in Syrien und forderte die Regierung in Damaskus auf, selbst entschiedener gegen Kämpfer vorzugehen, die nach Überzeugung der Amerikaner von Syrien aus Angriffe im Irak vorbereiten.

Anschlag auch in Mossul

Im 370 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Mossul kamen bei einem Bombenanschlag drei irakische Soldaten ums Leben, wie ein US-Soldat mitteilte. Vier weitere Soldaten seien verletzt worden. Das Fahrzeug der Soldaten sei inmitten von sechs gepanzerten US-Fahrzeugen gefahren, als der Sprengsatz detonierte. Der Konvoi wollte Heizungen an Schulen ausliefern. Zwei US-Soldaten wurden getötet, als ein Sprengsatz beim Vorbeifahren ihres Konvois in Südwesten Bagdads explodierte. Außerdem erklärte die US-Armee, einer ihrer Soldaten sei am Sonntag bei einem Einsatz in der Provinz Al Anbar ums Leben gekommen. Seit Beginn des Irak-Krieges im März 2003 sind mehr als 1350 US-Soldaten ums Leben. Fast täglich verüben Extremisten im Irak Anschläge auf Sicherheitskräfte und ausländische Soldaten.

Ukraine zieht Truppen ab

Unterdessen wies der scheidende ukrainische Präsident Leonid Kutschma am Montag seinen Verteidigungsminister Olexander Kusmuk an, den Abzug der ukrainischen Armee vorzubereiten. Der Abzug solle innerhalb von sechs Monaten vollzogen werden, hieß es aus Kiew. Am Sonntag waren acht ukrainische Soldaten bei der Entschärfung einer Bombe ums Leben gekommen. (ch)