USA bauen wieder Atomreaktoren
9. Februar 2012Beauftragt mit dem Bau zweier neuer Atomreaktoren wurde das Unternehmen "Southern Company". Die Firma erhalte alle Lizenzen, um ihr bestehendes Kernkraftwerk "Vogtle" im US-Bundesstaat Georgia zu erweitern, bestätigte die zuständige Regulierungsbehörde NRC in Washington.
Es ist die erste derartige Genehmigung seit dem schweren Atomunglück 1979 im Atommeiler "Three Mile Island" bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania. Damals waren dort bei einer teilweisen Kernschmelze große Mengen radioaktiver Strahlung ausgetreten.
Viele neue Arbeitsplätze
"Southern Company" bezeichnete die Lizenzvergabe als 'monumentale Leistung'. Es handele sich um eine 14 Milliarden Dollar große Investition, die bis zu 25.000 neue Arbeitsplätze schaffen werde. Die Reaktoren sollen 2016 und 2017 ans Netz gehen.
US-Präsident Barack Obama ist ein Verfechter der Kernkraft. Auch direkt nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima bekannte er sich offen zum Bau neuer Reaktoren. Obama argumentiert, durch die Kernkraft könnten die USA ihre Abhängigkeit von Ölimporten verringern. Im übrigen, so Obama, lasse sich durch die Atomkraft auch der Ausstoß von Treibhausgasen senken. Der US-Präsident plädiert deshalb für eine "atomare Renaissance".
Derzeit gibt es in den USA ein Netz von etwa 100 Reaktoren. Die zum Teil jahrzehntealten Anlagen liefern rund ein Fünftel der Elektrizität. Neben der Anlage in Georgia sollen weitere neue Krafterke entstehen. 20 Anträge für den Bau zusätzlicher Reaktoren liegen der Regierung bereits vor.
Kritiker allein auf weiter Flur
Ungeachtet der Tatsache, das Präsident Obama sich vehement für den Ausbau der Kernkraft einsetzt, gibt es in den USA aber auch kritische Stimmen. Dazu zählt paradoxerweise der Chef des Kontrollgremiums, das jetzt den Bau neuer Reaktoren in Georgia bewilligte. Der Gremiumsvorsitzende Gregory Jaczko hatte deutliche Sicherheitsbedenken vorgebracht und betont, nach der Fukushima-Katastrophe müssten zunächst die Sicherheitsmaßnahmen verbessert werden. Erst dann könnten neue Nuklearanlagen gebaut werden.
Jaczko wurde aber überstimmt. Die Kommission votierte mit vier zu eins Stimmen gegen ihren Vorsitzenden und machte damit den Weg frei für den Bau der ersten US-Atomreaktoren seit Ende der 70er Jahre. Beauftragt mit der Fertigung der neuen Anlagen ist "Westinghouse Electric"; die Firma gehört mehrheitlich dem japanischen Mischkonzern "Toshiba".
haz/sc (rtr, dpa, dapd)