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USA geben Internet-Verwaltung in private Hand

1. Oktober 2009

Bisher waren die Bürokraten im US-Handelsministerium für die technische Infrastruktur des Internet zuständig. Doch jetzt soll die Privatwirtschaft die Regulierungsorganisation ICANN übernehmen.

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Hände auf Laptop-Tastatur (Foto: AP)
Das Internet wird privaterBild: AP

Ein entsprechender Vertrag zwischen dem US-Handelsministerium und der ICANN ist von Donnerstag (01.10.2009) an in Kraft. Er war am Mittwoch von beiden Seiten unterzeichnet worden und ersetzt ein Abkommen, das Ende September ausgelaufen ist.

Die USA lockern damit ihre Kontrolle über die Verwaltung des Internet und überlassen die wesentlichen Entscheidungen über die Infrastruktur des Netzes der Privatwirtschaft. Die Regierung in Washington und die ICANN vereinbarten, dass die Regulierungsorganisation künftig von "keiner Instanz" mehr kontrolliert wird. Stattdessen soll die Arbeit von verschiedenen Interessengruppen koordiniert werden.

"Eine Welt, ein Internet"

Dunkelhäutige Kinder vor einem Computer (Foto: BilderBox)
Das Internet - eine Erfindung von US-Forschernwird weltweit genutztBild: BilderBox

Allerdings soll gewährleistet sein, dass die Entscheidungen der ICANN auch künftig im öffentlichen Interesse getroffen werden. Die Organisation verpflichtete sich daher zur Veröffentlichung der positiven, aber auch negativen Folgen ihrer Beschlüsse.

ICANN-Chef Rod Beckstrom betonte, dass seine Gesellschaft durch den Schritt stärker international ausgerichtet sein werde. "Eine Welt, ein Internet, alle vernetzt, das ist unser Ziel bei ICANN", sagte er.

So ganz aus der Hand will die Regierung von US-Präsident Barack Obama die Kontrolle über das Internet aber dann doch nicht geben: So musste sich die ICANN verpflichten, ihr Hauptquartier in den Vereinigten Staaten zu belassen. Darüber hinaus sichert ein bis 2011 gültiger Vertrag der US-Regierung die Hoheit über die so genannten "Root Server". Das sind die Rechner, die den gesamten Datenverkehr steuern.

EU begrüßt die Entscheidung

Viviane Reding, EU-Kommissarin für Medien und Telekommunikation (Foto: AP)
Viviane Reding, EU-Kommissarin für Medien und TelekommunikationBild: AP

Die Europäische Union begrüßte das Vorgehen der US-Regierung. Die Entscheidungen der ICANN seien künftig unabhängiger und besser nachvollziehbar, sagte EU-Medienkommissarin Viviane Reding.

Sie hatte in der Vergangenheit - ebenso wie Russland und China - gefordert, die Verwaltung des weltweiten Netzes aus der alleinigen Aufsicht der Amerikaner zu lösen.

Seit 1998 an die US-Regierung gebunden

ICANN ist die Abkürzung für Internet Corporation for Assigned Names and Numbers. Zu ihren Aufgaben gehört vor allem der Betrieb des Domainnamen-Systems. Dabei handelt es sich um eine Art elektronisches Verkehrsleitsystem, das Rechner mit Servern rund um den Globus verbindet. Zudem wacht die Organisation über Top Level Domains wie ".de" oder ".com". Ihr Sitz ist in der kalifornischen Kleinstadt Marina del Rey.

Die Organisation ist seit ihrer Gründung 1998 vertraglich an die US-Regierung gebunden. Dies hat in erster Linie historische Gründe: Die Grundlagen des Internet wurden in den 1950er und 60er Jahren von Forschern im Auftrag des Pentagon entwickelt.

Autor: Thomas Grimmer (dpa)
Redaktion: Michael Wehling