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USA schicken mehr Soldaten nach Bagdad

1. Juli 2014

Die USA verstärken den Schutz ihrer Botschaft im Irak und entsenden bis zu 200 weitere Soldaten in die Hauptstadt Bagdad. Sie sollten die diplomatische Vertretung und den internationalen Flughafen schützen.

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Schild der US-Botschaft in Bagdad (Foto: Getty Images)
Bild: Scott Nelson/AFP/GettyImages

Die zusätzlichen Soldaten sind dafür auch mit Hubschraubern und unbemannten Flugzeugen ausgestattet, um in der irakischen Hauptstadt für die Sicherheit ihrer Landsleute zu sorgen. Das teilte das Pentagon in Washington mit. Mitte Juni hatte Präsident Barack Obama bereits die Entsendung von bis zu 275 Soldaten verkündet, die US-Bürger und die Botschaft im Irak schützen sollen. Zudem sollen bis zu 300 US-Militärberater die irakische Armee im Kampf gegen muslimische Extremisten der ISIS unterstützen.

In den vergangenen Tagen wurden 180 Militärberater in den Irak verlegt, um sich ein besseres Bild von der Lage zu machen und die einheimischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen die Sunnitengruppe "Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien" (ISIS) zu unterstützen. Insgesamt befinden sich damit derzeit rund 500 US-Soldaten auf irakischem Boden, viele von ihnen gehören Eliteeinheiten an. An Kampfhandlungen gegen die sunnitischen Extremisten sollen sie sich aber nicht beteiligen.

Keine Bodenkampftruppen

Obama hatte den Einsatz von Bodenkampftruppen im Irak ausgeschlossen, die Möglichkeit für Luftangriffe hielt er sich aber offen. Ende 2011 waren die letzten US-Soldaten aus dem Irak abgezogen worden.

Die Dschihadistengruppe ISIS hatte vor drei Wochen bei einer Blitzoffensive die nördliche Großstadt Mossul in ihre Gewalt gebracht und binnen Tagen die umliegende Provinz Ninive sowie weite Teile angrenzender Provinzen erobert. Am Sonntag rief sie ein grenzübergreifendes "Kalifat" aus. Während sich Armee und Polizei zunächst vielfach kampflos zurückzogen, starteten sie inzwischen eine Gegenoffensive, die erste Erfolge gegen die von mehreren sunnitischen Rebellengruppen unterstützten Dschihadisten verzeichnete. Vor allem die Stadt Tikrit ist derzeit heftig umkämpft.

Allein im Juni sind im Irak fast 2000 Menschen bei Gefechten und Anschlägen getötet worden. Dies waren die meisten Opfer in dem Konflikt seit der Hochzeit des Bürgerkriegs im Mai 2007, wie die Regierung mitteilte. Nach den gemeinsam vom Gesundheits-, Verteidigungs- und Innenministerium vorgelegten Zahlen wurden im Juni 1922 Menschen getötet, darunter 1393 Zivilisten, 380 Soldaten und 149 Polizisten. Weitere 2610 Menschen wurden demnach verletzt, auch hier die meisten von ihnen Zivilisten.

Druck auf Al-Maliki wächst

Einen Tag vor der ersten Sitzung des neu gewählten irakischen Parlaments rief der radikale Schiitenführer Muktada al-Sadr Regierungschef Nuri al-Maliki zum Rückzug auf. Al-Sadr sagte nach einer Meldung des Nachrichtenportals Sumeria News, er rate Al-Maliki, nicht für eine dritte Wahlperiode zu kandidieren. Al-Maliki ist seit 2006 im Amt und möchte trotz scharfer Kritik an seiner Amtsführung wiedergewählt werden.

Das Parlament will an diesem Dienstag mit den Beratungen über die künftige politische Führung beginnen. Al-Sadrs Bewegung war bei der Wahl Ende April zweitstärkste Kraft geworden. Der Wahlsieger war jedoch die Rechtsstaats-Allianz von Al-Maliki. Dem schiitischen Ministerpräsidenten fehlen bisher Koalitionspartner, um wiedergewählt zu werden. Eine Sitzung der schiitischen Parteien am Sonntag verlief ohne Einigung auf einen Kandidaten. Kritiker werfen Al-Maliki vor, seine von Schiiten dominierte Regierung diskriminiere Sunniten und habe so den Boden für den Vormarsch der ISIS bereitet.

kle/qu (dpa, afp)