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USA senden weitere Panzer

29. April 2004

Wegen der heftigen Kämpfe in Falludscha haben US-Kommandeure mehr Panzer angefordert. Mindestens 125 US-Soldaten starben im April - mehr als während der Invasion vor einem Jahr.

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Auf der Flucht vor der Gewalt: Eine irakische Familie verlässt FalludschaBild: AP

Die schweren Kämpfe zwischen Aufständischen und der US-Armee in Falludscha dauern weiter an. Dabei setzen die Besatzungstruppen auch Kampfhubschrauber und Flugzeuge ein. Am Dienstag (27.4.) hatte das Militär mit den heftigsten Luftangriffen auf die Stadt seit zwei Wochen begonnen. Am Mittwoch (28.4.) soll Augenzeugenberichten zufolge ein Munitionslager der Aufständischen angegriffen worden und anschließend explodiert sein. Auch aus anderen Teilen der Stadt wurden Gefechte gemeldet. Vor allem der nördliche Randbezirk Golan, in dem das US-Militär viele Aufständische vermutet, wurde mehrmals angegriffen.

Um den lange angekündigten Sturm auf Falludscha soll es sich bei den Gefechten der vergangenen Tage allerdings noch nicht gehandelt haben, berichtete der US-Fernsehsender CNN. In Falludscha treffen die Besatzungstruppen auf erbitterten Widerstand. Seit Anfang April in Falludscha vier US-Soldaten umgebracht wurden, hat die US-Armee in dort eine Offensive gestartet - bislang jedoch mit geringem Erfolg. Für die USA hat sich der April mit mindestens 125 getöteten Soldaten zum verlustreichsten Kriegsmonat im Irak entwickelt.

Minarett mit Hubschraubern angegriffen

Nach Angaben von US-General Sattler haben sich in Falludscha rund 1500 Aufständische verschanzt. Er verteidigte das harte Vorgehen der US-Armee gegen die Aufständischen. Es handle sich lediglich um Reaktionen auf Angriffe. So sei es auch am Montag (26.4.) gewesen, als ein Kampfhubschrauber ein Minarett zerstört hatte. US-Truppen seien zuvor von dem Turm aus attackiert worden. Ein Sprecher des US-Zivilverwalters Bremer sagte, dass die Truppen auch in Zukunft nicht vor religiösen Stätten oder Schulen Halt machen würden, falls dort Waffen gelagert würden. Solche Orte seien von der Genfer Konvention nicht geschützt, wenn sie als Waffenlager missbraucht würden, so der Sprecher .

Nachschub für Falludscha

Aufgrund der andauernden heftigen Kämpfe hat das US-Militär zusätzliche Ausrüstung angefordert. Ursprünglich sei nur die Lieferung leichten Materials geplant gewesen. Doch wegen der neuen Situation habe man sich für schweres Gerät entschieden, erklärte General John Sattler vom Zentralkommando der Streitkräfte in Katar am Mittwoch (28.4.). Aus Deutschland würden zwei Dutzend Kampfpanzer geliefert, die vor allem in Falludscha eingesetzt werden sollen. US-Präsident Bush zeigte sich entschlossen: "Unser Militär wird tun, was nötig ist, um Falludscha im Namen des irakischen Volkes sicher zu machen." Gleichzeitig wollte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld weitere Verhandlungen nicht ausschliessen: Es sei "einen Versuch wert", sagte er im Weißen Haus. Nach Medienberichten vom Donnerstag (29.4.) könnte die Belagerung Falludschas bald eingestellt werden. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.

Einzelheiten der Machtübergabe weiter offen

Nicht rütteln will die Regierung von Präsident Bush allerdings am Termin der Machtübergabe, obwohl noch weitgehend offen ist, wie diese im Einzelnen ablaufen soll. Der UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi stellte dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Mittwoch (28.4.) seinen Vorschlag für eine Übergangsregierung vor. Demnach soll sie aus einem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten bestehen. Wie diese ausgewählt werden sollen, ist allerdings noch unklar. Ebenso wie die Frage, was die Übergangsregierung entscheiden darf. John Negroponte, designierter US-Botschafter im Irak, sprach von "begrenzten Befugnissen". Die USA würden die Sicherheitskräfte weiter kontrollieren; Gesetze dürfe die Übergangsregierung nicht erlassen.

Für eine vollständige Herstellung der irakischen Souveränität sprachen sich Bundeskanzler Schröder und der spanische Ministerpräsident Zapatero aus. Bei ihrem Treffen am Mittwoch (28.4.) in Berlin kündigten sie an, mit Frankreich eine neue Irak-Resolution in den UN-Sicherheitsrat einzubringen. Ziel soll sein, den Irakern möglichst schnell die volle Verantwortung für ihr Land zu übertragen. (mw)