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USA stoßen auf Ablehnung

Daniel Scheschkewitz, Washington17. März 2004

Ein Jahr nach dem Irak-Krieg hat eine Studie das internationale Ansehen der Vereinigten Staaten untersucht. Mit beunruhigenden Ergebnissen: Das Misstrauen gegenüber der amerikanischen Politik ist weltweit größer denn je.

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Die harte Vorgehensweise der USA gegen den Irak wird immer noch kritisiertBild: AP

Die ehemalige Außenministerin Madeleine Albright stellte am Dienstag (16.3.) die globale Studie des angesehenen "Pew Research Centers" in Washington der Öffentlichkeit vor. Befragt wurde ein repräsentativer Bevölkerungsdurchschnitt in den USA und acht Staaten Europas, darunter auch Deutschland und Frankreich, sowie in der islamischen Welt. Die US-Forscher haben herausgefunden: Besonders in der arabischen Welt sitzt der Hass gegenüber den USA noch immer tief. Doch auch in Europa, insbesondere in Deutschland und Frankreich, hat die Glaubwürdigkeit amerikanischer Politik schwer gelitten.

Das Ergebnis der Studie ist für die USA ernüchternd. "Es ist beunruhigend, denn die Amerikaner sind nach dieser Umfrage die Einzigen, die glauben, dass der Krieg im Irak im Kampf gegen das Terrornetzwerk Al Kaida eher geholfen als geschadet hat", stellt Madeleine Albright fest. In allen anderen Ländern, die untersucht wurden, sei der Glaube an die Ehrlichkeit und Demokratie-Verbundenheit Amerikas gesunken.

Vertrauensverlust in Europa

Eine Mehrheit der Befragten in Deutschland, Frankreich und der Türkei - und immerhin die Hälfte aller Briten und Russen - sind der Auffassung, der Irak-Krieg habe der Terrorismus-Bekämpfung geschadet. Der Vertrauensverlust fällt insbesondere in Deutschland und Frankreich extrem aus: 82 Prozent aller Deutschen und 78 Prozent aller Franzosen sind gegenüber den USA heute misstrauischer als noch vor einem Jahr.

Selbst in Großbritannnien - dem führenden Verbündeten von Präsident George W. Bush in Europa - ist die Unterstützung für den Irak-Krieg innerhalb der letzten zwölf Monate um 20 Prozent gesunken. "Der transatlantische Bruch, ausgelöst durch die Entscheidung im Irak in den Krieg zu ziehen, geht nach wie vor tief", sagt Madeleine Albright.

Osama Bin Laden kann punkten

Allerdings: selbst in den Ländern der Anti-Kriegs-Koalition glaubt die Mehrheit der Bevölkerung, dass der Sturz Saddam Husseins das Schicksal der Menschen im Irak positiv verändern wird. Diese Einschätzung teilt die islamische Welt überwiegend nicht: In Jordanien glauben 70 Prozent der Befragten, den Irakern gehe es heute schlechter als unter Saddam, in Pakistan sind immerhin noch 61 Prozent dieser Ansicht.

Spiegelbild der Ablehnung der US-Politik in der arabischen Welt sind die Sympathie-Werte für Osama Bin Laden: Laut Pew-Studie erfreut sich der Al-Kaida-Chef in Pakistan einer Zustimmung von 65 Prozent der Bevölkerung, in Jordanien sind es 55 Prozent. Und selbst in der Türkei halten noch 31 Prozent der Befragten Selbstmordanschläge gegen Amerikaner im Irak für gerechtfertigt.

Mehrheit für den Anti-Terror-Kampf

Ansätze für eine Trendwende sehen die Herausgeber der Studie jedoch bei der weltweiten Terror-Bekämpfung, hier fällt das Meinungsbild differenzierter aus. Zwar ist laut Andrew Kohut, Direktor des Pew Research Centers die Unterstützung für den von den USA angeführten Krieg gegen den Terror immer noch niedrig vor allem in der moslemischen Welt. Doch zeichne sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Zustimmung in der Türkei ab. Und in Russland unterstütze inzwischen eine Mehrheit der Bevölkerung den Kampf gegen den Terror.

Das mag dadurch zu erklären sein, das sowohl die Türkei als auch Russland im vergangenen Jahr Schauplatz von Terror-Anschlägen waren. Die Pew-Studie wurde jedoch vor den Anschlägen in Madrid erhoben und konnte deshalb Veränderungen im Meinungsbild diesbezüglich nicht mehr erfassen.